Rai (Währung)
Rai, auch Steingeld genannt, ist ein auf der Insel Ulithi in Yap, einem Bundesstaat der Föderierten Staaten von Mikronesien, verwendetes Tauschmittel und gilt immer noch als Zahlungsmittel, obwohl die Herstellung 1931 eingestellt wurde. Es besteht aus Steinscheiben, die überall auf den Inseln am Wegrand oder um die Häuser stehen. Wenn Rai den Besitzer wechselt, lässt der neue Eigentümer den Stein gewöhnlich aufgrund des Gewichts und der damit entstehenden Schwierigkeiten des Transports dort, wo er ist. Wem welcher Stein gehört, wird einfach gemerkt.
Beschaffenheit / Herstellung
Die Steine können von Handtellergröße bis 4 Meter Durchmesser haben und über 5 Tonnen wiegen. Sie bestehen bevorzugt aus den Mineralien Aragonit und Kalzit, welche jedoch nicht auf der Insel vorkommen. Somit mussten die Steine von Palau, das etwa 400 Kilometer südwestlich von Yap liegt, beschafft werden. Diese Entfernung wurde mit Auslegerbooten in einer fünftägigen Reise überwunden. Durch die Steine wurde ein Loch geschlagen, so dass man mit Hilfe von Stäben die Steine zum Meer transportieren kann. Hier wurden sie auf Bambusflöße oder Kanus geladen. Besonders große Steine wurden im Meer aufgestellt und das Floß drumherum gebaut. Bei einer japanischen Zählung im Jahr 1929 wurden 13'281 Stücke des Steingeldes dokumentiert, wovon etwa die Hälfte bis heute überlebt hat.
Verwendung
Das Steingeld wurde ausschließlich von Männern benutzt. Heute wird das Geld nur noch selten verwendet, hauptsächlich bei symbolischen Geschäften. Etwa wenn Land „verkauft“ wird, wechseln nur die Nutzungsrechte, da Land auf Yap keinen Eigentümer hat. Dabei bleibt der Stein in der Regel unbewegt und nur der Eigentümer wechselt. Die Eigentumsrechte an den Scheiben sind den ansässigen Dorfältesten bekannt, sodass ein Diebstahl nicht in Frage kommt.
Geschichte
Die mühsame Herstellung und der lange Transport von Palau nach Yap begrenzten die Anzahl und Größe der Steine und erhöhten ihren Wert. Mit ihnen konnte unter anderem Land erworben werden.
In den letzten Jahrhunderten gab es eine Inflation bei dem Steingeld, als der Transport der Steine gefahrlos und billig wurde. Die Zeitenwende bildete die Unternehmensgründung im Jahre 1875 von David Dean O'Keefe. Er gründete Handelsstationen, wo er Kopra gegen eine Überfahrt nach Palau tauschte. Das Kopra verkaufte er weiter nach Hongkong und so verdiente er bis zu seinem Tode 1901 etwa eine halbe Million Dollar. Seitdem gibt es auf Yap sehr große Steine mit nur wenig Prestige und der materielle Wert des Steingeldes ist nicht mehr vorhanden.
Die Geschichte von O'Keefe wurde 1954 verfilmt mit dem Titel „His Majesty O'Keefe“. Burt Lancaster spielte als Capt. David O'Keefe die Hauptrolle.
Tradition
Das Steingeld muss − nach der Tradition − immer auf dem Rand stehend (das heißt angelehnt an Bäume, Häuser etc.) aufbewahrt werden. Es gilt als schwere Beleidigung und ist auf Yap gesetzlich verboten, sich auf die Steinscheiben zu setzen, zu stellen oder diese sonst wie (z. B. als Picknicktisch) zu zweckentfremden. Auch Touristen können deswegen zu Geldstrafen verurteilt werden (die allerdings in Dollarscheinen an die Staatskasse zu zahlen sind), hinzu kommen die bösen Blicke der Einheimischen.
Wertentstehung
Der Wert ergibt sich aus verschiedenen Faktoren wie:
- Größe
- Natürliche Schönheit
- Form
- Geschichte der „Münze“
- Alter
- Wie schwierig es war, sie herzustellen
- Kam jemand beim Transport in Gefahr oder ums Leben
- Soziale Stellung der Beteiligten
Literatur
- Lautz, Thomas: Steinreich in der Südsee. Traditionelle Zahlungsmittel in Mikronesien. Dritter Sonderband der EUCOPRIMO (European Union to Search for, Collect and Preserve Primitive and Curious Money). Köln, 1999.
Siehe auch
- en:His Majesty O'Keefe (englisch)
- Primitivgeld
- Kaurigeld
Weblinks