Omalizumab

Omalizumab

Omalizumab

Masse/Länge Primärstruktur 145,1 kDa
Bezeichner
Externe IDs CAS-Nummer: 242138-07-4
Arzneistoffangaben
ATC-Code R03DX05
DrugBank BTD00081
Wirkstoffklasse Monoklonaler Antikörper
Verschreibungspflicht Ja

Omalizumab (Handelsname: Xolair®, Hersteller: Novartis), ist ein rekombinanter humanisierter monoklonaler Antikörper gegen Immunglobulin E (Anti-IgE) zur Behandlung von schwerem allergischen Asthma bronchiale. Er bindet und neutralisiert als Anti-Antikörper die für die Auslösung der allergischen Reaktion verantwortlichen Antikörper vom IgE-Typ. Die Herstellung erfolgt in einer Zellinie aus dem Ovar des chinesischen Hamsters.

Indikation

In den USA ist es zur Behandlung von moderatem bis schwerem persistierendem allergischem Asthma bronchiale seit Juli 2003 verschreibbar, in Deutschland wurde der Wirkstoff nur zur Behandlung des schweren allergischen Asthmas im Oktober 2005 zugelassen. Die Anwendung soll nur dann erfolgen, wenn Patienten trotz Therapie mit einem langwirksamen β2-Sympathomimetikum kombiniert mit hoch dosierten inhalativen Glucocorticoiden mehrere schwere Asthmaanfälle im Jahr haben. Momentan werden in den USA ca. 50 000, in Frankreich 3500 und in Deutschland 1500 Patienten mit diesem Medikament behandelt. Seit September 2009 ist Omalizumab in der EU auch zur Behandlung von Kindern ab 6 Jahren zugelassen.[1]

Dosierung

Alle 2–4 Wochen 75–375 mg subcutan in Abhängigkeit von Körpergewicht und Gesamt-IgE, welches vorher zu bestimmen ist.

Wird ein Therapieerfolg auch nach 16 Wochen Anwendung nicht erreicht, soll die Therapie mit Omalizumab abgebrochen werden.[2]

Wirkmechanismus

Omalizumab bindet als "Anti-Antikörper" an freies IgE und bildet so Komplexe, die in der Kaskade der Allergieauslösung unwirksam sind. Die Bindung des IgE an Mastzellen wird vermindert und die Freisetzung allergiefördernder Mediatoren (Histamin und Leukotriene) geht zurück. Unter der Anwendung sinkt die Konzentration an freiem IgE um über 90 %.[3]

Nebenwirkungen

Lokalreaktionen

Als Nebenwirkungen sind Schmerzen minimal erhöht im Vergleich zu Placebogabe, aber deutlich vermehrt schwerwiegendere Reaktionen an der Einstichstelle wie Schwellungen, Hautausschläge, Juckreiz aber auch Kopfschmerzen beschrieben.

Allergien, Anaphylaxie

Besonders beachtenswert sind lebensbedrohliche anaphylaktische Reaktionen, die zum Teil mehr als 24 Stunden nach der Injektion, sowohl nach der ersten, als auch nach späteren Anwendungen (auch nach mehr als einem Jahr) beobachtet wurden. Die Gesamthäufigkeit wird anhand von UAW-Meldungen in den USA auf 0,2 % geschätzt. Diese Symptome können binnen Minuten, Stunden oder Tagen nach Injektion von Omalizumab einsetzen: 35 % der Reaktionen traten bis zu 30 Minuten nach Injektion auf, in 14 % zwischen 6 und 12 Stunden, immerhin noch in 5 % der Fälle im Bereich von 1-4 Tagen. In 39 % erschien die Reaktion bei der Erstdosis, in 19 % bei der zweiten und 10 % bei der dritten Gabe, die restlichen 32 % zu späteren Zeitpunkten. Eine Wiederholung der Anwendung des Wirkstoffes nach einer Anaphylaxie ist besonders gefährlich. Bei 18 von 23 reexponierten Personen treten erneut zum Teil schwerere anaphylaktische Symptome auf.[4]

Mögliche Symptome einer solchen Anaphylaxie sind Bronchospasmen, Blutdruckabfall, Synkopen (plötzlich einsetzender, kurz andauernder Bewusstseinsverlust), Nesselsucht, Angioödem, Atemnot, generalisierter Juckreiz u. a. Nach einer Empfehlung der Food and Drug Administration (Gesundheitsbehörde der USA) sollen die Patienten bis mindestens zwei Stunden nach der Injektion ärztlich überwacht werden.[5] Die Ursachen der anaphylaktischen und anaphylaktoiden (Spät-)Reaktionen sind noch unklar, konkrete Langzeitstudien fehlen noch.

Maligne Tumoren

Eine weitere ernstzunehmende unerwünschte Wirkung von Omalizumab ist die vermehrte Beobachtung der Entstehung von bösartigen Tumoren unterschiedlichster Art unter der Therapie. In einem zusammenfassenden Bericht der FDA im November 2009 [6] wird eine Warnung bezüglich vermehrter Tumorbildung im Vergleich zu Placebogabe dargestellt: 0,5 % gegenüber 0,2 % entsprechend 6,3 Tumorerkrankungen versus 3,3 auf 1000 Patientenjahre.

Weitere Nebenwirkungen

An weiteren Nebenwirkungen traten teilweise ausgeprägte Blutbildveränderungen (Thrombopenien) und Haarausfall auf. Auch ist die Infektionsrate mit Würmern (Helminthen) erhöht, da IgE bei der Abwehr von Wurminfektionen beteiligt ist.

Sonstige Informationen

Eine Durchstechflasche mit 150 mg kostet in Deutschland ca. 530 €.

Einzelnachweise

  1. Pressemitteilung Novartis
  2. J. Jones et al.: Omalizumab for the treatment of severe persistent allergic asthma. Health Technol Assess. (2009) 13 Suppl 2: S. 31-39 (Review) PMID 19804687
  3. Fachinformation zu Xolair bei open drug database
  4. Information for Healthcare Professionals: Omalizumab (FDA)
  5. FDA Warnhinweis Anaphylaxie (PDF)
  6. Slides for the November 18, 2009 Meeting of the Pulmonary-Allergy Drugs Advisory Committee - Folie Nrn. 8 f

Literatur

  • R. C. Strunk, G. R. Bloomberg: Omalizumab for asthma. N Engl J Med. (2006) 354(25): S. 2689-2695 (Review) PMID 16790701
  • R. Y. Lin etal.: Omalizumab-associated anaphylactic reactions reported between January 2007 and June 2008. Ann Allergy Asthma Immunol. (2009) 103(5): S. 442-445 PMID 19927545

Weblinks

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