Marcelin Berthelot
- Außenminister (Frankreich)
- Bildungsminister (Frankreich)
- Chemiker (19. Jahrhundert)
- Hochschullehrer (Collège de France)
- Mitglied der Académie française
- Mitglied der Académie des sciences
- Mitglied der Accademia dei Lincei
- Mitglied der Royal Society
- Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Rumänischen Akademie
- Träger der Copley Medal
- Träger des Pour le Mérite (Friedensklasse)
- Mitglied der Ehrenlegion (Ausprägung unbekannt)
- Franzose
- Geboren 1827
- Gestorben 1907
- Mann
Marcelin (auch: Marcellin) Pierre Eugène Berthelot (* 25. Oktober 1827 in Paris; † 18. März 1907 ebenda) war ein französischer Chemiker und Politiker. Er entdeckte eine noch heute angewandte Synthese der Ameisensäure aus Kohlenmonoxid.
Leben und Wirken
Marcelin Berthelot war ein Sohn von Jacques-Martin Berthelot und seiner Ehefrau Ernestine Ernestine Sophie Claudine Biard. Er war das zweite von insgesamt drei Kindern, das erste Kind starb als Säugling. Der Vater stammte aus einer Familie von Eisenschmieden und studierte im Jahre 1822 in Paris Medizin. Während der Cholera-Epidemie im Jahre 1832 war er als Arzt sehr engagiert.[1]. Im Alter von elf Jahren trat Marcellin Berthelot dem Collège Henri IV in Paris bei. Obwohl als Schüler sehr an Geschichte und Philosophie interessiert, wandte sich Berthelot im Studium den Naturwissenschaften zu. Im Jahre 1847 wurde Berthelot bachelierés lettres und dann besuchte Kurse an der Pariser Fakultät für Medizin und der Fakultät für Naturwissenschaften er absolvierte seinen Abschluss im Juli 1849.
Seit 1851 gehörte er als Assistent der Arbeitsgruppe seines ehemaligen Hochschullehrers A.J. Balard am Collège de France an, etwa um diese Zeit begann auch seine lebenslange Freundschaft mit Ernest Renan. Am 24. Juni 1854 legte er seine Doktorarbeit mit dem Thema Mémoire sur les combinaisons de la Glycerin avec les acides et sur la synthese des principes immédiats des graisses des animaux vor, in der verschiedene Forschungsergebnisse in Fortsetzung der Arbeiten von M.E. Chevreul beschrieben werden. 1859 erhielt er eine Professur für organische Chemie an der École Supérieure de Pharmacie und 1865 wurde für seine Forschungstätigkeit ein Lehrstuhl am Collège de France eingerichtet. Seit dem 10. Mai 1861 war er mit Sophie Niaudet (1837-1907) verheiratet. Beide hatten sechs Kinder: Marcel André (1862-1939), Marie-Hélène (1863-1895), Camille (1864-1928), Daniel (1865-1927), Philippe (1866-1934) und René (1872 -1960)[2]. 1863 wurde er Mitglied der Académie nationale de Médecine, zehn Jahre später wurde er in die Académie des sciences, die Französische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. 1889 wurde er in Nachfolge von Louis Pasteur deren ständiger Sekretär.
1876 wurde er zum Generalinspekteur für Bildung ernannt und nach seiner Wahl auf einen nicht zeitlich befristeten Sitz im französischen Senat im Jahr 1881 engagierte er sich speziell in den die Wehrpflicht betreffenden Erziehungsfragen In René Goblet's Kabinett der Jahre 1886-1887 übernahm er das Amt des Bildungsministers und vom 1. November 1895 bis 28. März 1896 war er französischer Außenminister im Kabinett von Bourgeois.
Ein Sohn von Sophie Niaudet und Marcellin Berthelot kam 1904 auf grausame Weise bei einem Eisenbahnunfall ums Leben. Seitdem hatte Berthelots Frau ein schweres Herzleiden. Er hatte mehrmals beteuert, dass er seine kranke Frau Sophie Niaudet (1837-1907) nicht überleben wolle und starb nur wenige Minuten nach ihr. Die französische Regierung wollte Berthelot im Panthéon beisetzen, ihn allerdings auch angesichts der Sterbeumstände nicht von seiner Frau trennen, sodass beide dort ihre letzte Ruhe fanden.
Naturwissenschaftliche Arbeiten
Seit 1860 beschäftigte sich Berthelot mit der Synthese von organischen Verbindungen. Er stellt Ethanol aus Ethylen , Methanol aus Methan her. Später findet er eine Methode, um Ameisensäure aus Kohlenmonoxid herzustellen, ferner eine Synthese von Acetylen im Kohlelichtbogen bei Zusatz von Wasserstoff.
Seit 1869 wendete er sich der Thermochemie zu. Berthelot nahm an, dass die Reaktionstriebkraft einer Stoffumsetzung entscheidend von der dabei entstehenden Wärmemenge abhängig sei. (Diese Feststellung wird später durch Hermann Helmholtz verbessert.) Er führte eine Vielzahl von Messungen über Verbrennungswärmen von chemischen Stoffen durch und ermittelt die Bildungswärmen. Die Bezeichnungen exotherme und endotherme Reaktion hat Berthelot geprägt.
Später untersucht er auch Explosivstoffe und Tiere mit thermochemischen Methoden.
Für seine wissenschaftlichen Verdienste wurde er am 17. August 1882 in den preußischen Orden pour le merite für Wissenschaft und Künste als ausländisches Mitglied aufgenommen(Quelle: DER ORDEN POUR LE MERITE FÜR WISSENSCHAFT UND KÜNSTE, Die Mitglieder des Ordens, Band II (1882-1952), Seite 2. Gebr. Mann-Verlag, Berlin, 1978).
Literatur
- Jean Jacques: Berthelot. Belin, Paris 1987. ISBN 2-7011-1121-8
- Günther Bugge: Das Buch der grossen Chemiker, Band 2, S. 190 ff., Verlag Chemie, Unveränderter Nachdruck 1974, ISBN 3-527-25021-2
Siehe auch
Weblinks
- Der Chemiker und die Ameise, von Konrad Reißmann, Berliner Zeitung vom 17. März 2007
- Kurzbiografie und Werkliste der Académie française (französisch)
- Werke von Marcelin Berthelot. In: Project Gutenberg. (französisch)
- Portrait stehend um 1860
Einzelnachweise
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
Gabriel Hanotaux | Außenminister von Frankreich 1. November 1895-28. März 1896 |
Léon Bourgeois |
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
René Goblet | Bildungsminister von Frankreich 11. Dezember 1886-30. Mai 1887 |
Eugène Spuller |
Personendaten | |
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NAME | Berthelot, Marcelin |
ALTERNATIVNAMEN | Berthelot, Marcellin (andere Schreibweise); Berthelot, Marcellin Pierre Eugène (vollständiger Name); Berthelot, Marcelin Pierre Eugène (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Politiker und Chemiker |
GEBURTSDATUM | 25. Oktober 1827 |
GEBURTSORT | Paris |
STERBEDATUM | 18. März 1907 |
STERBEORT | Paris |