Madaus

Madaus

Stand der Arzneimittelfabrik Dr. Madaus & Co auf der Herbstmesse 1948 in Leipzig

Die Madaus GmbH ist ein großes und traditionsreiches Pharmaunternehmen, spezialisiert auf pflanzliche Pharmazeutika.

Geschichte

Gartenstraße 22

Der Arzt Gerhard Madaus (1890–1942) gründete 1919 mit seinen zwei Brüdern Friedemund (1896–1967) und Hans (1896–1959) in Bonn das Pharma-Unternehmen. Nach dem Ersten Weltkrieg musste die Firma zweimal ihren Sitz wechseln. 1921 wurde das Rheinland von Frankreich besetzt, daher wurde der Sitz nach Radeburg in Sachsen verlegt. Es folgten 1924/25 die Errichtung von Zweigniederlassungen in Berlin, Amsterdam, Dudweiler/Saar und Metz, 1928 in Warschau. 1929 verlegte man den Hauptsitz aus Platzgründen nach Radebeul bei Dresden, wo das Unternehmen das Grundstück der dort Konkurs gegangenen Alfa-Keksfabrik übernahm (Gartenstraße 18). Auf der Gartenstraße 22 entstand um 1938 ein moderner Industriebau, dessen Eingangsportal durch zwei Kunststeinplastiken des Bildhauers Burkhart Ebe geschmückt war.[1] Gerhard Madaus starb 1942.

Der Biologe Robert Thren, der ab 1938 für das Biologische Institut von Madaus auf dem Gebiet der Arzneipflanzen und an mikrobiologischen Problemen geforscht hatte und während des Zweiten Weltkriegs Experimente zur Herstellung von Penicillin durchführte, baute nach dem Zweiten Weltkrieg die ostdeutsche Penicillinproduktion auf. Er leitete ab 1948 die Naturstoffforschung im Biologischen Institut des VEB Pharmazeutische Werke Madaus.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, der die Zweigniederlassungen weitgehend zerstört hatte, wurde das Firmengelände in Radebeul enteignet und demontiert, Madaus selbst lieferte jedoch weiter. Das verstaatlichte Stammhaus der Arzneimittelfabrik Dr. Madaus & Co wurde am 1. April 1951 mit dem ebenfalls enteigneten Dresdner Stammhaus der Gehe & Co., das jetzt den Namen Heilchemie trug, zum VEB Arzneimittelwerk Dresden zusammengelegt.

Die Brüder Friedemund und Hans Madaus gründeten Madaus nach der Enteignung in Radebeul in Westdeutschland neu.[2] Die Zentrale des Unternehmens wurde zunächst provisorisch in Bonn eingerichtet und es wurden wieder kleinere Produktionsstätten in Aichstetten, Wuppertal-Ronsdorf, Geisenheim, Mölln und Karlsruhe aufgebaut. 1947 siedelte sich die Arzneimittelfabrik auf einem Teil des zerstörten ehemaligen Flughafens im Süden des Kölner Vorortes Merheim an. Das Unternehmen blühte auf und beschäftigte 1969 bereits 1200 Mitarbeiter. Der Export nach Übersee wurde forciert. 1976 wurde ein Werk in Wasserburg in Bayern neu gebaut.

1989 wurde die Firmengruppe umstrukturiert. Sämtliche Anteile der Gesellschaften der Madaus-Gruppe wurden von der neu gegründeten Madaus Familiengesellschaft GbR gehalten, die bisherige Madaus KG wurde aufgelöst. Die Dr. Madaus GmbH & Co. wurde umgewandelt in die Madaus AG. Aufgrund der Gesundheitsreform brach der Umsatz ein; 1994 waren nur noch 800 Mitarbeiter im Unternehmen, 1999 nur noch gut 400. Dennoch wurde 1995/96 eine neue Produktionsanlage in Troisdorf-Spich erbaut. 2001 wurde die Firma Dr. Hetterich in Fürth/Bayern übernommen, Anfang 2002 HAL Allergy.

2003 wurde ein neuer Laborbau in Troisdorf eingerichtet, im Jahr darauf zog die Hauptverwaltung in einen Neubau nach Köln-Holweide um. Ab April 2004 wurde die Madaus AG zunächst intern, ab Oktober 2005 auch rechtlich aufgespalten in Madaus Deutschland und die Madaus Holding. Schließlich entstand daraus einerseits die Madaus GmbH sowie andererseits die Madaus AG (die Holding).

Der 1999 zunächst als externer Berater zur Sanierung ins Unternehmen geholte[3] Unternehmensberater Walter Droege erwarb nach und nach immer mehr Anteile und hielt über seine DIC Deutsche Investor's Capital zuletzt 91,5 % der Anteile der Pharmafirma, die 2006 einen Umsatz von 350 Millionen Euro erzielte. Im Juni 2007 wurde das Unternehmen an den italienischen Pharmakonzern Rottapharm verkauft.[4][5]

Literatur

  • Frank Andert (Redaktion), Große Kreisstadt Radebeul. Stadtarchiv Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2. Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9.

Weblinks

Einzelnachweise