Linagliptin

Linagliptin

Strukturformel
Struktur von Linagliptin
Allgemeines
Freiname Linagliptin
Andere Namen

IUPAC: 8-[(3R)-3-Aminopiperidin-1-yl]-7-(but-2-yn-1-yl)-3- methyl-1-[(4-methylchinazolin-2-yl)methyl]-3,7-dihydro-1H-purin-2,6-dion

Summenformel C25H26N8O2
CAS-Nummer 668270-12-0
PubChem 10096344
ATC-Code

A10BH05

Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Antidiabetika

Wirkmechanismus

DPP4-Inhibitor

Verschreibungspflichtig: Ja
Eigenschaften
Molare Masse 472,54 g·mol−1
Sicherheitshinweise
Bitte die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [1]
keine Einstufung verfügbar

H- und P-Sätze H: siehe oben
P: siehe oben
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
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Linagliptin (BI-1356, Markenname: Trajenta®) ist ein Arzneistoff zur peroralen Behandlung von Typ 2-Diabetes. Im August 2011 erteilte die Europäische Kommission die Zulassung für das von dem pharmazeutischen Unternehmen Boehringer Ingelheim entwickelte Medikament.[2] Linagliptin ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Dipeptidylpeptidase-4-Inhibitoren. Diese hemmen das Enzym Dipeptidylpeptidase 4 (DPP-4).

Pharmakologie

Pharmakodynamik (Wirkweise)

Linagliptin ist ein Inhibitor des Dipeptylpeptidase-Isoenzyms DPP-4, welches er kompetitiv und selektiv gegenüber anderen Isoenzymen, wie die Dipeptylpeptidasen DPP-8 und DPP-9, hemmt. Als Dipeptylpeptidase-4-Inhibitor hemmt es den Abbau des Inkretin-Hormons Glucagon-like-peptide 1 (GLP-1). Im Vergleich zu den 2008 bereits kommerziell genutzten Gliptinen Sitagliptin, Saxagliptin und Vildagliptin zeichnete sich Linagliptin in Zellkulturen sowie in Tierversuchen an Ratten durch eine höhere Wirkpotenz und eine längere Wirkdauer aus.[3]

Pharmakokinetik

Viele pharmakokinetische Eigenschaften von Linagliptin, wie die Clearance und das Verteilungsvolumen, sind nichtlinear und dosisabhängig. Die orale Bioverfügbarkeit von 10 mg Linagliptin liegt bei 30 %.[4] Im Organismus wird Linagliptin von seinem Zielprotein, der Dipeptylpeptidase-4, gebunden und nur zu einem geringen Prozentsatz verstoffwechselt.[5] Die Eliminationshalbwertszeit ist dosisunabhängig und liegt zwischen 125 und 140 Stunden.[4] Die Ausscheidung erfolgt überwiegend über den Magen-Darm-Trakt. Etwa 5 % der oral gegebenen Dosis werden renal eliminiert. Damit ist Linagliptin der einzige der bis 2011 zugelassenen DPP4-Hemmer, der unabhängig von der Nierenfunktion gegeben werden kann.

Zulassung

Im August 2011 wurde Linagliptin von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA zugelassen. Die Tablette ist in einer Dosis von 5 mg zugelassen als Monotherapie beim Diabetes mellitus Typ 2, wenn für Metformin eine Unverträglichkeit besteht oder Metformin aufgrund einer Niereninsuffizienz kontraindiziert ist. Bei Bedarf ist auch die Kombination von Linagliptin mit Metformin, sowie die Kombination von Linagliptin mit Metformin und Sulfonylharnstoff zugelassen.[6]

Auf Grund von Unsicherheiten im Zusammenhang mit der frühen Nutzenbewertung durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) wurde in Deutschland das Medikament vom Hersteller Boehringer Ingelheim und seinem Allianzpartner Eli Lilly noch nicht auf den Markt gebracht.[7] Für die frühe Nutzenbewertung reichte der Hersteller, entgegen der unverbindlichen Empfehlung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), nicht die Vergleiche mit den Standardtherapien mit Metformin und Sulfonylharnstoffen ein, sondern verglich Linagliptin lediglich mit anderen hochpreisigen Gliptinen. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen konnte infolge dessen Linagliptin keinen Zusatznutzen gegenüber den Standardtherapien mit Metformin und Sulfonylharnstoffen bescheinigen.[8] Der Gemeinsame Bundesausschuss folgte im März 2012 in seiner Entscheidung zur frühen Nutzenbewertung der Empfehlung des IQWiG, räumt jedoch dem Hersteller die Möglichkeit ein, zu einem späteren Zeitpunkt eine erneute Nutzenbewertung des Wirkstoffs anhand vollständiger Bewertungsunterlangen zu veranlassen.[9] Die erneute Nutzenbewertung nach § 35a Absatz 5b SGB V wurde am 1. September 2012 begonnen. Beschlussfassung ist für Ende Februar 2013 vorgesehen.[10] Der am 3. Dezember 2012 veröffentlichte Bericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) kommt zu folgendem Ergebnis: Auch bei der Bewertung des neuen Dossiers lässt sich kein Zusatznutzen des Wirkstoffs gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie feststellen. Denn der Hersteller hat keine relevanten Studien vorgelegt.[11]

Literatur

  • Deacon CF, Holst JJ: Linagliptin, a xanthine-based dipeptidyl peptidase-4 inhibitor with an unusual profile for the treatment of type 2 diabetes. In: Expert Opin Investig Drugs. 19, Nr. 1, Januar 2010, S. 133–140. doi:10.1517/13543780903463862. PMID 19947894.
  • Tiwari A: Linagliptin, a dipeptidyl peptidase-4 inhibitor for the treatment of type 2 diabetes. In: Curr Opin Investig Drugs. 10, Nr. 10, Oktober 2009, S. 1091–1104. PMID 19777398.

Einzelnachweise

  1. Diese Substanz wurde in Bezug auf ihre Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  2. dpa: Boehringer verbucht weiteren Etappensieg. In: Handelsblatt vom 26. August 2011
  3. Thomas L, Eckhardt M, Langkopf E, Tadayyon M, Himmelsbach F, Mark M: (R)-8-(3-amino-piperidin-1-yl)-7-but-2-ynyl-3-methyl-1-(4-methyl-quinazolin-2-ylmethyl)-3,7-dihydro-purine-2,6-dione (BI 1356), a novel xanthine-based dipeptidyl peptidase 4 inhibitor, has a superior potency and longer duration of action compared with other dipeptidyl peptidase-4 inhibitors. In: J. Pharmacol. Exp. Ther.. 325, Nr. 1, April 2008, S. 175–182. doi:10.1124/jpet.107.135723. PMID 18223196.
  4. 4,0 4,1 Retlich S, Duval V, Ring A, et al.: Pharmacokinetics and pharmacodynamics of single rising intravenous doses (0.5 mg-10 mg) and determination of absolute bioavailability of the dipeptidyl peptidase-4 inhibitor linagliptin (BI 1356) in healthy male subjects. In: Clin Pharmacokinet. 49, Nr. 12, Dezember 2010, S. 829–840. doi:10.2165/11536620-000000000-00000. PMID 21053992.
  5. Blech S, Ludwig-Schwellinger E, Gräfe-Mody EU, Withopf B, Wagner K: The metabolism and disposition of the oral dipeptidyl peptidase-4 inhibitor, linagliptin, in humans. In: Drug Metab. Dispos.. 38, Nr. 4, April 2010, S. 667–678. doi:10.1124/dmd.109.031476. PMID 20086031.
  6. (EPAR Zusammenfassung für die Öffentlichkeit)Zulassungsmitteilung Trajenta - Linagliptin, EMA, (detailliertere Informationen (engl.)) abgerufen am 29. Juli 2012
  7. AMNOG bremst: Kein Linagliptin in Deutschland, Pharmazeutische Zeitung online, 5. September 2011
  8. Zusatznutzen von Linagliptin ist nicht belegt, Pressemitteilung IQWiG vom 2. Januar 2012
  9. Frühe Nutzenbewertung: G-BA trifft sechs weitere Entscheidungen, Pressemitteilung G-BA vom 29. März 2012
  10. Nutzenbewertungsverfahren zum Wirkstoff Linagliptin, Übersicht auf der WebSite des G-BA
  11. Linagliptin: Erneut keine Belege für Zusatznutzen, Pressemitteilung IQWiG vom 3. Dezember 2012

Weblinks