Lanxess
Lanxess AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | DE0005470405 |
Gründung | 1. Juli 2004 |
Sitz | Leverkusen |
Leitung | Axel C. Heitmann (CEO)
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Mitarbeiter | 17.100 (Stand: November 2012) |
Umsatz | 8,8 Milliarden EUR (2011) |
Branche | Chemische Industrie |
Produkte | Spezialchemikalien, Kunststoffe, Kautschuke, Zwischenprodukte |
Website | www.lanxess.de |
Die Lanxess AG (Eigenschreibweise: LANXESS AG) ist ein Spezialchemie-Konzern mit Sitz in Leverkusen und entstand 2004 aus einem Spin-Off der Chemie- und Teilen der Polymersparte der Bayer AG. Am Umsatz gemessen ist Lanxess der neuntgrößte Chemiekonzern in Deutschland.[1] Seit dem 24. September 2012 ist die Lanxess AG im wichtigsten deutschen Aktienindex, dem DAX, gelistet.[2]
Geschichte
Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1863, dem Gründungsjahr der Bayer AG, zurück. Im Rahmen der letzten großen Umstrukturierungsmaßnahme der Bayer AG wurde die Chemiesparte, sowie Teile der Polymer-Aktivitäten in ein eigenständiges Unternehmen ausgegliedert.[3]
Der Kunstname LANXESS setzt sich aus dem französischen Wort „lancer“ (in Gang bringen, lancieren) und dem englischen Wort „success“ (Erfolg) zusammen.
Desinvestitionen
Seit der Ausgliederung aus der Bayer AG wurden mehrere Restrukturierungsprogramme durchgeführt, anfangs hauptsächlich Desinvestitionen. Zunächst wurde das Geschäft von Fine Chemicals in das selbstständige Tochterunternehmen Saltigo GmbH übergeführt. Anschließend wurde das Dorlastan-Geschäft an das japanische Unternehmen Asahi Kasei Fibers verkauft. Die ISL-Chemie aus Kürten, die Pigmentpräparationen und Speziallacke herstellt, wurde für 20 Millionen Euro an die Schweizer Berlac AG aus Sissach veräußert. Der Geschäftsbereich Paper wurde für 88 Millionen Euro an den finnischen Papierkonzern Kemira aus Helsinki abgegeben.
2006 verkaufte Lanxess für 54 Millionen Euro die Business Unit Textile Processing Chemicals (ohne Nordamerika) an den niederländischen Investor Egeria. Das Nordamerika-Geschäft wurde an das Unternehmen StarChem abgegeben.
2007 ging aus dem ehemaligen Bereich der technischen Dienste die 100-prozentige Tochter Aliseca GmbH hervor. Außerdem wurde das Tochterunternehmen Borchers GmbH, das Lacke, Dispersions- und Druckfarben herstellt, an die amerikanische OM Group abgegeben. Im Juni desselben Jahres brachte Lanxess seine Tochtergesellschaft Lustran in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem britischen Chemiekonzern Ineos Ltd. ein. Im September 2009 wurde der Lanxess-Anteil von Ineos vollständig übernommen.
Akquisitionen
Ende 2006 übernahm Lanxess einen 50-prozentigen Anteil von Dow Chemical an deren Chromchemikalien-Geschäft in Südafrika, Chrome International South Africa (CISA) in Newcastle. Im Dezember 2007 gab Lanxess bekannt, den brasilianischen Chemiekonzern Petroflex S. A., einen Kautschukproduzenten, zu übernehmen. Anfang 2008 weitete das Unternehmen sein Engagement in den USA aus und übernahm die Laboratorien der ICOS Corporation.[4] Am 16. Februar 2009 wurde Petroflex in Lanxess Elastomeros do Brasil umbenannt. Mit dem Kauf zweier Produktionsanlagen für Eisenoxidpigmente des chinesischen Kooperationspartners Jinzhou Chemicals Company Ltd im Juni 2008 baute das Unternehmen sein Asiengeschäft für anorganische Pigmente aus. Am 10. März 2009 eröffnete Lanxess eine Vertriebsgesellschaft in Moskau zur Steuerung der Geschäfte in Russland und anderen Staaten der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten. Für 82,4 Millionen Euro kaufte Lanxess am 8. Juni 2009 das indische Unternehmen Gwalior Chemical Industries Ltd und erwarb außerdem die Produktionsanlagen und Geschäfte der Jiangsu Polyols Chemical Co Ltd (China). Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Zur Stärkung des Produktportfolios übernahm Lanxess 2010 eine Produktlinie von Clariant[5] sowie Teile des Primärbeschleuniger-Geschäfts von Flexsys.[6] Mitte Dezember 2010 kaufte Lanxess von der niederländischen Royal DSM N. V. das Geschäftsfeld DSM Elastomers für 310 Millionen Euro ohne Barmittel und Schulden. Die Übernahme wurde am 1. Mai 2011 abgeschlossen.[7][8] 2011 kaufte die Business Unit RheinChemie die argentinische Darmex S. A.[9] und das Reifentrennmittelgeschäft der Wacker Chemie AG.[10] Durch den Kauf des Materialschutzgeschäfts der Schweizer Syngenta steigt der Spezialchemiekonzern zu einem der führenden Anbieter von Bioziden zum Schutz von Baumaterialien auf.[11] Um das globale Produktionsnetzwerk für Biozide zu erweitern, übernahm der Spezialchemiekonzern das amerikanische Unternehmen Verichem.[12] Außerdem übernahm Lanxess 2011 zur Stärkung des Produktportfolios für phtalatfreie Weichmacher das amerikanische Unternehmen Unitex Chemical Corporation.[13]
Investitionen
Anfang Oktober 2011 kündigt Lanxess umfangreiche Investitionen in Brasilien an, um vom dortigen Boom der Autowirtschaft zu profitieren. Zu den neuen Projekten gehören der Bau von zwei Werken für Kunststoffe und Kautschukadditive am Standort Porto Feliz (Bundesstaat São Paulo). Zum einen sollen ab Mitte 2013 dort die Hightech-Kunststoffe Durethan und Pocan produziert werden. Zum anderen entstehe ein neues Werk für Heizbälge, die in der Reifenindustrie zum Einsatz kommen, sowie für Kautschukadditive. Insgesamt sollen 30 Millionen Euro investiert werden.[14] Zur Erweiterung des globalen Produktionsnetzwerks für anorganische Pigmente errichtet Lanxess bis 2015 im chinesischen Ningbo eine Anlage für Eisenoxidrot-Pigmente. [15]
Aufnahme in den DAX
Am 5. September 2012 beschloss der Arbeitskreis Aktienindizes der Deutschen Börse AG Lanxess in den deutschen Leitindex DAX aufzunehmen. Seit dem 24 September 2012 ist Lanxess neben dem ehemaligen Mutterkonzern Bayer im DAX gelistet.[16]
Konzernüberblick
Aktuelle Konzernstruktur
Organisation
Lanxess umfasst 14 Geschäftsbereiche (Business Units), die sich in drei Segmente gruppieren: Das Segment Performance Polymers umfasst die Geschäftsbereiche Butyl Rubber (BTR), Performance Butadiene Rubbers (PBR), High Performance Materials (HPM) ehemals Semi-Crystalline Products (SCP), High Performance Elastomers (HPE) und Keltan (KEL) ehemals Technical Rubber Products (TRP) und bündelt alle Synthesekautschuk- und Kunststoffaktivitäten. Das Segment wies im Jahr 2011 einen Anteil von etwa 58 % am Unternehmensumsatz aus und ist somit das größte der drei Segmente. Die Produkte dieses Geschäftsbereiches werden beispielsweise in Reifen aller Art, sowie in Dichtungen und Scheibenwischern verwendet.[17]
Das Segment Advanced Intermediates besteht aus den Geschäftsbereichen Advanced Industrial Intermediates (AII) ehemals Basic Chemicals (BAC), und Saltigo (SGO) und umfasst alle Geschäfte von Basis- und Feinchemikalien. Es hat einen Anteil von rund 18 % am Unternehmensumsatz.[18]
Das Segment Performance Chemicals umfasst die Geschäftsbereiche Functional Chemicals (FCC), Inorganic Pigments (IPG), Ion Exchange Resins (ION), Leather (LEA), Material Protection Products (MPP), Rhein Chemie (RCH) und Rubber Chemicals (RUC). Diese Geschäftsbereiche tragen mit rund 24 % zum Umsatz des Unternehmens bei.[19]
Die Business Unit Inorganic Pigments (BU IPG) von Lanxess ist weltweit einer der führenden Hersteller von Eisenoxid- und Chromoxidpigmenten und synthetisiert diese Pigmente in Deutschland (Krefeld-Uerdingen), Brasilien (Porto Feliz) und China (Shanghai). Daneben werden auch staubarme Granulate, Kompaktate und Slurries angeboten.
Diese Business Units werden wiederum von 16 Group Functions unterstützt. Eine Group Function hat beratende Funktion gegenüber den Business Units und ist ein Dienstleister im eigenen Unternehmen. Bei Lanxess sind dies Accounting (ACC), Corporate Communications (COM), Corporate Controlling (CON), Corporate Development (DEV), Human Resources (HR), Industrial & Environmental Affairs (IEA), Information Technology (IT), Innovation (INN), Internal Auditing (IA), Investor Relations (IR), Law & Intellectual Property (LIP), Mergers & Acquisitions (MA), Global Procurement & Logistics (GPL), Tax und Treasury (TR).
Die hundertprozentige Tochterfirma Aliseca ist für die technische Instandhaltung zuständig.
Management
Vorstand[20] | Aufsichtsrat[21] |
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Kennzahlen, wirtschaftliche Lage
Kennzahlen von Lanxess[22] | ||||||||
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2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | |
Umsatzerlöse (in Millionen €) | 6.773 | 7.150 | 6.944 | 6.608 | 6.576 | 5.057 | 7.100 | 8.775 |
EBITDA | 447 | 581 | 675 | 719 | 722 | 465 | 918 | 1.146 |
Konzernergebnis | -12 | -63 | 197 | 112 | 183 | 40 | 379 | 506 |
2011 stieg der Umsatz um 23 Prozent auf 8,8 Milliarden Euro – bereinigt um Portfolio- und Wechselkurseffekte um rund 30 Prozent. Der operative Gewinn vor Sondereinflüssen (Ebitda) lag bei 1,1 Milliarden Euro. Für weiteres Wachstum setze Lanxess auf Innovation und Technologien für die globalen Megatrends, insbesondere Mobilität, sagte Vorstandschef Axel C. Heitmann bei der Vorlage der Bilanz in Köln. Dabei legt der Spezial-Chemiekonzern den Fokus vor allem auf Lösungen für eine nachhaltige Mobilität.[23]
Produktportfolio
Die Hauptprodukte des Unternehmens sind in die Bereiche Spezial-, Basis- und Feinchemikalien, sowie Kunststoffe und Kautschuke einzuordnen.
Umsatzanteile nach Branchen (2011) Anteil am Jahresumsatz | |
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Reifen | ca. 25 % |
Chemie | ca. 15 % |
Automobil | ca. 15 % |
Bau, Elektro, Agrochemie, Leder/Schuhe | jeweils 3 - 10 % |
Sonstige (in Summe) | ca. 15 % |
Kölner Engagement
Aufgrund einer auf zehn Jahre vertraglich geregelten Kooperation zwischen den Betreibern und dem Konzern trägt die Kölnarena seit dem 2. Juni 2008 den Namen Lanxess Arena.
Im August 2008 kündigte die Lanxess AG an, die Firmenzentrale von Leverkusen nach Köln zu verlegen. Der Umzug sollte ursprünglich bis zum Jahr 2011 abgeschlossen sein. Im Januar 2009 wurde bekannt, dass der Umzug aufgrund der Weltwirtschafts und -finanzkrise verschoben wird.[24] Im Mai 2011 gab das Unternehmen bekannt die Konzernzentrale bis Ende 2013 in das ehemalige Lufthansa-Hochhaus (maxCologne) in Köln-Deutz zu verlegen.[25] Der Name der zukünftigen Konzernzentrale wird "Lanxess Tower" sein.[26]
Bereits seit 2008 unterstützt der global agierende Konzern die Kölner Philharmonie bei unterschiedlichen Musikprojekten. Außerdem ist Lanxess seit 2010 neuer Hauptpartner der Lit.Cologne, einem internationalen Literaturfestival, das in Köln stattfindet.[27]
Standorte
Lanxess ist mit 49 Produktionsstandorten in 31 Ländern auf allen bewohnten Kontinenten vertreten.[28] Weltweit sind ca. 17.100 Mitarbeiter beschäftigt. Der Sitz der Konzernzentrale befindet sich in Leverkusen, wird aber 2013 nach Köln verlegt.
Kuriosa
- Um den Aktienindex DAX korrekt berechnen zu können, notierte Lanxess am 31. Januar 2005 für einen einzigen Tag im DAX, der damit zum ersten Mal in seiner Geschichte 31 Werte umfasste. Am nächsten Tag wurde dann die Gewichtung des Bayer-Konzerns mit Hilfe des Schlusskurses von Lanxess neu berechnet.
Einzelnachweise
- ↑ Verband der Chemischen Industrie e. V. Top 20: Die umsatzstärksten deutschen Chemieunternehmen 2010
- ↑ Presseinformation vom 24. September 2012
- ↑ Internetauftritt Lanxess: Historie
- ↑ Presseinformation vom 11. Januar 2008
- ↑ Pressemitteilung vom 6. Januar 2010
- ↑ Pressemitteilung vom 8. November 2010
- ↑ Presseinformation vom 14. Dezember 2010
- ↑ Presseinformation vom 3. Mai 2011
- ↑ Presseinformation vom 12. Januar 2011
- ↑ Presseinformation vom 8. Juli 2011
- ↑ Presseinformation vom 1. März 2011
- ↑ Presseinformation vom 10. November 2011
- ↑ Presseinformation vom 12. Oktober 2011
- ↑ BrasilNews: Lanxess investiert in Brasilien www.brasilnews.de vom 7. Oktober 2011, abgerufen am 11. Oktober 2011
- ↑ Presseinformation vom 28. Januar 2013
- ↑ Lanxess News: LANXESS steigt in den deutschen Leitindex DAX auf. Aufgerufen am 24 September 2012.
- ↑ Das Segment Performance Polymers auf der Unternehmenswebseite
- ↑ Das Segment Advanced Intermediates auf der Unternehmenswebseite
- ↑ Das Segment Performance Chemicals auf der Unternehmenswebseite
- ↑ Internetauftritt Lanxess: Corporate Governance - Vorstand
- ↑ Internetauftritt Lanxess: Corporate Governance - Aufsichtsrat
- ↑ Geschäftsberichte Lanxess, 2004 bis 2011
- ↑ Geschäftsbericht 2011 auf der Lanxess Homepage
- ↑ Lanxess - Verschieben wegen Krise Umzug nach Köln, Reuters, 19. Januar 2009
- ↑ Presseinformation vom 18. Mai 2011
- ↑ Presseinformation vom 27. Januar 2012
- ↑ Presseinformation zur Lit.Cologne vom 8. Dezember 2009
- ↑ Standortübersicht auf der Lanxess Homepage
Weblinks
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(Stand: 24. September 2012)