Joint
Ein Joint (auch Haschischzigarette) ist eine mit Haschisch oder Marihuana (und häufig Tabak oder „Knaster“) gefüllte Zigarette. Marihuana kann auch pur als Blunt geraucht werden. Gelegentlich werden auch andere psychotrope Substanzen in einem Joint konsumiert, so zum Beispiel Heroin, Kokain, Opium, Methamphetamin oder PCP.
Allgemein
Meistens ist ein Joint trichterförmig (konisch) und am glimmenden Ende dicker. Der Wirkstoffgehalt in Form von Tetrahydrocannabinol (THC) kann je nach Menge, Sorte und Qualität des Cannabis stark variieren. Die Menge des verwendeten Haschisch oder Marihuana schwankt zwischen 0,4 und mehreren Gramm, wobei ein dünnerer Joint weniger heiß brennt und mehr THC liefert.
Oft wird am dünnen Ende ein Mundstück, auch Filter oder Base genannt (englisch tip), in Form einer kleinen Pappröhre (zum Beispiel gefertigt aus der Pappe einer Zigarettenbox, Bahn– und Bustickets oder einer Karteikarte) eingearbeitet. Dieses erhöht die Stabilität und die Griffigkeit des Joints. Des Weiteren dient die Länge des Filters der Abkühlung des Rauches. Hierfür können auch spezielle Tip-Tubes verwendet werden, die nach Bedarf mit Aktivkohle angereichert sind. Die Aktivkohle soll Schadstoffe aus dem Rauch filtern, den Wirkstoff THC jedoch durchlassen.
Drehen
Zum Drehen des Joints gibt es von verschiedenen Herstellern in Länge, Breite und Papierbeschaffenheit variierende, spezielle Zigarettenpapiere. Meist werden Longpapers (extralange Zigarettenpapiere) oder rips (Markenname; Endlospapiere von der Rolle) verwendet. Alternativ können mehrere normale Zigarettenpapiere zu einem größeren zusammengeklebt werden (Zweiblatt, Dreiblatt, …); auch mehrere Longpapers können verbunden werden (z.B. L-Blatt). Dickeres Papier besitzt dabei den Nachteil, das Cannabis schneller zu verbrennen und mehr THC zu verschwenden.
Eine andere Methode ist das Stopfen. Dabei wird das Blättchen mit dem Filter ohne Cannabis oder Tabak vorgedreht, um anschließend das Marihuana beziehungsweise das Gemisch mit einem dünnen Gegenstand hineinzustopfen. Es gibt leere vorgedrehte Blättchen in Jointform, zum Beispiel mit stabilem Filtern aus Kunststoff oder mit Aktivfiltern versehen, in sogenannten Headshops zu kaufen. Ein Joint kann auch mit einer speziellen Drehmaschine gefertigt werden.
In den niederländischen Coffeeshops gibt es vorgedrehte Joints zu kaufen, meist ein Gemisch aus Tabak und Marihuana oder Haschisch; es werden zudem Joints aus purem Marihuana angeboten.
Variationen
Ein Joint kann auf verschiedene Weise gerollt werden: Üblicherweise wird das Zigarettenpapier, wie bei selbstgedrehten Zigaretten, mit der Klebeseite nach oben um den Inhalt herumgedreht. Bei der holländischen Art, auch switch, einlagig, backflip, inward, Fähnchen, verkehrt gedreht, Fakie, Rembrandt oder inside-out genannt, wird das Paper so gelegt, dass der Klebestreifen nach unten zeigt. Dann wird es mit etwas Übung eingedreht und das Paper an der Klebeseite befeuchtet. Anschließend wird der überstehende Teil des Papers weggebrannt oder abgerissen, um weniger Papier mitrauchen zu müssen.
Weitere Joint-Arten sind:
- Der Schnurrbart oder Hubschrauber; zwei oder drei Joints an einem langen Tip mit einem zum Ziehen in der Mitte eingeschnittenen Loch.
- Ein Tulip oder Tulpe ist ein kugelartiger, kurzer und extrem dicker Joint, der wie ein Kopf auf einem sehr langen Tip steckt.
- Bei der Windmill oder Windmühle handelt es sich um eine Ansammlung von vier oder mehr normalen Joints, zusammengefasst in einem großen Tip, die synchron geraucht werden.
- Der Diamond oder Diamant ist ein Joint, der sich in der Mitte in zwei spaltet und zu beiden Seiten zusammen läuft, so dass an einer Stelle angezündet wird, aber während des Rauchens zwei Gluten entwickelt werden.
- Ein Stick, auch Sticky, Agent oder Spion genannt, ist ein kleiner, aus einem kurzen Zigarettenpapier gedrehter Joint mit der Form einer gewöhnlichen, selbstgedrehten Zigarette. Auch kann der Filter und der Tabak einer gewöhnlichen Zigarette herausgedreht werden, fertige Zigarettenhülsen, Drehtabak und eine Stopfmaschine sind die komfortabelsten Hilfsmittel.
- Ein Blunt, auch Phillie genannt, wird mit aromatisierten Tabakblättern, ähnlich denen einer Zigarre, vermischt mit Marihuana, gedreht. Er ist milder und kann im Aroma mit verschiedenen Geschmacksrichtungen wie Kirsche, Erdbeere, Apfel, Honig und weitere Geschmacke variieren.
Etymologie
Das Wort Joint kommt aus Frankreich. Es kommt von dem Verb „joindre“ und bedeutet verbinden, abgeleitet von dem lateinischen Wort „iunctus“ (Partizip „iungo“ Ich schließe mich). Von 1877 an war dieser in Amerika entwickelte Slang Bezeichnung für einen Bau oder Betrieb, insbesondere unter Bezugnahme auf eine Opiumhöhle. 1935 wurde der Begriff benutzt, um die Injektionsnadeln zu bezeichnen, mit denen Heroin und andere Drogen injiziert werden. 1938 ist der Begriff erstmals als „Marihuana-Zigarette“ verwendet worden.[1]
Der Begriff Spliff ist ein Wort mit westindischer Herkunft. Er hat sich auf mehrere westliche Länder ausgebreitet, insbesondere die Kontinente Europa und Nordamerika. Die genaue Etymologie ist jedoch nicht bekannt; aber er ist bereits 1936 bezeugt.[2]
Es gibt für den Joint unzählige alternative Bezeichnungen und Szenenamen, die sowohl der Diskretion wegen als auch als Spitzname verwendet werden und teilweise stark vom Lokalkolorit geprägt sind. Sie beziehen sich oft auf die Form (Tüte) oder sind metaphorisch zu verstehen.
Für das eigentliche Rauchen eines Joints werden ebenfalls viele Synonyme gebraucht. Eines der am meisten dafür verwendeten ist «Kiffen».
Wirkung
Die Wirkung eines Joints variiert je nach der THC-Menge und Qualität des beigemischten Marihuanas und lässt sich aus zahllosen Berichten von Konsumenten rekonstruieren. Auffallend häufig konnte im Feldversuch eine im Rausch beginnende Sensibilisierung aller Sinnesorgane festgestellt werden.
Gegenüber dem Rauchen mit einer Bong setzt die Wirkung eines Joints deutlich langsamer ein, außerdem bedarf es für die gleiche Wirkung etwas mehr Hanfmaterial. Durch das Rauchen eines Joints gelangen (nicht bei Verwendung eines normalen Zigarettenfilters) mehr krebserregende Stoffe in die Lunge. Gleichzeitig wirkt das THC den krebserregenden Stoffen entgegen,[3] dadurch ist die gesamte karzinogene Wirkung vergleichbar einer normalen Zigarette. Das Bong-Rauchen ist wesentlich schädlicher für die Lunge, weil unregelmäßig geatmet und deshalb besonders tief inhaliert wird. Es treten hierbei deutlich stärkere Kreislaufbelastungen auf, da der Wirkstoff schnell und konzentriert aufgenommen wird. Durch die langsamere Aufnahme des THCs beim Joint-Rauchen kommt es nicht zu einem plötzlichen Rausch. Die Suchtgefahr wird daher von einigen Experten bei letzterer Konsumform als geringer eingeschätzt als bei schneller wirkenden Konsummethoden.
Rechtliche Aspekte von Cannabis
Entsprechend den Bestimmungen des Einheitsabkommens über die Betäubungsmittel 1961, welches von fast allen Staaten der Welt ratifiziert wurde, sind die Erzeugung, der Besitz und der Handel von Cannabis nahezu weltweit verboten, in einigen Ländern ist auch der Konsum illegal. Eine Ausnahme sind die Niederlande, wo Erwerb und Besitz geringer Mengen Cannabis (bis zu 5 Gramm) geduldet und somit de facto straffrei sind, obwohl Cannabis in den Niederlanden de jure weiterhin illegal und verboten ist. Allerdings ist in vielen anderen Ländern der Besitz einer geringen Menge Cannabis für den Eigengebrauch teilweise entkriminalisiert, wobei von Land zu Land verschiedene Mengen als gering gelten. In Österreich und Deutschland ist der bloße Konsum von Cannabis oder anderen Betäubungsmitteln de jure nicht strafbar, dagegen sind der Anbau, die Herstellung, das Verschaffen, der Erwerb, der Besitz, die Ein-, Aus- und Durchfuhr, das Veräußern, das Abgeben, das Verschreiben, das Verabreichen und das Überlassen zum unmittelbaren Verbrauch gemäß Betäubungsmittelgesetz strafbar oder genehmigungspflichtig.[4]
Konsum in Jugendkulturen
In der europäischen und amerikanischen Jugendkultur ist Cannabis sehr weit verbreitet; von Beginn der 1990er bis Anfang der 2000er Jahre war ein kontinuierlicher Anstieg im Konsum unter Jugendlichen festzustellen, welcher die «Höchstwerte» aus den frühen 1970er Jahren deutlich übersteigt. Parallel hierzu wurde Cannabis seit den 1990er Jahren in diversen Jugendkulturen thematisiert, vor allem in den Musikrichtiungen Hip-Hop und Reggae, zudem in Filmen und Literatur. So gibt es Musiker, deren Texte zu einem Großteil den Konsum von Cannabis thematisieren, so zum Beispiel Afroman, Snoop Dogg, Devin the Dude[5] und Cypress Hill.[6] Gleiches gilt für «Kifferfilme», zum Beispiel Half Baked, How High oder Harold & Kumar. Unter vielen Jugendlichen hat sich dabei eine Beiläufigkeit des Konsums eingestellt. Dem gegenüber war in der Frühzeit des über jugendkulturelle Botschaften propagierten Cannabiskonsums Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre noch ein stärker ritualisierter Konsum zu beobachten. Außerdem hat in den gegenwärtig über Jugendkulturen vermittelten Bildern von Cannabis die in der „Hippiezeit“ noch vordergründige Funktion der Droge als Symbol der Rebellion stark an Wirksamkeit eingebüßt.
Einzelnachweise
- ↑ Begriff Joint auf etymonline.com (Englisch)
- ↑ Begriff Spliff auf etymonline.com (Englisch)
- ↑ Robert Melamede: Cannabis and tobacco smoke are not equally carcinogenic, Harm Reduction Journal Volume 2, 2005. doi:10.1186/1477-7517-2-21
- ↑ § 3 Erlaubnis zum Verkehr mit Betäubungsmitteln
- ↑ Juli-Ausgabe der Juice (2009) – S. 28.
- ↑ Oktober-Ausgabe der Juice (2009) – Rubrik: „Kings of Hip-Hop“ Cypress Hill – S. 70–75.
Literatur
- Lark-Lajon Lizermann: Der Cannabis Anbau: Alles über Botanik, Anbau, Vermehrung, Weiterverarbeitung und medizinische Anwendung sowie THC-Messverfahren. Nachtschatten Verlag, 2004, ISBN 3-03788-134-8.
- Bernhard van Treeck: Das große Cannabis-Lexikon – Alles über die Nutzpflanze Hanf. Lexikon-Imprint-Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-89602-268-7.
- Hainer Hai, Ronald Rippchen: Das HANF-Handbuch. Botanik, Chemie, Anbau, Ernte, Globale Erzeugung & Nutzung als Faserpflanze, Kulturgeschichte des psychoaktiven Hanf, Einnahme, Wirkung auf Kopf & Körper, Erfahrungsberichte, Hanf in der Medizin, Mythen, Hanf im Straßenverkehr, Urinproben, das holländische Modell, Zur Forschung heute, Die Entkriminalisierungs- und Legalisierungsdebatte. Pieper's MedienXperimente, Löhrbach 1998, ISBN 3-925817-73-5. (Der grüne Zweig 173)
Weblinks
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