Galalith

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Weiße Knöpfe der Royal Australian Air Force aus Galalith. Der obere linke Knopf weist Crazes (Haarrisse) auf, die auf Erhitzung beim Waschen zurückgehen.

Galalith (Kunsthorn, Milchstein) ist ein alter Handelsname für einen Casein-Kunststoff, der 1897 von Wilhelm Krische und Adolf Spitteler entwickelt wurde.

Galalith entsteht aus Casein und Formaldehyd durch Polykondensation. Das gemahlene Rohcasein wird mit Wasser angefeuchtet, mit Füllstoffen, Farblösungen und weiteren Zusätzen vermischt und durch Wärme und Druck plastifiziert. Durch spezielle Pressen entstehen daraufhin Halbzeuge, wie Rohre, Stäbe oder einfach nur Platten und Blöcke. Diese werden mittels Einlegen in Formaldehydbäder gehärtet und in Warmluft getrocknet. Es entsteht ein unbrennbarer Werkstoff mit günstigen Zähigkeitseigenschaften und einem warmen Farbton. Kunsthorn kann zwischen 100 und 120 °C warmverformt werden und anschließend problemlos spanend weiterbearbeitet werden. Die Eigenschaft seiner hohen Wasseraufnahmefähigkeit schränkt dessen Verwendung wiederum stark ein. Galalith wurde bis etwa Mitte der 1930er Jahre in großen Mengen in Deutschland hergestellt und zunächst in der Herstellung von u. a. Knöpfen und Schmuck verwendet und später auch für die Isolierung elektrischer Anlagen, insbesondere in Waffensystemen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verlor Galalith durch die Entwicklung neuer, vollsynthetischer Kunststoffe nach und nach an Bedeutung, denn diese waren erstens billiger in ihren Grundstoffen (Erdöl statt Milch) und zweitens weniger bröckelig als Galalith. Aufgrund seiner Materialeigenschaften führt Galalith immer noch ein Nischendasein etwa bei Stricknadeln oder Plektren.

Literatur

Weblinks

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