Fettstoffwechselstörung
Bei einer Fettstoffwechselstörung (auch Dyslipidämie) sind der Cholesterin- und/oder der Triglyceridspiegel erhöht. Seltener können auch Phospholipide, Cholesterolester, oder Freie Fettsäuren die Störung verursachen:
Entstehung
Durch die Nahrung nimmt der Körper viele verschiedene Fette auf. Diese Fette und auch körpereigene Fette werden im Blut transportiert. Die nicht wasserlöslichen Fette binden sich für den Transport an Eiweiße. Dadurch entstehen so genannte Lipoproteine, die sich über das ganze Blut verteilen.
Befinden sich zu viele Lipoproteine im Blut, dringen diese in die Gefäßwände ein und rufen durch Oxidation eine Entzündungsreaktion hervor. Um dagegen anzukämpfen, wandern spezielle Fresszellen, die so genannten Makrophagen, in die Gefäßwand, um den Überschuss an Lipoproteinen abzubauen. Die voll gefressenen Makrophagen, die normalerweise nach erfolgreichen „Vertilgen“ der oxidierten Fette aus der Gefäßwand austreten, sind nicht mehr in Lage dies zu tun, da sich über ihnen während des Fressvorganges eine endotheliale Zellschicht gebildet hat. Durch die dadurch entstehende Verengung des Blutgefäßes (da die Makrophagen ein gewisses Volumen besitzen) entsteht ein hohes Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Kommt es nämlich zu einem Aufplatzen der sich unter der Zellschicht befindlichen Plaque (den „vollgefressenen“ Makrophagen), bildet sich ein großes Blutgerinnsel, das von einer Sekunde auf die Andere den Weg für die Blutkörperchen versperrt. Es kommt zum Gefäßverschluss (Herzinfarkt oder Schlaganfall je nach Position der Plaque).
Die Störung selbst ist meistens angeboren. Etwa jeder zweite Deutsche hat einen Cholesterinspiegel über 200 mg/dl (Milligramm pro Deziliter). Jeder zehnte davon leidet an einer angeborenen Fettstoffwechselstörung.
Formen der Störung
Man teilt die Fettstoffwechselstörung im Wesentlichen in zwei Gruppen ein: die primäre und die sekundäre Fettstoffwechselstörung.
Primäre Fettstoffwechselstörung
Den primären Formen der Störung liegt ein vererblicher Stoffwechseldefekt zugrunde. Dennoch spielt nicht nur die Vererbung eine Rolle. Auch andere Faktoren wie beispielsweise bestimmte Ernährungsfaktoren oder Übergewicht beeinflussen die Entstehung der Störung.
Sekundäre Fettstoffwechselstörung
Die sekundären Formen der Störung entstehen nicht wegen eines Gendefekts, sondern aufgrund verschiedener Krankheiten:
- Diabetes mellitus
- Schilddrüsenunterfunktion
- Nephrotisches Syndrom
- Lebererkrankungen
Des Weiteren kann die Einnahme bestimmter Medikamente die Entstehung der Störung begünstigen:
- Diuretika
- orale Kontrazeptive
- Kortikosteroide
Im Gegensatz zu den primären Stoffwechselstörungen können die sekundären Fettstoffwechselstörungen meistens durch die Heilung der ursprünglichen Krankheiten, die der Störung zugrunde liegen, kuriert werden.
Behandlung
Um eine Fettstoffwechselstörung zu bekämpfen, muss man den Cholesterinwert im Blut senken. Dies geschieht in erster Linie durch eine Umstellung der Lebensweise mit einer Änderung der Ernährung und vermehrter körperlicher Bewegung. Führt eine Umstellung der Lebensweise nicht zu einer ausreichenden Abnahme der Cholesterinwerte im Blut, müssen Medikamente verwendet werden. Reichen auch die Medikamente nicht aus, was bei schweren familiären Fettstoffwechselstörungen der Fall sein kann, ist teilweise eine Plasmapherese notwendig. Die gegen Fettstoffwechselstörungen eingesetzten Medikamente enthalten in der Regel einen oder mehrere der folgenden Wirkstoffe:
- Statine als Cholesterinsyntheseenzymhemmer (kurz CSE-Hemmer)
- Fibrate
- Nicotinsäure
- Anionenaustauscherharze
- β-Sitosterol
Die Wahl des Wirkstoffs hängt von der Art des erhöhten Fettwertes im Blut ab. Heute verwendet man jedoch meist CSE-Hemmer oder Fibrate. Man unterscheidet hier 3 Gruppen erhöhter Fettwerte:
- Isolierte Hypercholesterinämie
Bei der isolierten Hypercholesterinämie ist nur der Cholesterinwert erhöht, die anderen Blutfettwerte sind im Normalbereich. Zur Therapie können nahezu alle Arten von Lipidsenkern eingesetzt werden.
- Gemischte Hyperlipidämie
Bei der gemischten Hyperlipidämie sind sowohl die Cholesterin- als auch die Triglycerinwerte erhöht. Zur Therapie verwendet man im Regelfall CSE-Hemmer und/oder Fibrate.
- Isolierte Hypertriglyceridämie
Bei der isolierten Hypertriglyceridämie ist nur der Triglyceridwert erhöht, die anderen Blutfettwerte sind im Normalbereich. Zur Therapie verwendet der behandelnde Arzt in erster Linie Nicotinsäure und/oder Fibrate.
Literatur
- Adam, O.:, Omega-3, Fitness durch Fische und Öle, Vorbeugen & Heilen. Hilfe bei Herz-Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Arteriosklerose, Rheuma, Diabetes, Allergien, Hädecke, 2000, kartoniert
- Eckert-Lill, C.: Kampf dem Cholesterin, Patientenratgeber Govi Verlag
- Franke, R., Steinmetz, A.: Erhöhter Cholesterinspiegel rororo, Taschenbücher Nr.60447, Rowohlt TB., 1998, kartoniert
- Hanefeld, M.: Statine - Neue Perspektiven der Behandlung von Fettstoffwechselstörungen und Prävention der Arteriosklerose, UNI-MED, Bremen, 1999, gebunden
- Schwandt, P. Richter, W. O.; Parhofer, K. G.;: Handbuch der Fettstoffwechselstörungen, Schattauer, 2001, gebunden
- Szwillus, M.: Cholesterinarm genießen - Das überzeugende Ernährungsprogramm zur Senkung der Blutfettwerte, Südwest-Verlag, 2001, gebunden
- Vollmer, H.: Arteriosklerose - Das vermeidbare Risiko, Ehrenwirth, 1999, kartoniert
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