Aqua Tofana
- Stoffgemisch
- Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit
Das Gift Aqua Tofana ist unter den verschiedensten Namen bekannt. So in Deutschland als "Aqua Toffana", "Acqua Toffana" oder "Aqua Tufania". In Italien trug es auch den Namen: "Acqua di Napoli". Die Franzosen kennen es unter dem Namen "eau de Brinvillier" oder "eau admirable". Liselotte von der Pfalz nannte es auch scherzhaft "poudre de succession" nach einem Gift, welches schon im 16. Jahrhundert bekannt war.
Zusammensetzung und Wirkung
Es handelt sich um ein starkes Gift, bestehend aus Arsenik, Antimon und Bleioxid, möglicherweise enthielt die Mischung auch Belladonna. Die genaue Zubereitung des Giftes ist heute nicht mehr bekannt. Da es geruchs-, farb- und geschmacklos war, konnte das wasserähnliche Gift problemlos Speisen und Getränken hinzugegeben werden. Die Mixtur gilt als besonders heimtückisch, weil sie erst Monate nach der Einnahme zu wirken beginnt. Bereits fünf bis sechs Tropfen des Giftes sollen eine tödliche Wirkung garantiert haben. Durch entsprechend höhere Dosierung konnte der Zeitpunkt des Todes früher herbeigeführt werden. Dem Gift, das als unidentifizierbar angesehen wurde, fielen mehrere hundert Menschen - unter anderem Päpste - zum Opfer.
Geschichte
Die Benennung des Giftes soll nach einer italienischen Giftmischerin erfolgt sein. Über deren genaue Person gibt es jedoch Streitigkeiten. So wird auf der einen Seite Giuliana Toffana als Namensgeberin des Giftes genannt. Diese soll im Juli 1659 wegen Giftmischerei und der daraus erfolgten Tötung von über 600 Personen zusammen mit ihrer Tochter und drei Helferinnen in Rom hingerichtet worden sein. Wie zuverlässig diese Behauptung ist, ist fraglich.
Eine gängigere Variante ist die der Erfindung des Giftes gegen Ende des 17. Jahrhunderts (circa 1690) durch die berüchtigte neapolitanische Giftmischerin Gräfin Teofania di Adamo. Diese soll entweder 1709 oder 1719 in Neapel gehängt worden sein. Es wird auch behauptet, Giuliana Toffana sei ihre Tochter gewesen. Allgemein bekannt ist, dass das Gift offen als eine Art Kosmetikum oder auch "Heiliges Wasser" in Flaschen mit einem Bild des heiligen Nikolaus von Bari verkauft wurde. Es soll besonders unter Frauen weite Verbreitung gefunden haben, welche, in einer unglücklichen Ehe gefangen, sich durch das Gift von ihrem Ehegatten trennen wollten.
Im Rahmen der Verfolgung des Illuminatenordens wurde diesem unterstellt, heimtückisch mit dem Gift gemordet zu haben. Das gefundene Rezept, welches als Beleg dafür galt, ist allerdings wirkungslos und wurde laut Aussage von Anton von Massenhausen nur von ihm der Kuriosität wegen aufbewahrt (nach dem Rezept hätte man das Gift aus dem Fett eines vorher speziell gefütterten Schweines destillieren können).
Wolfgang Amadeus Mozart war einige Monate vor seinem Tod, während der Arbeit an seinem Requiem, überzeugt, durch Aqua Tofana vergiftet worden zu sein. Das berichten Vincent Novello und Mary Novello nach Gesprächen mit Constanze Mozart in Tagebucheintragungen vom 15. bzw. 17. Juli 1829. Ein wirklicher Beweis für diese Behauptung konnte jedoch bis heute nicht erbracht werden.
Literatur
- A Mozart Pilgrimage: being the Travel Diaris of Vincent and Mary Novello in the year 1829, transkribiert und zusammengestellt von Nerina Medici di Marignano, bearbeitet von Rosemary Hughes, London, Novello, 1955.
- Aggrawal, Anil, An Italian woman of the 17th century, Toffana, in: Science Reporter (Jan) 1997.
- Lewin, Louis, Die Gifte in der Weltgeschichte Repro. Nachdruck der Ausg. Berlin (3.Aufl.) von 1920, Hildesheim, Gerstenberg, 1984, ISBN 3806720134