Anti-Atomkraft-Bewegung
Anti-Atomkraft-Bewegungen sind Soziale Bewegungen in einigen Ländern, die sich gegen eine zivile Nutzung der Kernenergie wenden.
Europa
Deutschland
In Deutschland bildete sich die Bewegung in den 1970er Jahren. Sie übt einen starken Einfluss auf die Atompolitik des Landes aus.
Frankreich
In Frankreich erlebte die Anti-Atomkraft-Bewegung ihren Höhepunkt bereits in den 1970er Jahren. Die erste Demonstration gegen ein Kernkraftwerk fand am 12. April 1971 im elsässischen Fessenheim statt. Bis Mitte des Jahrzehnts verbündeten sich Atomkraftgegner aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz, um gegen Kraftwerke bei Fessenheim, Wyhl und Kaiseraugst zu demonstrieren. Auch um den schnellen Brüter Superphénix formierte sich massiver Widerstand. Bei einer Demonstration in Malville mit 60.000 Teilnehmern kam es am 31. Juli 1977 zu erheblichen Ausschreitungen bei denen ein Demonstrant ums Leben kam.[2] Das Netzwerk Sortir du nucléaire gründete sich 1997 im Zusammenhang mit der Stilllegung des Superphénix.
Anders als in Deutschland gelang es der Anti-Atomkraft-Bewegung in Frankreich nicht, einen breiten gesellschaftlichen Konsens gegen die Atomkraft herbeizuführen. Sie konnte daher auch nicht verhindern, dass die Atomkraft in Frankreich seit den 70er Jahren systematisch zur wichtigsten Elektrizitätsquelle des Landes ausgebaut wurde und heute über drei Viertel der französischen Stromproduktion ausmacht.
Australien und Ozeanien
Die Nuklearwaffentests, der Uranbergbau und -export sowie Zwischenfälle bei der Nutzung von Kernenergie waren Gegenstand öffentlicher Debatten in Australien. Die Wurzeln der Bewegung liegen auch in der Auseinandersetzung über die französischen Kernwaffentests im Pazifik.
Amerika
Vereinigte Staaten
Die Anti-Atomkraft-Bewegung in den Vereinigten Staaten (USA) ist Teil einer Protest-Bewegung von rund 80 Gruppen, die sich sowohl gegen die friedliche Nutzung der Atomenergie als auch gegen die Herstellung und Verwendung nuklearer Waffen wenden. Hinsichtlich ihrer Opposition gegen die militärische Verwendung der Atomkraft haben diese Gruppe eine lange Tradition. Die Bewegung erreichte ihren Höhepunkt in den 1970er und 1980er Jahren, unter anderem ausgelöst durch den Unfall im Kernkraftwerk Three Mile Island, südlich von Harrisburg (Pennsylvania) im März 1979. Am 12. Juni 1982 demonstrierten rund eine Million Menschen im Central Park von New York gegen die Atomrüstung.[3][4]
Zu den international bekanntesten Persönlichkeiten in der Bewegung gehören John Gofman, Amory Lovins und Linus Pauling.
Literatur
- Greg Barton, Jennifer Smith: Anti-Nuclear Movement (American Social Movements). Greenhaven Press, 2002, ISBN 9780737711516.
- Jane I. Dawson: Eco-Nationalism: Anti-Nuclear Activism and National Identity in Russia, Lithuania, and Ukraine. Duke University Press, 1996, ISBN 0822318318.
- Horace Herring: From Energy Dreams to Nuclear Nightmares: Lessons from the Anti-nuclear Power Movement in the 1970s. Jon Carpenter Publishing, 2006, ISBN 1897766998.
- Michael D. Mehta: Risky Business: Nuclear Power and Public Protest in Canada. Lexington Books, Lanham 2005, ISBN 978-0739109106.
- Willi Baer, Karl-Heinz Dellwo: Lieber heute aktiv als morgen radioaktiv I. In: Willi Baer, Karl-Heinz Dellwo (Hrsg.): Bibliothek des Widerstands. Bd. 18, Laika-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3942281010.
- Willi Baer, Karl-Heinz Dellwo: Lieber heute aktiv als morgen radioaktiv II. In: Willi Baer, Karl-Heinz Dellwo (Hrsg.): Bibliothek des Widerstands. Bd. 19, Laika-Verlag, Hamburg 2012, ISBN 978-3942281171.
- Willi Baer, Karl-Heinz Dellwo: Lieber heute aktiv als morgen radioaktiv III. In: Willi Baer, Karl-Heinz Dellwo (Hrsg.): Bibliothek des Widerstands. Bd. 23, Laika-Verlag, Hamburg 2012, ISBN 978-3942281027.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Denise Winterman: The Other Smiley. BBC News Magazine, 1. Dezember 2005.
- ↑ 1971 Utopie oder Tod, Der Freitag, Nr. 13, 31. März 2011, S. 12.
- ↑ http://www.icanw.org/1982 - a million people march in New York City
- ↑ http://www.thenation.com/article/spirit-june-12#