Alte Maße und Gewichte (Österreich)

Alte Maße und Gewichte (Österreich)

Längenmaße

1756 wurden im 'Allgemeinen Maßpatent' der regierenden Erzherzogin von Österreich Maria Theresia das in Wien gebräuchliche Klaftermaß und seine Vielfachen und Untervielfachen im Erzherzogtum Österreich und im Königreich Ungarn als verbindlichen Längenmaße festgelegt. Die Wiener Elle, die 1¾ römische Ellen misst, wurde außerdem beibehalten.

Das Gesetz sollte auch für das Königreich Böhmen gelten, dessen Königin Maria Theresia war. In der Praxis hielt man in Prag aber an der Verwendung des traditionellen „römischen Fußes“ fest.[1]

Bei der Einführung des metrischen Systems mit Gesetz vom 23. Juli 1871 (verbindlich ab 1. Jänner 1876) wurde das Klafter auf genau 1,89648384 m[2] festgelegt.

Somit werden die alten Maße folgendermaßen umgerechnet:

Punkt = 182,917 037 µm
Linie = 12 Punkte = 2,195 004 mm
Zoll = 144 Punkte = 12 Linien = = 26,340 053 mm
Faust = 576 Punkte = 48 Linien = 4 Zoll = 105,360 213 mm Die Spanne ist gleich zwei Faust oder zwei Drittel Fuß, also gut 210,72 mm.
Fuß = 1728 Punkte = 144 Linien = 12 Zoll = 316,080 640 mm
Klafter = 6 Fuß = 1,896 483 840 m Wiener Klafter
Rute = 10 Fuß = 3,160 806 400 m
Meile = 24000 Fuß = 4000 Klafter = 2400 Ruten = 7,585 935 360 km Österr. Postmeile, Polizeimeile, die geografische Meile, enthält etwa 3910 Wr. Klafter
Im Österreichischen heißt es die Linie, das Zoll, der Fuß, der oder das Klafter, die Rute und die Meile.

Die Wiener Maßelle wurde im Jahr 1871 auf 777,558 420 mm festgelegt, das heißt 0,047 % unter dem modernen sieben-glatten Wert von genau 777,924 Millimeter. Diese Wiener Elle gelangte wohl unter Karl V. auch nach Spanien, wo sie z. B. in Barcelona als katalanische Elle (vara) bis Ende des 19. Jahrhundert legales Längenmaß blieb.[3]

Die im Wiener Stephansdom abgetragene Tuchelle zu 776 mm ist rund 1,6 mm – also erheblich – kürzer als die Wiener Maßelle, während die Leinenelle 896 mm misst.

Unten sieht man die Stephansdom-Leinenelle zu etwa 896 mm, oben die Tuchelle zu etwa 776 mm. Die erstgenannte wurde dann später nicht mehr benutzt.
Wie Franz Twaroch, Wien zeigte[4], stehen beide in einem trigonometrischen Verhältnis zueinander. Die Tuchelle ist ½√3 der Leinenelle.
Abb.: 1 px am Schirm ≈ 1 mm realiter (Maßstab auflösungsabhängig)

Flächenmaße

Quadratklafter = 3,597 m²
Joch = 1 600 Quadratklafter = 5 754,642 m² (im 18. Jahrhundert als Niederösterreichisches Joch bezeichnet)

Raummaße

flüssige Hohlmaße
Pfiff = 176,841 ml
Seidel = 2 Pfiff = 353,681 ml
Maß = 4 Seidel = 0,0448 Kubikfuss = 1,414724 l
Eimer = 40 Maß = 160 Seidel = 56,589 l
feste Hohlmaße
Becher = 480,366 ml
Futtermaßel = 2 Becher = 960,732 ml
Massel = 4 Futtermassel = 3,842 926 l
Metzen = 16 Massel = 1,9471 Kubikfuß = 61,486 82 l (im 18. Jahrhundert als Stockerauer Metzen bezeichnet)
Muth = 30 Metzen = 1,844 605
Klafter * = 1/2 Kubikklafter = 3,410 496 Raummeter

* Holzmaß für 1/2 Klafter lange Scheite

Für den sechzehnten Teil des Metzen, dem Massel, gab es auch andere Begriffe wie Maßel oder Mühlmaßel[5]

Gewichtsmaße

Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit betrug das Wiener Pfund 561,288 g,[6] (nach einer anderen Quelle 561,336 g[7]) d.h. zwei Wiener Mark. Im Jahre 1811 hatte schon Montgelas in Bayern das bis dahin auch dort gültige Wiener Pfund auf 560,000 g abgerundet. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts vollzog dieses auch Wien in den Handelsgewichten nach. Dies sollte die leichtere Umstellung auf das metrische Kilogramm vorbereiten. Es muss also zwischen einem alten historischen Wert und einem etwa ein Viertel Prozent niedrigeren Reformwert unterschieden werden.

Einheit alter Wert (nach [6]) Reformwert
Quentchen = 4,385 0625 g = 4,375 g
Lot = 4 Quentchen = 17,540 2500 g = 17,500 g
Pfund = 32 Loth = 561,288 0000 g = 560,000 g
Zentner = 100 Pfund = 56,128 8000 kg = 56,000 kg
Saum = Zentner = 126,289 8000 kg = 126,000 kg
Schiffstonne = 20 Zentner = 1 122,576 0000 kg = 1 122,000 kg
Meterzentner = 100,000 kg

Literatur

  • Burkhard Köster: Militär und Eisenbahn in der Habsburger Monarchie 1825-1859 In: Wehrwissenschaftliche Forschungen Band 37, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1999, Anlage 1 Währungen und Maßeinheiten 299 ff., ISBN 978-348-656331-3

Zeitgenössisch, chronologisch:

  • Historisch-statistischer Umriß von der Österreichischen Monarchie. 1834, Maß und Gewicht. S. 150 ff (Digitalisat in der Google Buchsuche).
  • Ferdinand Malaisé: Theoretisch-practischer Unterricht im Rechnen. München 1842, Anhang 1 Maaße, Gewichte und Münzen, S 307 (Online: Titel, S. 307, home.fonline.de – in der Textversion des 1.Anhangs vom betreffenden Webmaster fälschlich als „Amtliche Maßeinheiten in Europa 1842“ bezeichnet.)

Einzelnachweise

  1. Angelo Martini: Manuale di metrologia ossia misure, pesi e monete. Loescher, Torino 1883, Prag. S. 577 (Webrepro, braidense.it)
  2. Gesetz, womit eine neue Maß- und Gewichtsordnung festgestellt wird vom 23. Juli 1871. Artikel IV Reichsgesetzblatt 16, 2. März 1872, S. 30 (Webrepro, ALEX, Österreichische Nationalbibliothek)
  3. Angelo Martini: Manuale di metrologia ossia misure, pesi e monete. Loescher, Torino 1883, Prag. S. 55 (Webrepro, braidense.it)
  4. Viennese ells. hexadecimal.florencetime.net
  5. Ludolph Schleier, Die Handelswissenschaft, Fest’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1848, S. 93
  6. 6,0 6,1 Laut Meyers Konversationslexikon, 1892 ist die Wiener Mark gleich 280,644 g. Folglich hat das Wiener Pfund die Masse von 561,288 g.
  7. Gesetz vom 2. August 1892, womit die Kronenwährung festgestellt wird, Artikel XXII. (RGBl. 126/1892). Hierin ist die Wiener Mark (das halbe Wiener Pfund) zu 280,668 g ausgewiesen.

Weblinks

  • Neues Mass und Gewicht: Fromme’s Österreichischer Feuerwehr-Kalender, Jahrgang 1877, S. 33 (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/fwk