Wilhelm Pfeffer

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Wilhelm Pfeffer

Wilhelm Friedrich Philipp Pfeffer (* 9. März 1845 in Grebenstein bei Kassel; † 31. Januar 1920 in Leipzig) war ein deutscher Botaniker und Pflanzenphysiologe. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Pfeff.“.

Leben und Wirken

Wilhelm Pfeffer war Sohn eines Apothekers. Zunächst besuchte er das Kasseler Kurfürstliche Gymnasium, wurde danach Apotheker-Lehrling und legte mit 18 Jahren die Gehilfenprüfung ab. Sein Vater weckte früh sein Interesse für Botanik und Naturwissenschaften. Ab 1863 studierte er Chemie und Pharmazie an der Universität Göttingen. Er hörte unter anderem Vorlesungen in Chemie bei Friedrich Wöhler, in Physik bei Wilhelm Eduard Weber und in Chemie bei Rudolph Fittig.

Bei letzterem wurde er 1865 über das Thema „Über einige Derivate des Glyzerins und dessen Überführung in Allylen“ zum Dr. phil. promoviert. Danach studierte er Pharmazie an der Universität Marburg.

Er arbeitete dann als Apotheker in Augsburg und ab 1866 in Chur/Graubünden, wo er sich unter anderem mit Laubmoosen beschäftigte. Durch seinen Onkel, den Geologen Gottfried Theobald, wurde er in die Alpenbotanik und das Bergsteigen eingeführt. Pfeffer war der fünfte Mensch, der das Matterhorn bezwang.

Ab 1868/69 studierte Pfeffer wieder Pharmazie an der Universität Marburg und schloss mit der pharmazeutischen Staatsprüfung ab. Danach studierte er an der Universität Berlin unter anderem bei Alexander Braun und Nathanael Pringsheim, bei dem er auch Privatassistent war. Danach ging Pfeffer als Privatassistent von Julius von Sachs nach Würzburg.

Er habilitierte sich 1871. Arbeiten aus dieser Zeit waren „Die Wirkung farbigen Lichtes auf die Zersetzung der Kohlensäure in Pflanzen“ und „Die Entwicklungen des Keimes der Gattung Selaginella“. Nach Zwischenstation als Privatdozent an der Universität Marburg wirkte Pfeffer ab 1873 als außerordentlicher Professor für Pharmakognosie und Botanik an der Universität Bonn. Im Jahre 1877 wurde Pfeffer ordentlicher Professor an der Universität Basel und 1878 an der Universität Tübingen. 1880 wurde Pfeffer korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

1887 erhielt er einen Ruf an die Universität Leipzig, wo er Ordinarius für Botanik und Direktor des Botanischen Gartens wurde.

Durch Julius von Sachs in seiner Würzburger Zeit angeregt, untersuchte Pfeffer unter anderem die Wirkung verschiedenfarbigen Lichts auf die Kohlensäureassimilation. Danach stieß er bei seinen Arbeiten an Zellmembranen auf das Phänomen der Osmose, das der Physiker Abbé Jean Antoine Nollet 1748 entdeckt hatte.

Seine osmotischen Untersuchungen machte Pfeffer in seiner Privatwohnung, da am Institut keine entsprechenden Räume vorhanden waren. Dabei entwickelte er die nach ihm benannte Pfeffersche Zelle, ein Membranosmometer. Diese Messapparatur bestand aus einer Tonzelle, deren poröse Wände mit den von Moritz Traube im Jahre 1867 beschriebenen, semipermeablen Niederschlagsmembranen belegt waren. Die Pfefferschen Zelle ermöglichten erstmals die quantitative Bestimmung des osmotischen Drucks wässriger Lösungen. [1]

Jacobus Henricus van 't Hoff untersuchte später aufgrund der Pfefferschen Erkenntnisse die Gesetze der verdünnten Lösungen. Er erhielt 1901 den ersten Nobelpreis für Chemie.

Pfeffer untersuchte viele weitere botanische Phänomene, unter anderem die Bewegung der Staubgefäße von Centaurea-Arten sowie chemotaktische Bewegungen von Spermatozoen bei Moosen und Farnen sowie die Tagesrhythmen von Blatt- und Blütenbewegungen und die Stärkeverzuckerung von Maiskeimlingen.

Gemeinsam mit Julius von Sachs gilt Wilhelm Pfeffer als Begründer der modernen Pflanzenphysiologie.

Schüler

Zahlreiche Schüler von Wilhelm Pfeffer wurden später selbst bekannte Botaniker. Darunter waren:

  • Carl Correns (1864–1933)
  • Friedrich Czapek (1868–1921)
  • Georg Albrecht Klebs (1857–1918)
  • Hans Kniep (1881–1930)
  • Ernst Küster (1874–1953)
  • Kurt Noack (1888–1963)
  • Árpád Páal (1889–1943)
  • Ernst Georg Pringsheim (1881–1970)
  • Otto Renner (1883–1960)
  • Otto Schmeil (1860–1943)
  • Peter Stark (1888–1932)
  • Otto Warburg (1859–1938)

Wilhelm-Pfeffer-Preis

Seit 1992 lobt die Deutsche Botanische Gesellschaft über die Wilhelm-Pfeffer-Stiftung den Wilhelm-Pfeffer-Preis aus. Die Stiftung zeichnet mit dem Preis, der mit 2.500 Euro dotiert ist, junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für besondere Verdienste auf dem Gebiet der Pflanzenwissenschaften aus.

Schriften

  • Physiologische Untersuchungen. 1873
  • Die periodischen Bewegungen der Blattorgane. 1875
  • Osmotische Untersuchungen. 2. unveränd. Aufl. 1921 (Erstaufl. 1877)
  • Beiträge zur Kenntnis der Oxydationsvorgänge in lebenden Zellen. 1889
  • Über Aufnahme und Ausgabe ungelöster Körper. 1890
  • Studien zur Energetik der Pflanze. 1892
  • Druck- und Arbeitsleistung durch wachsende Pflanzen. 1893
  • Untersuchungen über die Entstehung der Schlafbewegungen der Blattorgane. 1907
  • Der Einfluss von mechanischer Hemmung und von Belastung auf die Schlafbewegung. 1911
  • Beiträge zur Kenntniss der Entstehung der Schlafbewegungen. 1915

Quellen

  1. Wilhelm Pfeffer. Osmotische Untersuchungen. Wilh. Engelmann, Leipzig 1921. (2., unveränderte Aufl. des Erstdrucks von 1877)
  •  Karl Mägdefrau: Geschichte der Botanik. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-437-20489-0.
  • Ilse Jahn: Geschichte der Biologie. Spektrum, 2000.

Weblinks

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