Pechtropfenexperiment
Das Pechtropfenexperiment ist ein Langzeitversuch zur Beobachtung des Tropfverhaltens von Pech, einem bei Zimmertemperatur superzähen Stoff, der augenscheinlich ein Feststoff ist.
Durchführung
1927 begann Thomas Parnell, Professor an der Universität von Queensland in Brisbane, Australien, mit den Vorbereitungen zum Experiment. Er goss erwärmtes Pech in einen unten verschlossenen Trichter und ließ dem Stoff drei Jahre Zeit, um sich zu setzen. 1930 wurde der Trichter geöffnet, das Pech begann zu fließen:
Der erste Tropfen fiel im Jahre 1938, weitere folgten 1947, 1954, 1962, 1970, 1979, 1988 und 2000.
Das Experiment findet nicht unter kontrollierten Bedingungen statt. Insbesondere Temperaturschwankungen über die Jahrzehnte haben Einfluss auf die Tropfenfolge. Die Installation einer Klimaanlage brachte das Experiment sogar nur noch weiter durcheinander, da es statt warmen Sommern und kalten Wintern nun warme Winter und kalte Sommer gab. Dies hatte zur Folge, dass sich der Tropfen von 2000 nicht im Sommer, sondern im Winter ablöste. Er war außerdem so groß, dass der Raum zwischen Trichter und Becherglas nicht ausreichte, um abzutropfen.
Seit den 1990er Jahren wird das Experiment permanent von einer Webcam beobachtet. Doch ausgerechnet am 28. November 2000, also an dem Tag, an dem der bislang letzte Tropfen fiel, versagte die Kamera ihren Dienst, sodass es bis heute keine Filmaufnahme eines fallenden Tropfens gibt.
Auszeichnungen
Für die wissenschaftliche Leistung wurde Thomas Parnell (posthum) zusammen mit John Mainstone, der mittlerweile das Experiment leitet, im Jahr 2005 mit dem Ig-Nobelpreis ausgezeichnet, einem satirischen Preis der Harvard-Universität für wissenschaftliche Leistungen, die nicht wiederholt werden können oder nicht wiederholt werden sollten.
Chronologie
Datum | Ereignis | Dauer (Monate) |
---|---|---|
1927 | Experiment wurde vorbereitet | |
1930 | Trichter wurde geöffnet | |
Dezember 1938 | 1. Tropfen fiel | 96–107 |
Februar 1947 | 2. Tropfen fiel | 99 |
April 1954 | 3. Tropfen fiel | 86 |
Mai 1962 | 4. Tropfen fiel | 97 |
August 1970 | 5. Tropfen fiel | 99 |
April 1979 | 6. Tropfen fiel | 104 |
Juli 1988 | 7. Tropfen fiel | 111 |
28. November 2000 | 8. Tropfen fiel | 148 |
Literatur
- Reto U. Schneider: Das langweiligste Experiment der Welt. In: NZZ Folio 07/2008, S. 59.
Weblinks
- Telepolis-Artikel zum Experiment
- University of Queensland – Das Pechtropfenexperiment, mit Livestream
- University of Queensland – Das Pechtropfenexperiment, mit Bildern und Viskositätsberechnung (englisch)
- Das langweiligste Experiment der Welt von Harald Lesch aus Leschs Kosmos