National Ignition Facility
Die National Ignition Facility (NIF) ist eine Einrichtung des Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL) in Livermore, Kalifornien, Vereinigte Staaten und wird von der National Nuclear Security Administration (NNSA) betreut. In dieser Anlage, die 2009 fertiggestellt wurde, finden Experimente zur Trägheitsfusion statt. Zweck ist die Simulation von Kernwaffenexplosionen, um die Funktionssicherheit der amerikanischen Kernwaffen ohne unterirdische Kernwaffentests zu gewährleisten. Die Versuche sollen auch der Untersuchung der Trägheitsfusion als friedlicher Energiequelle dienen.
Das erste direkt auf Zündung der Kernfusion gerichtete Experiment in NIF erfolgte im September 2010.[1] Der vom US-Kongress auferlegte Termin, Zündung (Ignition) der Kernfusion bis Ende September 2012 zu erreichen, konnte nicht eingehalten werden.[2] Das Target wird nur auf die halbe berechnete Dichte komprimiert, sodass weitere Experimente zunächst darauf abzielen sollen, die auch für das Kernwaffenprogramm benötigten Berechnungsmodelle zu verbessern. Das Erreichen des Brennens ist dafür unverzichtbar, hat aber für die nächsten drei JahrevorbeiVorlage:Warnung keine Priorität. Das Ziel eines Fusionsreaktors wird nicht mehr erwähnt.[3]
Leitender Wissenschaftler ist John Lindl.
Aufbau und Funktion
Im NIF befindet sich der stärkste Laser der Welt. Die Laseranlagen nehmen den Großteil des Gebäudes ein, das drei Fußballfelder groß ist. Diese Laser bringen UV-Pulse von unter 20 Nanosekunden Dauer und mehr als einem Megajoule Energie in die evakuierte Targetkammer.[4] Dies entspricht einer Leistung von bis zu 500 Terawatt. Der Fusionsbrennstoff, ein Gemisch aus den Wasserstoffisotopen Deuterium und Tritium, befindet sich als dünne, gefrorene Schicht (18 K) an der Innenseite einer 2 mm kleinen, kugeligen Kunststoffkapsel mittig in einem zierlichen, vergoldeten Metallzylinder. Durch dessen Öffnungen an beiden Enden gelangen die 192 Laserstrahlen hinein, an der Kapsel vorbei, an die innere Oberfläche des Zylinders, wo thermische Röntgenstrahlung entsteht, die auch die Oberfläche der Kapsel in ein schnell expandierendes Plasma verwandelt (indirect drive durch Hohlraumstrahlung). Der Rückstoß der Expansion beschleunigt die Kugelschale auf eine Geschwindigkeit von 1,5 Millionen km/h. Wenn es gelingt, dass sie weitgehend symmetrisch das Zentrum erreicht, dann wird dort bei Temperaturen von 100 Millionen Grad und einer Dichte, die jene von Blei 100fach übertrifft,[5] die Zündschwelle erreicht, bei der die Fusionsreaktion thermisch durchgeht. Dann würde die Fusionszone innerhalb von ca. 10 Pikosekunden von innen nach außen wandern; dabei soll ca. die Hälfte des Materials fusionieren und mehr Energie frei werden als zur Zündung nötig waren.
Stand der Experimente
Nach der Inbetriebnahme der Systeme ab Januar 2010[6] wurde zum ersten Mal Ende September 2010[7] eine Dichte und Temperatur erreicht, bei denen das Deuterium-Tritium-Gemisch überhaupt reagiert. Die Zündung wurde bisher jedoch noch nicht erreicht.
Die Versuchskapazität der Anlage ist begrenzt, da jeder einzelne "Schuss" aufwendig vorbereitet werden muss. Im Jahre 2011 wurden etwa 310 Schüsse durchgeführt, von denen rund die Hälfte der Erforschung der Kernfusion gewidmet waren.[8]
Die Targetkammer besteht aus 10 cm dickem Aluminium.[9] Bei einem Schuss mit erfolgreicher Fusionszündung wird sie durch die freigesetzten schnellen Neutronen radioaktiv; insbesondere entsteht Natrium-24, ein Gammastrahler mit 15 Stunden Halbwertszeit. Deshalb werden dann mehrere Tage Abklingzeit nötig sein, bevor Personal die Kammer zur Vorbereitung des nächsten Schusses betreten kann.
Ziele der Versuche
Neben den Experimenten im Rahmen des Stockpile Stewardship Program zur Simulation von Kernwaffenexplosionen als Ersatz für die früher durchgeführten Waffentests sollte die Einrichtung auch der Erforschung der Trägheitsfusion zur friedlichen Energiegewinnung dienen.[10]
Daten des NIF-Lasers
- Anzahl Strahlengänge (beam lines): 192
- Apertur des Lasermediums: 40 x 40 cm
- Pumpquelle: Blitzlampen
- Lasermedium: Nd:Glas (Phosphat)
- Fundamentalwellenlänge: 1053 nm
- frequenzverdreifacht: 351 nm
- Effizienz (Pumplicht-UV): 0,7 %
- Pulsenergie pro Strahl: 18,75 kJ
- Fokus (Strahldurchmesser am Target): 5-faches der Beugungsbegrenzung
- Schusswiederholrate: 4 bis 6 Pulse pro Tag
- Raumfläche des Gebäudes: 230.000 sq ft, entspricht etwa 21.368m²
- geplante Kosten und Bauzeit (Stand 1994): 1,2 Milliarden US-$, Fertigstellung 2002[5]
- tatsächliche Kosten: 3,4 Milliarden US-$
- Fertigstellung: Mai 2009
- Erster "full system" Schuss mit > 1 MJ: Oktober 2010
Literatur
- Philip Bethge: Disneyland für Physiker. In: Der Spiegel. Nr. 45, Hamburg 2009, 144f. ISSN 0038-7452
Weblinks
- High-Power Solid-State Lasers - The Mercury laser moves toward practical laser fusion. In: LaserFocusWorld. März 2009. (englisch)
- Offizielle Website
- Radioreportage über NIF In: Deutschlandfunk.
- The Big Picture The National Ignition Facility
Einzelnachweise
- ↑ NIC Conducts First Integrated Ignition Experiment Abgerufen am 12. September 2011
- ↑ A Big laser Runs Into Trouble NYT vom 6. Oktober 2012, abgerufen am 11. Oktober 2012
- ↑ optics.org: Report defines new path for NIF, 19. Dezember 2012.
- ↑ NIF home: Final Optics Assembly.
- ↑ 5,0 5,1 Fusion Energy: High-power Lasers for Clean Energy. In: NIF home. Abgerufen am 15. Nov. 2012.
- ↑ Heise Online News - Gelungene Generalprobe für Laserfusion, abgerufen am 11. Februar 2010
- ↑ 1st Successful Ignition Experiment at NIF. In: photonics.com. 25. Oktober 2010, abgerufen am 28. Oktober 2010.
- ↑ Laser fusion nears crucial milestone In: Nature. 7. März 2012.
- ↑ Online-Buch über die Anlage, Seite 56
- ↑ Could This Lump Power the Planet? In: Newsweek. 14. Nov. 2009.