Lebertran

Lebertran

Lebertran in Kapselform

Lebertran (veraltet: „Fabriktran“) ist ein dünnes, hellgelbes Öl, das aus der Leber von Kabeljau, Dorsch, heimischen Haiarten und Schellfisch – nicht aber Walen, siehe Tran – durch Pressen oder Erwärmen gewonnen wird. Er besteht aus leicht verdaulichem Fett, enthält Omega-3-Fettsäuren, Jod, Phosphor, Vitamin E und verhältnismäßig hohe Mengen an Vitamin A und D.

Geschichte

Lebertran-Werbung (1906)

Bereits die Wikinger nutzten die schmierende Eigenschaft des Lebertrans. Um ihre Schiffe über das Land zu transportieren, wurden Holzscheite oder Baumstämme mit dem Öl eingerieben, worüber ein Schiffsrumpf dann besser gleiten konnte.

Die hervorragende Wirksamkeit von Lebertran gegen Rachitis wurde 1824 von deutschen Wissenschaftlern entdeckt, etwa zwei Jahre nachdem bekannt wurde, dass Sonnenlicht, in Form der damals populären Sonnenkuren, ebenfalls zur Verhütung bzw. Behandlung dieser Krankheit eingesetzt werden kann.[1] Der Chemiker Hans Brockmann (1903–1988) konnte aus Fischleberölen einen Wirkstoff isolieren, der Vitamin D3 genannt wurde. Dieses ist der antirachitische Bestandteil des Lebertrans, der zur Bekämpfung der Rachitis oft verwendet wird.[2]

Anwendung

Lebertran wird als Stärkungsmittel besonders bei Kinderkrankheiten und Unterernährung sowie zur Verhütung von Rachitis (auch: Englische Krankheit) oral eingenommen. Kindern in der Bundesrepublik wurde bis in die 1960-er Jahre zur Vorbeugung und Kräftigung täglich ein Löffel voll verabreicht. Der Geschmack gilt als penetrant, da in Apotheken gekaufter Lebertran üblicherweise ranzig ist. Lebertran aus Dorschleber-Konserven stellt dagegen ein (Speise-)Öl mit nur dezenter Fischnote dar.

Bei zu hohen Verzehrmengen können die Vitamine A und D gesundheitsschädlich sein (Hypervitaminose). Sie können beispielsweise zu einer Reduzierung der Knochendichte führen und somit eine Osteoporose begünstigen. Zudem können Leberveränderungen, Haarverlust, bestimmte neurologische Probleme, Geburtsschäden und zahlreiche andere negative Folgen auftreten.

Lebertran wird auch bei der Herstellung von Wundsalben verwendet. Ebenso wird es oft zur Schmerzlinderung bei Arthritis eingesetzt.

Literatur

  • Nicholas Eschenbruch (Hrsg.): Arzneimittel des 20. Jahrhunderts. Historische Skizzen von Lebertran bis Contergan, Transcript, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-8376-1125-0 ( = Science studies).

Siehe auch

  • Tran – das Öl, das aus dem Fettgewebe von Meeressäugern gewonnen wird.

Einzelnachweise

  1. White J. H. & Tavera-Mendoza, L. R. (2008): Das unterschätzte Sonnenvitamin. In: Spektrum der Wissenschaft Bd. 7, S. 40.
  2. Friedrich Klages: Einführung in die organische Chemie. Walter de Gruyter & Co., Berlin 1961, S. 522.
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