Karl Theophil Fries

Karl Theophil Fries

Karl Fries, auch Karl Theophil Fries, (* 13. März 1875 in Kiedrich; † 6. September 1962 in Marburg[1]) war ein deutscher Chemiker und Professor.

Karl Fries wurde als zweites von drei Kindern des Realschullehrers Theophil Fries und seiner Frau Juliane Zanders geboren und studierte nach seinem Abitur 1894 zunächst Naturwissenschaften und Mathematik an der Universität Marburg, wo er Bekanntschaft mit dem vier Jahre jüngeren Otto Hahn machte. Ab 1985 studierte er an der TH Darmstadt Chemie, kehrte aber im folgenden Jahr nach Marbug zurück und wurde über "Ketochloride und Methylenchinone der Stilbenreihe" promoviert, sein Doktorvater war Theodor Zincke.[2] Seinen Militärdienst leistete er als Einjährig-Freiwilliger ab und wurde 1900 planmäßiger Assisten im Chemischen Institut der Universität. Dort wurde er 1905 habilitiert und wurde 1912 zum außerordentlichen Professor ernannt. 1914 wurde er zum Kriegsdienst herangezogen. Er wurde in Flandern verwundet und beendete den Krieg als Kompanieführer, Leutnant d.R. und Inhaber des Eisernen Kreuzes. 1918 wurde er als ordentlicher Professor und Leiter des Chemischen Institutes an die Technische Hochschule Braunschweig (heute Technische Universität Braunschweig) berufen.

Fries war Mitglied der DVP und politisch konservativ eingestellt, doch er war ein Gegner der Nationalsozialisten, die im Freistaat Braunschweig bereits seit 1930 an der Macht waren und zunehmend Einfluss auf die Hochschule zu nehmen versuchten. Bis 1933 unterstützte er die Hochschulleitung der TH Braunschweig in ihrem Kampf gegen den Volksbildungsminister Dietrich Klagges. Noch im März 1933 verweigerte er seine Zustimmung beim Versuch der nationalsozialistisch eingestellten Assistentenschaft der TH eine Hakenkreuzflagge auf dem Hochschulgebäude zu hissen. Schließlich geriet er in Konflikt mit seinem langjährigen Assistenten Bodo Heinemann, der inzwischen zum NS-Dozentenbundsführer an der TH Braunschweig avanciert war. Im Volksbildungsministerium wurde Fries als „politisch unzuverlässig“[3] eingestuft. Im so genannten „Fall Krauß“, in dem die Studenten der Chemischen Abteilung streikten, um ihrer Forderung nach Entlassung des ihrer Meinung nach unfähigen Professors Ferdinand Krauß (ein aktiver Nationalsozialist) Nachdruck zu verleihen, geriet Fries wieder ins Visier der nationalsozialistischen Führung und ersuchte schließlich am 4. März 1938 um Emeritierung aus gesundheitlichen Gründen. 1940 ging er wieder an die Universität Marburg, wo er 1942 einen unbesoldeten Lehrauftrag erhielt. Nach dem Krieg blieb Fries in Marburg und hielt bis 1950, seinem 75. Lebensjahr, Vorlesungen.

Heute ist Fries vor allem durch die nach ihm benannte Fries-Umlagerung bekannt.

Literatur

  • Michael Wettern, Daniel Weßelhöft: Opfer nationalsozialistischer Verfolgung an der Technischen Hochschule Braunschweig 1930 bis 1945. Hildesheim 2010, ISBN 978-3487143590, S. 122f.

Einzelnachweise

  1. Otto Renkhoff: Nassauische Biographie: Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, Seite 210, Ausgabe 2, Historische Kommission für Nassau, 1992.
  2. Louis Fieser, Mary Fieser: Organische Chemie, Verlag Chemie Weinheim, 2. Auflage, 1972, S. 926, ISBN 3-527-25075-1.
  3. Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel 12 Neu 16 Nr.122, fol.193f.