Johann Bartholomäus Trommsdorff

Johann Bartholomäus Trommsdorff

Johann Bartholomäus Trommsdorff
Medaillon zu Ehren von J.B. Trommsdorff an der Hauptpost in Erfurt

Johann Bartholomäus Trommsdorff (* 8. Mai 1770 in Erfurt; † 8. März 1837 in Erfurt) war einer der bekanntesten Apotheker und Pharmazeuten seiner Zeit.

Leben

Johann Bartholomäus Trommsdorff war der Sohn des Erfurter Apothekers, Arztes und Professors der Medizin Wilhelm Bernhard Trommsdorff (1738-1782). Johann begann 1784 eine Apothekerlehre bei W. H. Bucholz (1734-1798) in Weimar, absolvierte 1788 Lehrjahre in Stettin und Stargard und übernahm 1790 die väterliche Schwanen-Ring-Apotheke am Anger in Erfurt, an der Ecke der heutigen Hauptpost. 1794 wurde er in Erfurt zum Dr. phil. promoviert und übernahm 1795 eine Vorlesungstätigkeit als Prof. an der Medizinischen Fakultät Erfurt. 1809 wurde er noch zum Dr. med. promoviert. An der Universität Erfurt hielt er Vorlesungen über Pharmazeutische Chemie, Mineralogie, Geschichte der Chemie, Rezeptierkunst und Allgemeine Chemie.

Auf die Frage Napoléons, den er 1807 in Erfurt traf, wen er für den größten zeitgenössischen Chemiker halte, antwortete er: „Die Chemie hat kein großes Haupt mehr, seit Lavoisier das seinige verloren.“ (Hinrichtung während der Französischen Revolution 1794). Nach diesem als Brüskierung empfundenen Satz beendete Napoléon abrupt das Gespräch. Die Franzosenzeit kostete den Patrioten Trommsdorff sein gesamtes Vermögen, er verlor seinen Sitz im Collegium Medicum und hatte eine Festungshaft zu verbüßen.

Leistungen

Besondere Verdienste liegen in Trommsdorffs modernem Ausbildungskonzept für Pharmazeuten, dessen Ziel es war, das wissenschaftliche Niveau der praktischen Pharmazie zu heben. 1795 gründete er deshalb die Chemisch-physikalisch-pharmaceutische Pensionsanstalt für Jünglinge, das erste in einer Reihe von pharmazeutischen Instituten in Deutschland, an dem angehende Apotheker in Physik, Chemie und Pharmazie ausgebildet wurden. Damit kann er als Wegbereiter des akademischen pharmazeutischen Studiums bezeichnet werden. Als er 1828 das Institut aus gesundheitlichen Gründen schloss, hatten es über 300 Schüler erfolgreich absolviert.

Trommsdorff engagierte sich zudem auf vielerlei Art für den Apothekerberuf und die Pharmazie. So war er 1809 Mitbegründer des „Erfurter Apotheker-Kränzchens“; ab 1811 sammelte er zusammen mit seinem Kollegen Christian Friedrich Bucholz (1770-1818) Spenden für ein Unterstützungsinstitut für „kranke, ausgediente Apothekergehilfen“. 1813 gründete er eine chemisch-pharmazeutische Fabrik in Teuditz (heute Tollwitz). Die heutige Arzneimittelfabrik Trommsdorff geht eigentlich erst auf seinen Sohn und Apothekennachfolger Hermann Trommsdorff (1811-1884) zurück. Trommsdorff wurde 1822 Direktor der Erfurter Akademie gemeinnütziger Wissenschaften und 1827 Mitbegründer des Erfurter Gewerbevereins und der Gothaer Lebensversicherung.

Er hinterließ ein umfangreiches wissenschaftliches Werk, das 34 eigene Bücher und 512 Zeitschriftenaufsätze umfasst.

Werke

Trommsdorff war Herausgeber mehrerer Zeitschriften, darunter das

  • Neues Journal der Pharmacie für Aerzte, Apotheker und Chemiker (1793), das von 1834 bis 1850 als Beilage in Annalen der Chemie und Pharmacie enthalten war.
  • Kurzes Handbuch der Apothekerkunst : zum Gebrauch für Lernende. - Stettin : Kaffke, 1790. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
  • Systematisches Handbuch der Pharmacie für angehende Aerzte und Apotheker , Erfurt 1792
  • Chemische Receptirkunst oder Taschenbuch für practische Aerzte, welche bey dem Verordnen der Arzneyen Fehler in chemischer und pharmaceutischer Hinsicht vermeiden wollen / von Ioh. Bartholmä Tromsdorff. - Erfurt : Beyer und Maring, 1797. Digitalisierte Ausgabe
  • Chemie im Felde der Erfahrung von D. Johann Bartholomä Trommsdorff, Professor der Chemie und Apotheker zu Erfurt, mehrerer gelehrter Gesellschaften Mitglied. Erster Band Reine Chemie. Erfurt in der Henningschen Buchhandlung, 1800
  • J. B. Trommsdorffs neues praktisches Arzneybuch für Aerzte, Wundärzte und Apotheker. - Erfurt : Henning, 1801. Digitalisierte Ausgabe
  • Lehrbuch der pharmaceutischen Experimentalchemie nach der neuern Theorie : zum Gebrauch für Ärzte und praktische Apotheker, und als Leitfaden zu Vorlesungen. 3. Aufl. Pichler, Wien 1809. (Digitalisierte Ausgabe)
  • Neue Pharmacopoe, dem gegenwärtigen Zustande der Arzneikunde und Pharmacologie angemessen : nebst e. Anh., welcher die französische Militärpharmacopoe enthält. - 2. Aufl. - Erfurt : Henning, 1811. Digitalisierte Ausgabe
  • Die Grundsätze der Chemie, mit Berücksichtigung ihrer technischen Anwendung in einer Reihe allgemein faßlicher Vorlesungen entwickelt und durch Versuche erläutert : für Fabrikanten, Künstler und Gewerbtreibende ; mit 6 Steindruck-Taf. Keyser, Erfurt 1829 (Digitalisierte Ausgabe)

Literatur

  • Steffen Raßloff: Denkmale in Erfurt: Der Begründer der Pharmazie, In: Thüringer Allgemeine, 1. Oktober 2011 (online)
  • Jürgen Ellenberg: Berühmter Erfurter. Gedenkmedaille auf die Unterredung Napoleons mit J. B. Trommsdorf im Jahr 1807 in Erfurt, in: Thüringer Allgemeine, 14. Oktober 2008
  • Christoph Friedrich: Trommsdorf und Napoleon, in: Stadt und Geschichte, Zeitschrift für Erfurt, Nr. 30, 02/2006, S.12
  • Wolfgang Götz: Zu Leben und Werk von Johann Bartholomäus Trommsdorff (1770–1837). (= Quellen und Studien zur Geschichte der Pharmazie; Bd. 16). Jal-Verlag, Würzburg 1977, ISBN 3-7778-0148-8
  • Wolfgang Götz: Bibliographie der Schriften von Johann Bartholomäus Trommsdorff. (= Veröffentlichungen der Internationalen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie; N.F., Bd. 54). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1985, ISBN 3-8047-0829-3
  • Bernhard Lepsius: Trommsdorf, Johann Bartholomäus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38. Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 641–644.
  • Hermann Trommsdorff: Johann Bartholomäus Trommsdorff. In: Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt (Hrsg.): Mitteldeutsche Lebensbilder. 3. Band: Lebensbilder des 18. und 19. Jahrhunderts. Selbstverlag, Magdeburg 1928, S. 270–285.

Weblinks