Jauche
Als Jauche, im mittelbairischen Sprachraum auch Ådl und im deutschschweizerischen Sprachraum Gülle resp. Bschütti, bezeichnet man eine Sammlung flüssiger Exkremente (Urin und evtl. aufgeschwemmter Kot) von Tieren und Menschen in entsprechenden Auffangbecken (Jauchegruben). Dort entsteht eine stinkende, braune Flüssigkeit. Das Gemisch wird gelegentlich mit einem Saugrohr in Jauchefässer oder andere Behälter abgepumpt und als Dünger auf den Wiesen verteilt. Weiterhin wird Jauche auch zur Herstellung von Biogas verwendet.[1]
Dabei gibt es in der deutschen Sprache landschaftliche Unterschiede für den Gebrauch des Wortes. Vor allem die Abgrenzung zur Gülle ist im Norden deutlicher als im Süden. Der Inhalt von Klärgruben von nicht an die Kanalisation angeschlossenen Wohnhäusern wird manchmal auch als Jauche bezeichnet.
Als Jauche (Pflanzenjauche) bezeichnet man auch gärende Ansätze von Pflanzenmaterial mit Wasser zu gärtnerischen Zwecken. Ein Beispiel ist die Brennnesseljauche, die als natürliches Spritzmittel gegen Pflanzenparasiten verwendet wird.
Unterschied Jauche – Gülle
Wo unter Jauche ausschließlich Pflanzenjauche verstanden wird, bezeichnet (nur) Gülle ein Gemisch tierischer Exkremente (Kot und Urin) sowie Wasser und mitunter auch Einstreu wie Stroh. Sie kommt in der Regel durch die sogenannte Schwemmentmistung zustande.
Gülle und Jauche unterscheiden sich in diesem Sinne deutlich in ihrem Nährstoffgehalt. Die Jauche ist konzentrierter, somit reicher an Kalium und Stickstoff. Gülle hat einen höheren Trockensubstanzanteil, da auch Kot und oft auch Stroh (Einstreu) oder ähnliche Materialien enthalten sind. Die Nährstoffe werden durch Gärprozesse zum Teil mineralisiert, das heißt in anorganische Formen überführt (Ammonium, Nitrat, Phosphat) und sind damit sofort für die Pflanzen verfügbar. In der heutigen Landwirtschaft überwiegt deshalb die Gülle als wirtschaftseigener Dünger, zumal sie einer vereinfachten Stalltechnik entstammt.
Jauche als Pflanzenauszug
Ebenfalls als Jauche bezeichnet wird auch eine Bereitung aus Wasser und Pflanzenteilen, die zu unterschiedlichen Zwecken im Gartenbau und der Landwirtschaft verwendet wird. Sie wird wie ein Kaltwasserauszug mit kaltem Wasser angesetzt, wird aber bis zu 14 Tagen vergoren, um einen möglichst großen Teil der in der verwendeten Pflanze enthaltenen Nähr- und Wirkstoffe zu extrahieren.
Häufig in Jauchen verwendete Pflanzen sind Brennnesseln (vor allem düngend durch hohen Gehalt an Stickstoff) oder Acker-Schachtelhalm (durch Kieselsäure pflanzenstärkend).
Siehe auch
- Güllegrube
- Kieljauche
- Kompostierung
- Biologischer Pflanzenschutz
- Pflanzenjauche
- Schwedentrunk
Einzelnachweise
- ↑ Otto-Albrecht Neumüller (Herausgeber): Römpps Chemie Lexikon, Frank'sche Verlagshandlung, Stuttgart, 1983, 8. Auflage, S. 1984, ISBN 3-440-04513-7.