Gusseiserne Brunnen im Taunus

Gusseiserne Brunnen im Taunus

Brunnen in Niederreifenberg

Im Gebiet des Taunus befinden sich in eine Vielzahl von Gemeinden Laufbrunnen aus Gusseisen. Diese Form der Wasserversorgung stellte im Taunus seit dem 19. Jahrhundert die übliche Form der dar. Mit dem Aufbau einer dezentralen Wasserversorgung ab Anfang des 20. Jahrhunderts haben sie ihre Funktion verloren. Heute sind die restaurierten Brunnen Schmuckstücke in sehr vielen Taunusdörfern und stehen vielfach unter Denkmalschutz.

Vorgeschichte

Seit jeher war die Versorgung mit Wasser eine Voraussetzung für das Entstehen von menschlichen Siedlungen. Die überwiegende Zahl der Siedelungen erfolgte daher in der Nähe von Fließgewässern, aus denen die Bewohner Trink- und Nutzwasser schöpfen konnten. Mit der Bildung von Dörfern und Städten wurden im Taunus die einzelnen Gehöfte in Taunus über flache Einzelbrunnen mit Wasser versorgt, da die Entfernung zum nächsten Wasserlauf anstieg. Bedingt durch die Geologie des Taunus waren diese Brunnen vielfach wenig ertragreich, da der Taunusschiefer Regenwasser schnell in tiefe Lagen versickern lässt.

Spätestens ab dem 18. Jahrhundert wurde damit begonnen, eine zentrale Wasserversorgung aufzubauen. Diese bestand aus einem zentralen tiefen Brunnen hoher Kapazität und aus Laufbrunnen an verschiedenen Stellen des Dorfes, die mit Leitungen aus dem Brunnen gespeist wurden. Diese Laufbrunnen bestanden jeweils aus einem hölzernen Trog und einem Zulauf, aus dem dieser gefüllt wurde. Über einen Überlauf wurde nicht verbrauchtes Wasser an den nächsten, tiefer gelegenen Laufbrunnen weitergeleitet.

Gusseiserne Brunnen

Diese Technik hatte jedoch den Nachteil mangelnder Haltbarkeit und Hygiene. Das verwendete Holz verottete im Lauf der Zeit, wurde undicht und ließ sich nicht gut reinigen. Daher wurden in Gegenden, in denen geeignete Steine verfügbar waren, derartige Laufbrunnen aus Sandstein oder ähnlichem Material gefertigt. Im Taunus standen keine geeigneten Natursteine zur Verfügung. Daher wurden in nahezu allen Taunusorten die Brunnen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Laufbrunnen aus Gusseisen ersetzt.

Die Brunnen waren handwerklich aber nach einem einheitlichen Aufbau gefertigt. Sie bestanden aus zwei bis vier gleich großen Eisenplatten, die Vorder- und Rückseite bildeten und jeweils einer gleich großen Seitenplatte. Diese Platten waren individuell mit unterschiedlichen Motiven verziert.

Herkunft

Brunnen in Nenderroth

Dort wo die Herkunft der Brunnen erforscht ist, haben sich zwei Haupthersteller ergeben: Die Michelbacher Hütte sowie die Gießerei von Buderus in Audenschmiede.

Auch außerhalb des Taunus wurden gusseiserne Brunnen aufgestellt. Ein Beispiel ist der 1887 erbaute Brunnen von Nenderoth im Westerwald.

Ort Beschreibung Foto
Anspach
Löwenköpfe auf beiden Schmalseiten und Akanthusrosetten auf den dreigliedrigen Längsseiten. Brunnen in Anspach
Bermbach
0 Brunnen in Bermbach
Dasbach
Der Brunnen in Dasbach stammt aus der Michelbacher Hütte. Brunnen in Dasbach
Emmershausen
0 Brunnen in Emmershausen
Finsternthal
0 Brunnen in Finsternthal
Grävenwiesbach
Standort: Bachstraße/Mönstädter Straße. Löwenköpfe auf beiden Frontplatten. Brunnen in Finsternthal
Hasselbach
Der Brunnen aus dem Jahr 1888 ist mit Löwenköpfen auf den Schmalseiten versehen und stellt das gleiche Modell dar, wie in Anspach 0
Hundstadt
In Hundstadt befinden sich allein fünf Brunnen dieses Typs. Der Brunnen Hauptstrasse 24 stammt aus dem Jahr 1871, die drei anderen aus 1893. Hundstadt, Brunnen Hauptstrasse, Weilerweg Hundstadt, Brunnen Hauptstrasse Hundstadt, Brunnen Naunstädter Weg Hundstadt, Brunnen Hauptstrasse 75 Hundstadt, Brunnen Hauptstrasse 24
Heftrich
0 Brunnen in Heftrich
Laubach
Der Brunnen in Laubach auf der Stockheimer Seite stammt aus dem Jahr 1887. Er wurde 2011 in Privatinitiative saniert. Brunnen in Laubach
Mauloff
Mauloff verfügt sogar über 2 Brunnen, von denen einer saniert ist sanierter Brunnen in Mauloff unsanierter Brunnen in Mauloff
Naunstadt
0 Brunnen in Naunstadt
Niederauroff

50° 13′ 12″ N, 8° 14′ 6″ O

50.2200048.234932

Der Brunnen in der "Brunnenstraße" wurde möglicherweise in der Michelbacher Hütte hergestellt und steht unter Denkmalschutz.[1] Brunnen in Niederauoff
Niederlauken
Niederlauken verfügt über zwei Brunnen. Der Brunnen in der Ratsgasse stammt aus dem Jahr 1887 Brunnen in Niederlauken in der Ratsgasse
Niederreifenberg
0 Brunnen in Niederreifenberg
Oberauroff

50° 12′ 47″ N, 8° 14′ 22″ O

50.2130578.239561

Der Brunnen in der Straße "Am Dorfbrunnen" wurde 1898 (gemäß Datum an der Schmalseite) möglicherweise in der Michelbacher Hütte hergestellt und steht unter Denkmalschutz. Die Brunnensäule hat einen Wasserauslauf in Form eines Tierkopfes. Er steht an der Freifläche am Aufgang zum Kirchhof.[2] Brunnen in Oberauroff
Oberems
0 Brunnen in Oberems
Oberjosbach
Durch privates Engagement wurde 2003 die Wiedererrichtung des alten Dorfbrunnens von Anwohnern finanziert und in Eigenleistung aufgestellt Brunnen in Oberjosbach
Oberlibbach

50° 12′ 22″ N, 8° 11′ 32″ O

50.2060198.192153

Gusseiserner Trog eines Dorfbrunnens aus der Zeit um 1900 wahrscheinlich in der Michelbacher Hütte produziert. Der Laufbrunnen steht heute neben dem ehemaligen Rathaus, in er Nähe des hier überbauten Libbachs. Brunnen in Oberlibbach
Oberrod
Der Brunnen ist angeblich 1893 aus Neuenhain übernommen worden. Brunnen in Oberrod[3]
Oberseelbach
Der Brunnen aus der Zeit um 1900 befindet sich in der Mitte des Orten in der Hauptstraße Brunnen in Oberseelbach[4]
Riedelbach
Der Brunnen weist eine aufwändige quadratische Brunnesäule auf (auf dem Photo nicht zu sehen, da zu Renovierungszwecken entfernt. Schmuckstück dieser Säule ist eine weibliche Figur mit Fackel, eine Allegorie des Todes. Brunnen in Riedelbach
Rod an der Weil
Der Brunnen steht direkt zwischen Weiltalstraße und Weil Brunnen in Rod an der Weil
Wehrheim
Der Brunnen in Wehrheim aus dem Jahr 1883 steht neben dem Bürgerhaus. Der Brunnen stand vorher am Hof Manck und wurde 1983 an den jetzigen Standort versetzt. Brunnen in Wehrheim
Winden
Der Brunnen in Winden trägt die Jahreszahl 1895 Brunnen in Winden
Wüstems
Der Brunnen in Wüstems steht in der Langgasse Brunnen in Wüstems

Quellen

  • Karl Baeumerth: Gußeiserne Brunnen im Usingen Land; in: Jahrbuch Hochtaunus 1993, ISSN 0943-2108, Seite 35-53
  • Ingrid Berg: Der gusseiserne Dorfbrunnen zu Oberems; in: Jahrbuch des Hochtaunuskreises 2002, ISBN 3-7973-0784-5, Seite 95-98

Einzelnachweise

  1. Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Brunnen Niederauoff. In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
  2. Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Brunnen Oberauroff. In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
  3. Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Brunnen Oberrod. In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
  4. Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Brunnen Oberseelbach. In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen

Weblinks