Michelbacher Hütte
Michelbacher Hütte ist die historische Bezeichnung für eine Eisenhütte im Rheingau-Taunus-Kreis.
Geschichte
Die Hütte war ein seit 1656 betriebenes landesherrliches Eisenhüttenwerk der Grafen von Nassau-Idstein im Tal der mittleren Aar zwischen Aarbergen-Michelbach und Kettenbach im westlichen Hintertaunus. Sie ist Ausgangspunkt der Eisenstraße nach Taunusstein.
Besonders im 17. und 18. Jahrhundert führte der Betrieb der Hütte durch übermäßigen Holzkohleverbrauch zu einer nie wieder dagewesenen Entwaldung im Aar-Gebiet. Die Folge war das Einreißen Meter tiefer Erosionsschluchten, sogenannter Runsen oder Gullies, die sich bis heute zahlreich in den Wäldern rund um die Hütte finden. Das Eisenerz in historischer Zeit kam hauptsächlich aus den Eisengruben bei Zollhaus und Rückershausen.
Bekannt wurde die Hütte durch Adolph Samuel Passavant, der den Betrieb 1884 übernahm. Im Jahr 1911 trat sein Sohn Wilhelm in die Geschäftsleitung ein, sechs Jahre später übernahm er die Führung des Betriebs. In den Gemeinden des Taunus finden sich eine Vielzahl von Laufbrunnen aus Gusseisen aus der Michelbacher Hütte. Mit seinen Kanalgussartikeln (Beton-Guss, Begu) wurde Passavant weltbekannt. Kanaldeckel mit der Aufschrift "Passavant" sind fast weltweit verbreitet. Diese Sparte der Passavantwerke wurde im Jahr 2000 an die ACO Gruppe verkauft.[1]
Auf Betreiben der Industriellenfamilie Passavant wurde 1894 die Aartalbahn zwischen Zollhaus und Bad Schwalbach fertiggestellt, was die Hütte an das Schienennetz anschloss.
Im Zweiten Weltkrieg stellte Passavant Rüstungsgüter her. Nach dem Krieg wurden Baumaschinen, Kläranlagen und Entwässerungsanlagen produziert. Das Unternehmen wurde an den Bilfinger Berger-Konzern verkauft. Das Tochterunternehmen Passavant-Geiger GmbH mit Hauptsitz in Aarbergen bietet im weltweiten Vertrieb Komponenten und Systemlösungen im Bereich der Wasser-, Abwasser- und Schlammbehandlung, der Wasserentnahme und der Vakuumtechnologie an. Es vereint die Marken Passavant, Geiger, Noggerath, Intech und RoeVac.[2]
Literatur
- Stolz, C. (2013): Hunger nach Holzkohle war immens. Energienutzung: Michelbach und andere nassauische Hüttenwerke in Früher Neuzeit. - Jahrbuch des Rheingau-Taunus-Kreises 64, S. 19-21.
- Weber, M. (2011): Von der Ofenplatte zu High-Tech. Kanaldeckel trugen den Namen "Passavant" in die Welt. In: Jahrbuch des Rheingau-Taunus-Kreises 62, S. 18-22.
- Stolz, C. (2008): Historisches Grabenreißen im Wassereinzugsgebiet der Aar zwischen Wiesbaden und Limburg. Geologische Abhandlungen Hessen 117.
- Löhr, K. (2002): Öfen, Stabeisen, und Kanonenkugeln. Die Michelbacher Hütte in der Zeit von 1656 bis 1800. In: Jahrbuch des Rheingau-Taunus-Kreises 53. S. 70-72.
- Geisthardt, F. (1957): Landesherrliche Eisenindustrie im Taunus. In: Nassauische Annalen 68. S. 156-174.
Einzelnachweise
Weblinks
50.242938.066078Koordinaten:
50° 14′ 34,5″ N, 8° 3′ 57,9″ O