Grünerde

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Als Grünerde werden fein zerreibbare Mineralien von seladongrüner (meergrüner) Farbe bezeichnet, die seit der Antike in der Malerei verwendet werden. Die Farbe kann auch ins schwärzlichgrüne, graugrüne oder Berggrüne übergehen. Es sind durch Eisenoxydul (FeO) gefärbte Silikate.

Die Grünerde im engeren Sinn (Veronesergrün) entspricht im Wesentlichen dem Glimmer-Mineral Seladonit, einem fettglänzenden, mandelförmig oder als Überzug auftretenden Schichtsilikat von Härte 1-2 und Dichte 2,9. Das Zersetzungsprodukt aus Augit und Hornblende enthält 41-51 Prozent Kieselsäure, 3-7 Prozent Tonerde, 21-23 Prozent Eisenoxide sowie Kalk, Magnesia, Alkalien und Wasser. Das bekannteste Vorkommen am Monte Baldo bei Verona wurde schon von den Römern als grüner Farbstoff und für Wasserfarben verwendet. Seit längerem abgebaut wird es ferner auf Zypern, bei Kaaden in Böhmen sowie in basaltischen Mandelsteinen Islands und der Färöer.

Als Grünerde werden auch Bildungen von Glaukonit bezeichnet, einem Glimmermineral von blaugrüner bis gelbgrüner Farbe. Es bildet kleine, runde, einige Zehntelmillimeter größe Körner, die in Ton, Mergel oder Sandstein eingewachsen bzw. zu lockeren, leicht zerreiblichen Aggregaten verbunden sind. Es besteht aus wasserhaltigem Silikat von Eisenoxid und Kali (letzteres meist 5-15 %) mit einigen Prozent Tonerde. Glaukonithaltige Grünkalke und Mergel kennt man im silurischen Gebirge Schwedens und Rußlands, in den Kreidemergeln Sachsens und Böhmens und der chloritischen Kreide von Rouen.

Häufig in Kreideformationen sind ferner Grünsande und Grünsandsteine, besonders in der unteren und mittleren Kreide Frankreichs und Englands, sowie in der Kreide Westfalens, in Böhmen, Mähren und New Jersey. Doch kommen Grünsande auch im Tertiärgebirge vor, etwa im alpinen Eozän, im sogen. Nummulitengebirge und im Samland. In Südengland und New Jersey wird Grünsand der Kreidezeit mit 6-7 Proz. Kali als wirksames Dungmittel verwendet.

In Kreidegesteinen und Mergeln ist Grünerde eine häufige Ausfüllungsmasse von Foraminiferenschalen. Man benutzt sie (Steingrün, Veroneser Grün, Veroneser Erde, französisches Grün etc.) hauptsächlich als Anstrichfarbe, auch in der Öl- und Wassermalerei und ihrer Beständigkeit wegen in der Freskomalerei. Die veronesische G. ist hoch spangrün und ziemlich fest, die zyprische apfel- bis spangrün und weicher, die polnische lauchgrün und mit Sand gemengt, die Tiroler und böhmische mattgrün.

Meyers Konversationslexikons logo.svg Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890.
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Siehe auch: Erdfarbe

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