Gaswerk Augsburg

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Westlicher Teil des Gaswerks

Das Gaswerk Augsburg wurde 1915 im Augsburger Stadtteil Oberhausen in Betrieb genommen. Seit 2001 ist das gesamte Gaswerk mit dem Gaskessel stillgelegt.

Die bis 1915 erbauten Gebäude überstanden den Zweiten Weltkrieg unbeschadet und stehen heute unter Denkmalschutz. Zum Gaswerk gehören Ofenhaus, Behälterturm, Elektro-Zentrale, Werkstättentrakt, Saugerhaus, Apparatehaus und Reinigergebäude, Beamtenwohnhaus, Angestelltenwohnhaus, Bürogebäude, drei Arbeiterwohnhäuser sowie zwei Teleskop-Gasbehälter.

Das acht Hektar große Gelände hat zum Teil park- und schlossähnlichen Charakter. Es gilt als Denkmal von europäischem Rang und ist einzigartig in Bayern. Es sind noch fast alle Gebäude erhalten und zwei verschiedene Gasbehälterarten (Teleskop- und Scheibengasbehälter) zu sehen. Auch die Umhüllung des ersten Scheibengasbehälters von MAN (Baujahr 1914/15, also ein Pionierbau) steht noch auf dem Gelände.

Geschichte der Augsburger Gaswerke

Luftbild vom Gaswerk Augsburg (etwa 1932)

Es gab bereits zwei Vorgänger. Das Gaswerk I wurde im Dezember 1848 zur Versorgung der Straßenbeleuchtung in Augsburg an der Johannes-Haag-Straße in Betrieb genommen. Augsburg war somit nach Nürnberg die zweite Stadt in Bayern, die ein Gaswerk besaß. 15 Jahre später, im Jahr 1863, ging das zweite Gaswerk in Betrieb.

1907 erwarb die Stadt Augsburg die zwei privat betriebenen Gaswerke. Sie wurden 1915 vom neuen Gaswerk abgelöst. Dieses entstand in den Jahren 1912 bis 1915 nach den Plänen der Münchner Architekten Gebrüder Rank.

Wie durch ein Wunder wurde das Gaswerk im Zweiten Weltkrieg nicht angegriffen und blieb somit unzerstört. 1954 errichtete die MAN den weithin sichtbaren Gaskessel neben den beiden älteren Teleskop-Gasbehältern. Bis 1969 wurde im Gaswerk aus Kohle Stadtgas hergestellt, das dazu diente Haushalte und Firmen nicht nur in Augsburg, sondern sogar in Kaufbeuren mit Energie zu versorgen.

Von 1963 bis 1978 wurde eine Erdgas-Spaltanlage betrieben, in der Erdgas in Stadtgas umgewandelt wurde.[1] Im Jahr 1978 wurde Augsburg komplett von Stadtgas auf Erdgas umgestellt. Bis 2001 dienten die Gasbehälter zur Spitzengasspeicherung. Seit 2001 ist das Gaswerk, das den Stadtwerken Augsburg gehört, stillgelegt.

Um den Erhalt und die Wiederbelebung des denkmalgeschützten Gebäudeensembles kümmert sich seit 2005 der Verein Gaswerksfreunde Augsburg e. V., der mehrmals im Jahr Werksführungen durchführt und derzeit im Gaswerk ein Museum der Augsburger Gaswerksgeschichte einrichtet.

In den vergangenen Jahren war das Gelände des Gaswerks immer wieder Ort für verschiedene Veranstaltungen, wie etwa 2005 und 2006 die Musikveranstaltung Popcity oder 2011 das Grenzenlos-Festival.

2011 bewarb sich die Stadt Augsburg mit dem Gaswerk als Standort für das Museum der Bayerischen Geschichte, das 2018 eröffnet werden soll. [2][3][4]

Der Gaskessel

Gasbehälter des Gaswerks Augsburg
Der Gaskessel mit vorgelagertem Gasbehälter

Der Augsburger Gaskessel ist ein Scheibengasbehälter. Aufgrund seiner Bauhöhe ist er eine ebenso dominante Landmarke im Norden von Augsburg wie der Augsburger Hotelturm im Süden des Stadtzentrums.

Er besitzt ein Speichervolumen von 100.000 Kubikmeter Gas bei etwa 23 Millibar Druck. Der 20-eckige Gaskessel ist 84,1 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 45 Metern. Die Firma MAN musste in den Jahren 1953 und 1954 rund 1.800 genietete Eisenbleche für den Bau zusammensetzen.

Als Besonderheit wurde das Fundament des eigentlichen Gasbehälters erhöht gebaut, so dass darunter ein großer Raum zur Verfügung steht. Dieser wurde früher als Lager für das Gaswerk verwendet. Heute finden darin immer wieder Veranstaltungen und Konzerte statt.

Um den Außenaufzug herum führt eine Treppe mit 392 Stufen auf das Dach des Gasbehälters. Neben dem Außenaufzug gibt es einen (Seil-)Innenaufzug im Zentrum des Behälters, um zu Wartungs- und Kontrollzwecken auf die Scheibe zu gelangen.

Seit September 2008 ist im Inneren des Gaskessels ein 70 Meter langes Foucaultsches Pendel installiert. Im Sommer 2009 kam die Klanginstallation Bach_10k dazu. 58 Orgelpfeifen geben im extrem langsamen Takt des Pendels Bachs C-Dur-Präludium wieder und machen und so den ganzen Gasbehälter zum begehbaren Klangkunstwerk.

Im Sommer 2009 wurde auf dem Gaskessel eine Aussichtsplattform für Besucher eröffnet. Die Besucher erleben nach dem geführten Aufstieg einen wunderschönen Blick über Augsburg. Seit August 2010 kann man sich auch vom Gaskessel abseilen lassen.

Die weiteren Gasbehälter

Neben dem großen Scheibengasbehälter sind noch zwei Teleskop-Gasbehälter (Glockenbehälter) aus den Jahren 1910 und 1913 erhalten. Diese stehen in von MAN patentierten wassergefüllten Wölbbassins, welche nur noch äußerst selten zu finden sind.

Ebenso existieren noch stillgelegte Hochdruck-Röhrenspeicher sowie die Umhüllung des ersten, 1915 von MAN gebauten Scheibengasbehälters mit 1600 m³ Volumen – sozusagen der kleine Bruder des Gaskessels.

Gaswerksmuseum Augsburg

Der Verein Gaswerksfreunde Augsburg e.V. (

48° 23′ 14″ N, 10° 51′ 56″ O

48.38733055555610.865422222222 ) hat in der ehemaligen Elektro-Zentrale einen Ausstellungsraum über die Geschichte der Augsburger Gasversorgung eingerichtet. Auch zu sehen sind MAN-Dieselmotoren von 1922 und 1958. Die „Ölmaschine“ von 1922 steht ebenfalls unter Denkmalschutz.

Das Museum kann bei Führungen oder auch nach Absprache mit dem Verein besichtigt werden.

Führungen

Der Verein führt nach Absprache interessierte Gruppen durch die Gebäude des Gaswerks. Zwischen April und Oktober findet jeden Sonntag eine kostenlose Führung durch das Gaswerk statt.

Seit August 2009 ist das Dach des Gaskessels mit einem Zaun gesichert, sodass dieser für Besucher gefahrlos zugänglich ist. Zwischen April und Oktober finden bei gutem Wetter an Sonntagen geführte Aufstiege statt.

Einzelnachweise

Weblinks

 Commons: Gasbehälter Augsburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Commonscat/WikiData/Difference


48.38722222222210.865833333333Koordinaten:

48° 23′ 14″ N, 10° 51′ 57″ O

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