Flashover

Flashover

Der Flashover (dt. Durchzündung; auch Flash-Over, Flash-over, F/O) ist eine Phase innerhalb eines Brandereignisses und bezeichnet den schlagartigen Übergang eines Schadenfeuers (z. B. Zimmerbrand) von der Entstehungsphase hin zur Vollbrandphase. Dieser Vorgang ereignet sich zumeist sehr rasch über den gesamten Brandraum.

Idealisiertes Temperatur-Zeit-Diagramm eines Zimmerbrandes, nach Karlsson und Quintiere

Definition

Die Definition der Internationalen Organisation für Normung für den Flashover lautet: „Der schnelle Übergang aller Oberflächen brennbarer Materialien eines Raumes hin zu einem Feuer.“

Im Brandschutzingenieurwesen wird der Flashover als Grenze zwischen der Entstehungsphase (Pre-Flashover) und dem Vollbrand (Post-Flashover) eines Zimmerbrandes beschrieben. Allgemeines Kriterium für den Flashover ist der Anstieg der Raumtemperatur auf 500–600 °C, eine Wärmestromdichte (der Flammen und des Rauches) von 15 bis 20 kW/m² oder herausschlagende Flammen aus den Raumöffnungen.

Die Dauer bis zum Flashover ist stark von den Faktoren der Brandraumgröße, Ventilation und Brandlast abhängig.

Entstehung

In der Entstehungsphase brennen zunächst Einrichtungsgegenstände (z. B. Sofa, Tisch, Möbel) und bilden Verbrennungsgase und Pyrolysegase. Kann der entstandene Rauch nicht durch Raumöffnungen abgeführt werden, kommt es zu einem Wärmestau an der Decke. Die stark erwärmte Rauchschicht strahlt nun auf die gesamten Einrichtungsgegenstände eine immer weiter steigende Wärmestrahlung aus. Zugleich steigt die Temperatur im gesamten Brandraum. Die Oberflächen der brennbaren, aber noch nicht brennenden Gegenstände pyrolisieren aus und zünden dann bei 15 bis 20 kW/m² Wärmestromdichte (siehe auch Solarkonstante) oder einer Rauchgastemperatur von 500–600 °C schlagartig ohne Zündflamme. Die horizontale Flammenausbreitungsgeschwindigkeit im Raum (Entzünden weiteren Materials durch bereits brennende Gegenstände) beträgt dann etwa 10 m/min. Das Resultat ist ein Vollbrand des Raumes und Temperaturen von etwa 1000 °C. Weitere Angaben zur Abbrandrate, Wärmefreisetzung, Temperaturentwicklung vor und nach dem Flashover sowie Zeiten bis zum Auftreten eines Flashovers finden sich in den Forschungsberichten Nr. 130 und 142 der Forschungsstelle für Brandschutztechnik an der Universität Karlsruhe (TH).[1]

Pre- und Post-Flashover

Als Pre-Flashover bezeichnet man die Brandentwicklungsphase vor dem Flashover. Zu der Zeit ist ein Überleben für auf dem Boden liegende Personen und das Vorgehen eines Atemschutztrupps noch möglich. Als Post-Flashover oder Vollbrand bezeichnet man den Zustand nach dem Flashover. Es herrschen Temperaturen von teilweise über 1000 °C. Aufgrund der großen freiwerdenden Energiemengen in dieser Phase ist ein Überleben nur kurz möglich. Auch moderne Schutzkleidung eines Feuerwehrmannes kann in diesem Moment nur für ein paar Sekunden vor schweren Verbrennungen schützen.

Verwechslungen

Im Internet und teilweise auch in der Ausbildung der Feuerwehren wird der Begriff Flashover fälschlicherweise mit dem Begriff der Rauchgasdurchzündung (engl. rollover), oder der Rauchgasexplosion (engl. backdraft) gleichgesetzt. Bei der Rauchgasdurchzündung handelt es sich lediglich um das Verbrennen von Pyrolysegasen einer Rauchschicht, beim Flashover um das oben beschriebene Phänomen. Im Brandschutzingenieurwesen gibt es die oben genannte klare Definition.

Literatur

  • Schneider: Grundlagen der Ingenieurmethoden im Brandschutz. Werner Verlag
  • Karlsson, Quintiere: Enclosure Fire Dynamics. Verlag CRC Press
  • Drysdale: An Introduction to Fire Dynamics – Second Edition. Verlag John Wiley & Sons
  • Kunkelmann: Flashover/Backdraft – Ursachen, Auswirkungen, mögliche Gegenmaßnahmen; Forschungsstelle für Brandschutztechnik an der Universität Karlsruhe (TH). 2003
  • Grimmwood: Tactical Firefighting. 2003

Quellen

Siehe auch

  • Studium zum Brandschutzingenieur an der Uni Wuppertal
  • Grabeneffekt

Weblinks