Dyneema

Dyneema

Kletterausrüstung aus Dyneema

Dyneema ist eine Kunststofffaser, entwickelt vom niederländischen Chemiekonzern Royal DSM N.V.

Eigenschaften

Dyneema ist chemisch gesehen eine hochfeste Polyethylen-Faser (PE) mit einer Zugfestigkeit von 3 bis 4 GPa (3000 bis 4000 N/mm²); es handelt sich dabei um hochkristallines, hochverstrecktes UHMWPE (Ultra Hoch Molekulares Polyethylen).

Die spezifische Stärke der Faser (Höchstzugkraft oder Englisch: Tenacity) variiert abhängig vom Fasertyp zwischen 32 cN/dtex und 40 cN/dtex.

Damit ist die Dyneemafaser auf Massebasis 40 % stärker als Aramidfaser (23 cN/dtex), 60 % stärker als Kohlefaser und Glasfaser (15 cN/dtex), fast fünfmal stärker als Polyamid, Polyester und Polypropylenfaser (alle zwischen 5 cN/dtex und 8 cN/dtex) sowie bis zu fünfzehnmal stärker als Stahl (2 cN/dtex).

Von der Dyneemafaser existieren verschiedene Typen. Die Fasertypen SK60 und SK65 gehören der ersten Generation an. Diese wurden in den 1980er-Jahren eingeführt und erreichen eine Tenacity von „nur“ 32 cN/dtex. Die Typen SK75, SK76 und SK78 gehören zur zweiten Generation und werden seit den 90er-Jahren nach einem gänzlich neuen Produktionsverfahren hergestellt. Sie sind 15 bis 20 % zugfester als jene der ersten Generation und erreichen zwischen 35 und 40 cN/dtex. Von den genannten Fasertypen existieren verschiedene Titer, ausgedrückt in dtex (Masse in Gramm pro 10.000 m). Die feinen Garntiter (dünne Garne) liegen zwischen 25 und 220 dtex. Sie werden für feinste Gewebe, Nähgarne, Angelschnüre und Drachenschnüre eingesetzt. Mittlere Titer (440 dtex , 880 dtex, 1320 dtex) finden Anwendung in Kletterseilen, Hubschrauberseilen, Yachttauen, Fischernetzen und werden zu Segeltuch und Planen verwebt. Die dicken Garne mit Titern von 1500 dtex, 1760 dtex und 2640 dtex finden großen Absatz in schweren Geweben und Tauen für Schiffe, Ölplattformen und Tiefseeinstallationen.

Seildurchmesser Festigkeit Masse
4 mm 1400 daN 1,1 kg/100 m
6 mm 3300 daN 2,8 kg/100 m
8 mm 5800 daN 5,0 kg/100 m

Die Reißlänge von Dyneema beträgt knapp 400 km. Dyneema ist mit einer Dichte von 0,95 bis 0,97 g/cm³ etwas leichter als Wasser und schwimmt. Die Faser ist sehr lange haltbar und hat eine hohe Beständigkeit gegen Abrieb, Feuchtigkeit, UV-Strahlen und Chemikalien.

Der Schmelzpunkt von Dyneema liegt zwischen 144 und 152 °C, die Zugfestigkeit und -steifigkeit von Dyneema lassen mit steigender Temperatur nach. Die Verwendbarkeit wird bis etwa 80 bis 100 °C angegeben. Dagegen steigt die Festigkeit bei Temperaturen unter Raumtemperatur, und bei -30 °C beträgt der Festigkeitszuwachs schon 30 % gegenüber Raumtemperatur. Dyneema ist in Kältetemperaturen bis -150 °C verwendbar.

Verwendung

Dyneema-Schlinge

Verwendet wird Dyneema unter anderem zur Herstellung von Angelschnüren, Fischernetzen, Bogensehnen und Bandschlingen.

Die beschusshemmenden Schutzwesten und Panzerungen von Fahrzeugen, Flugzeugen und Schiffen aus Komposit von Dyneema gehören zu den dünnsten und leichtesten. Weitere Anwendungen sind Motorradhelme und abriebfeste Motorradjeans mit Dyneema-Fasern.

Bei schnittfester Schutzkleidung werden große Mengen der Faser für Handschuhe und Kettensägenhosen, Brustschutz, Armschutz und T-Shirts eingesetzt. Abnehmer sind die Forst-, Metall-, Glas- und die Fleischverarbeitungsindustrie mit ihrem hohen Bedarf an komfortabler, waschbarer Schutzkleidung.

Bei Freizeit- und Sportartikeln werden Snowboards, Schäkel und diverse Hilfsmittel für den Klettersport aus Dyneema angeboten. Besonders als Leinenmaterial im Wassersport – da ohne Reck und unempfindlich gegen Salzwasser – sowie für Gleitschirme und Drachen und für den Windenstart von Segelflugzeugen wird Dyneema häufig eingesetzt; teilweise mit Polyester (PES) ummantelt, um die Scheuerfestigkeit zu erhöhen.

Dyneema-Seile erlauben auch den harten Einsatz in der Forsttechnik, wobei Spleißfähigkeit, Bruchlast und Abriebbeständigkeit eine bedeutende Rolle spielen. Diese Seile sind etwas stärker als Stahlseile gleichen Durchmessers bei gleichzeitig einem Siebtel des Gewichts.

Seit 2006 werden Seile aus Dyneema auch bei der Bergrettung mit Hubschraubern eingesetzt. Mit einer Länge von 400 m am Stück und der geringen Masse lösen diese Seile in weiten Bereichen die Stahlseile ab. Neben der Gewichts- und Kerosineinsparung verhindert die geringe Dehnung den gefürchteten Seilrückschlag (Backslash) und die Pilotenverursachte Oszillation (PIO).

Ein weiterer Einsatzbereich ist die Armierung von Cockpittüren im Flugzeugbau, womit diese schusssicher gemacht werden.

In der Luftfahrtindustrie findet Dyneema weiterhin Einsatz in Radomes (Radardome), da es nicht nur leicht und extrem schlagfest ist, sondern auch das radardurchlässigste Material, das bekannt ist. Kompositpanele aus Dyneema-Faser ersetzen Aluminiumpanele in Luftfrachtlademitteln, den sogenannten Air Cargo Containern oder ULD (Unit Load Devices). Andere ULD wie Luftfrachtpalettennetze aus Dyneema-Faser sind bis zu 50 % leichter und helfen, Kerosin zu sparen und Emissionen zu vermeiden.

Marke Dyneema

„Dyneema“ ist eine geschützte Marke von DSM genauso wie der Ausdruck „Dyneema, The World's Strongest Fiber“. Weiterhin gehört dazu noch die Marke „Dyneema Purity“, die medizinische Variante von Dyneema zum Einsatz im menschlichen Körper.

Weblinks