Bevölkerungsexplosion
Unter einer Bevölkerungsexplosion versteht man ein besonders rasches Bevölkerungswachstum mit einer jährlichen Wachstumsrate von mehr als 2,5 %. Gegenwärtig erleben einige Entwicklungsländer eine solche „Explosion“, wobei diese hauptsächlich in den Städten stattfindet.
Bevölkerungsentwicklung
1804 überschritt die Weltbevölkerung eine Milliarde Menschen und ein rapides Bevölkerungswachstum setzte ein. Innerhalb des 20. Jahrhunderts hat sich die Weltbevölkerung fast vervierfacht. 1927: 2 Milliarden, 1960: 3 Milliarden, 1974: 4 Milliarden, 1987: 5 Milliarden 1999: 6 Milliarden und 2011: 7 Milliarden Menschen. Als Datum gab die UNO in ihren Berechnungen den 31. Oktober 2011 an.[1] Die UNO erwartet bei mittlerer Projektion bis 2025 8,0 Milliarden und bis 2050 9,2 Milliarden Menschen.[2] Einzelne Wissenschaftler erwarten ein Wachstum auf 10,0 Milliarden Menschen (siehe Ökologe Roman Kotliar).
Falls sich die Zahl der Geburten pro Frau (Fertilitätsrate) – wie in der Prognose angenommen – langfristig bei 1,85 einpendelt, ist bald danach von einem Bevölkerungsrückgang auszugehen.
Bevölkerungsexplosion in Industriestaaten
Mit der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert begann in den heutigen Industriestaaten eine Bevölkerungsexplosion, die überwiegend bis zum Pillenknick in den 1960er Jahren andauerte. Entgegen der landläufigen Meinung gibt es auch heute noch in den reichen Ländern Gebiete, die eine Bevölkerungsexplosion erfahren. Fast all diese Entwicklungen sind auf Zuwanderungen aus anderen Teilen des Landes oder aus dem Ausland zurückzuführen. Beispiele sind die US-Bundesstaaten Arizona, Georgia und Nevada, wo durch stetige Zuwanderung eine Bevölkerungsexplosion vorhanden ist. Auch in Teilen Spaniens, vor allem an der Mittelmeerküste, wächst die Bevölkerung durch die Zuwanderungswelle seit der Jahrtausendwende stetig an. Singapur und Macao erleben auch eine Zuwanderungswelle, wodurch das Bevölkerungswachstum auf über 2,5 % angestiegen ist. Beispiele für Bevölkerungsexplosionen durch Geburtenüberschüsse sind Kiryas Joel und New Square im US-Bundesstaat New York, in denen überwiegend strengreligiöse Juden leben.
Überbevölkerung
Anhänger der Bevölkerungstheorie betrachten den Zustand der Überbevölkerung als bereits eingetreten und als eines der zentralen Probleme der Menschheit. Durch das explosionsartige Wachstum der Weltbevölkerung (mit rund 6,6 Milliarden Menschen im Jahr 2007) seien einige Regionen - vorwiegend in den wenig entwickelten Staaten in Afrika und Asien - überbevölkert oder litten unter einer enormen Bevölkerungsdichte. Als Folgen träten Hunger, Armut, Mangelerscheinungen, ökologische Probleme, die schnelle Ausbreitung von Epidemien und wirtschaftliche Stagnation auf.
Entsprechend hat die Bevölkerungspolitik in ehemals stark expandierenden Volkswirtschaften wie China (siehe auch Ein-Kind-Ehe) bereits per Gesetz zu einer überproportionalen Absenkung der Bevölkerungsexplosion geführt. Auf globaler Ebene findet seit 1974 zehnjährlich eine Weltbevölkerungskonferenz der UNO statt, bei der grundlegende Probleme und Ergebnisse zum Thema Überbevölkerung weltweit besprochen werden.
Kritik
Die Verwendung des Begriffes ist mitunter dem Vorwurf der Dramatisierung und Instrumentalisierung ausgesetzt, da der Ausdruck „Explosion“ einen bedrohlichen Unterton hat und selbst jährliche Wachstumsraten der Bevölkerungen von mehr als 2,5 % bei größerem Wirtschaftswachstum (v. a. landwirtschaftlichem Produktivitätsanstieg) durchaus nicht notwendigerweise zu Verarmung oder gar Hunger führen müssen und dass durch entsprechende Innovationen (Energiesparen und ressourcenschonende Technologien) ein nachhaltiges Wirtschaften und schonendes Wachstum (sowohl der Wirtschaften wie auch der Bevölkerungen) noch für lange Zeit denkbar sei.
Auf der anderen Seite verläuft der Ressourcen- und Flächenverbrauch weltweit absolut nicht abnehmend. Die bisher eher untergeordnete Bedeutung nachhaltiger Technologien im Bereich der Energieeffizienz sowie der regenerativen Energiequellen, der Rohstoffgewinnung und Nahrungsmittelproduktion (steigender Fleischkonsum, Einsatz von Agrar-Gentechnik zur Flächenertragssteigerung) sowie der um ein Vielfaches höhere Energie- und Ressourcenhunger der bereits entwickelten Wirtschaften rechtfertige nach Meinung von Umweltschützern und Teilnehmern der Agenda 21 auch drastische Vokabeln. Die steigende Anzahl von Menschen auf dem Planeten reduziert logischerweise zunehmend den Lebensraum von Pflanzen und Tieren, der Lebensraumverlust führt zum Massen-Aussterben vieler Lebewesen.
Literatur
- Bettina Rainer: Bevölkerungswachstum als globale Katastrophe. Apokalypse und Unsterblichkeit. 2004, ISBN 3-896-91582-7
- Hoimar von Ditfurth: So laßt uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen. ISBN 3-89136-033-9