Alon Talmi
Alon Talmi (* 7. Oktober 1914 in Tel Aviv, Israel; † 2001) war Professor für Chemie und Dekan der Universität Tel Aviv.
Biographie
Sohn des Journalisten Yehoshua Radler-Feldman Ha-Talmi (1880–1957), genannt Rabbi Binyamin,[1][2] einem der Gründer der Brit Shalom.[3]
1934 war Alon Talmi, der damals noch Alon Feldmann hieß, Mitglied der Chugim Marksistim (marxistischer Zirkel der linken Poalei Tzion).[4]
Ab 1951 war Alon Talmi Scientific Attache für Israel.[5]
Als akkreditierter Beobachter und wissenschaftlicher Berater Israels nahm er vom 17–20 Dezember 1951 in Paris an der Konferenz zur Gründung eines europäischen Kernforschungszentrums teil.[6]
Von 1960–1968 war er Associated Professor of Chemistry an der Bar-Ilan-Universität.[7]
Seit 1961 hatte er zudem eine Professur an der Universität von Tel-Aviv inne.[8]
Talmis Hauptinteresse neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit galt immer dem Verstehen des Zusammenspiels des menschlichen Geistes in Verbindung mit dem Körper. Er traf 1949 Moshé Feldenkrais in Paris und bald darauf wurden beide enge Freunde. In eines der Bücher, die Feldenkrais an Talmi schickte, schrieb er die Widmung: „Für meinen Freund Alon Talmi, dessen Gespräche mir für die Klärung meiner Gedanken weit mehr geholfen haben, als ich zuzugeben bereit bin.“ Talmi trug wesentlich dazu bei, dass Feldenkrais zurück nach Israel kam.
Als dieser 1968 sein erstes Training in Tel Aviv begann, war Talmi einer der Teilnehmer. Danach gab er seine wissenschaftliche Tätigkeit auf und widmete sich ganz der Körperarbeit.
Funktionale Integration
Talmi legte viel Wert auf die Wichtigkeit einer präzisen, wissenschaftlichen Formulierung der Prinzipien, welche in dieser „Technik“ Verwendung finden, obwohl er die große Bedeutung der Intuition für diese Arbeit nicht unterschätzte. Er hatte das Material zusammengefasst, das er von Feldenkrais und anderen Lehrern lernte, und entwickelte daraus und aus seinen eigenen Forschungen und Erkenntnissen sogenannte „Berührungslektionen“. Diese stellen als Lehrkonzept die Grundlage zum Erlernen der Funktionalen Integration dar. Sie erlauben tiefgehende Verbesserungsmöglichkeiten des menschlichen Bewegungsapparates durch ihre hohe Wirksamkeit und Präzision.
Jede „Berührungslektion“ befasst sich mit dem gesamten Körper der behandelten Person, lenkt aber die Aufmerksamkeit zu einem speziellen Aspekt der körperlichen Muster in einzelnen Körperteilen des Klienten.
Verschiedene Schüler Alon Talmis arbeiten heute mit eigenen Varianten seiner Körperarbeit, z. B. die Ärztin Dr. Katharina Krassnig,[9] die Kultur- und Sozialanthropologin Dr. Nurit Sommer[10] und der Regisseur und Bewegungslehrer Prof. Martin Gruber[11] sowie der Feldenkrais-Trainerin Yeudith Silver.[12]
Bewusstheit durch Bewegung
Talmi war davon überzeugt, dass die Gruppenarbeit („Bewusstheit durch Bewegung“), in welcher der Lernende nur verbale Anleitung durch den Lehrenden erhält, für junge, in ihren Bewegungsmustern nicht eingeschränkte Menschen und auch für solche, die durch die individuelle Einzelarbeit in „Funktionaler Integration“ von ihren einschränkenden Bewegungsmustern befreit wurden, ein exzellentes Medium für das Bewusstwerden der Bewegungsspielräume im Körper ist.
Hingegen meinte er, dass genau diese Art der Gruppenarbeit für andere Menschen, die unbewusst ihre chronisch eingeschränkten Bewegungsmuster benützen, diese im Rahmen der Gruppenarbeit verstärken und sich darin auch verletzen können. Diese Gefahr wäre, so meinte Talmi, vor allem in zu großen Gruppen gegeben.
Literatur
Artikel von Alon Talmi über seinen Ansatz der Körperarbeit:
- Alon Talmi: First encounters with Feldenkrais: A Reminiscence. In: Somatics. 4 (1), 1980, S. 60–61
- Alon Talmi: Functional Integration in psychiatric treatment. In: Somatics, 3 (2), 1981, S. 48–49
- Alon Talmi: Notes on Functional Integration I. In: Somatics, 4 (1), 1982, S. 19–20
- Alon Talmi: Notes on Functional Integration II. In: Somatics, 4 (4), 1983, S. 33–35
- Alon Talmi: 5 Frauen. Wie individuelle Feldenkraisarbeit hilft, psychologische Probleme zu lösen. In: H. Milz, M. Varga von Kibed: Beseelter Leib, verkörperter Geist. Walter Verlag, 1997
Sonstige Texte von Alon Talmi:
- Alon Talmi: Alexandertechnik (Vortrag). In: Zeitschrift für Körperpsychotherapie, Heft 19
- Alon Talmi: Alexandertechnik II (Vortrag). In: Zeitschrift für Körperpsychotherapie, Heft 20
- Alon Talmi, E. R. Herman, Simcha Harel und Benjamin Peskin: Predicting Acid Requirement in Superphosphate Manufacture. In: Ind. Eng. Chem., 1959, 51, (5), S. 675–676
- Alon Talmi, Simcha Harel, Max Tamari: Soluble Phosphate Assay, Rapid Determination of Water-Soluble Phosphorus Pentoxide in Superphosphate and Total Phosphorus Pentoxide in Dicalcium Phosphate. In: J. Agric. Food Chem., 1958, 6, (8), S. 589–591
- Alon Talmi, Simcha Harel: Estimation of Moisture and Water of Crystallization by Azeotropic Distillation, in: Anal. Chem. 1957, 29, 1694–1697. Estimation of Moisture and Water of Crystallization by Azeotropic Distillation - Analytical Chemistry (ACS Publications)
Artikel zu Alon Talmis Körperarbeit:
- Martin Gruber: Formen bilden, Formen vernichten. Bemerkungen zu neuen Wegen in der Schauspielausbildung. In: Rollenunterricht, Sprecherziehung, Stimmbildung und Körperarbeit in der Ausbildung zum Schauspieler. Dokumentation der Arbeitstagung der Bayerischen Theaterakademie August Everding 27.–30.4.2000, München 2001, S. 201–215.
Weblinks
- http://www.isib.org
- http://www.hfs-berlin.de/personen/name/141
- http://www.yogin.ru/parser.php?sb=1
- http://www.marxists.de/intsoctend/cliff-bio/sarneh.htm
Einzelnachweise
- ↑ geni.com
- ↑ blackwellreference.com
- ↑ jewishvirtuallibrary.org
- ↑ marxists.de
- ↑ Who's who in Israel, 1952
- ↑ unesco.org
- ↑ Who's who in Israel and in the work for Israel abroad, 1969, S. 279
- ↑ Who's who in Israel, 1972, S. 342
- ↑ uibk.ac.at
- ↑ isib.org
- ↑ hfs-berlin.de
- ↑ deinfeldenkrais.at
Personendaten | |
---|---|
NAME | Talmi, Alon |
KURZBESCHREIBUNG | israelischer Chemiker |
GEBURTSDATUM | 7. Oktober 1914 |
GEBURTSORT | Tel Aviv |
STERBEDATUM | 2001 |