Peter Adolf Thiessen
- Chemiker (20. Jahrhundert)
- Wissenschaftliches Mitglied der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
- Träger des Goldenen Ehrenzeichens der NSDAP
- Mitglied des Staatsrates der DDR
- Träger des Leninordens
- Träger des Stalinpreises
- Träger des Karl-Marx-Ordens
- Träger des Vaterländischen Verdienstordens
- Träger des Sterns der Völkerfreundschaft
- Träger des Banners der Arbeit
- Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR
- Träger des Nationalpreises der DDR I. Klasse für Wissenschaft und Technik
- Deutscher
- Geboren 1899
- Gestorben 1990
- Mann
Peter Adolf Thiessen (* 6. April 1899 in Schweidnitz; † 5. März 1990 in Berlin) war ein deutscher Chemiker. Er wirkte unter anderem von 1935 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges als Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin-Dahlem und von 1956 bis 1964 als Direktor des Instituts für physikalische Chemie der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin.
Leben und Wirken
Nach dem Studium der Chemie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald und an der Universität Göttingen promovierte Peter Adolf Thiessen dort 1923 bei Richard Zsigmondy mit einer Dissertation zum Thema „Kritische Untersuchungen am kolloidalen Gold“. Von 1922 bis 1928 und erneut ab 1933 war er Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) (Mitglieds-Nr. 3096). Nach seiner Habilitation wirkte er in den Jahren 1926 bis 1932 als Dozent und von 1932 bis 1935 als außerordentlicher Professor für anorganische Chemie an den Universitäten in Göttingen, Frankfurt am Main und Münster.
1935 wurde er als ordentlicher Professor an die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster berufen, nahm aber bereits im gleichen Jahr einen Ruf als Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin-Dahlem an. Seine Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus, insbesondere die Ausrichtung des Instituts auf die Giftgas-Forschung wie beispielsweise die „Wunderwaffe“ Chlortrifluorid (N-Stoff), wird aus heutiger Sicht kritisch gesehen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er von Vertretern des NKWD in die Sowjetunion gebracht und arbeitete dort in einem Institut in Sinop bei Sochumi (Georgien) am sowjetischen Atombombenprojekt mit. 1956 kehrte er zurück in die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und war er bis 1964 Direktor des Instituts für physikalische Chemie der Akademie der Wissenschaften der DDR sowie von August 1957 bis 1965 Vorsitzender des Forschungsrates der DDR. Von September 1960 bis November 1963 gehörte er als parteiloses Mitglied dem Staatsrat der DDR an.
Auszeichnungen
In der NS-Zeit erhielt Thiessen für seine Forschungsarbeit und seine Verdienste für das NS-Regime das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP.
Thiessen wurde 1939 als ordentliches Mitglied in die Preußische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Nachdem er aufgrund seines Wirkens als Spartenleiter des Reichsforschungsrates im Jahr 1945 zunächst aus der Mitgliederliste gestrichen worden war, hob das Präsidium der als Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin neuformierten Akademie diese Entscheidung 1955 wieder auf. Im Jahr 1958 erhielt er den Nationalpreis der DDR sowie ein Jahr später das Banner der Arbeit und den Vaterländischen Verdienstorden in Gold, zu dem ihm 1969 auch die Ehrenspange verliehen wurde.
Darüber hinaus wurde er mit dem Stalinpreis (1951), dem Großen Stern der Völkerfreundschaft, dem Karl-Marx-Orden sowie dem Staatspreis der UdSSR, dem Lenin-Orden und dem Rotbannerorden der Arbeit ausgezeichnet und als auswärtiges Mitglied in die Akademie der Wissenschaften der UdSSR aufgenommen. 1966 wurde er zum Ehrenvorsitzenden des Forschungsrates der DDR ernannt. Die Akademie der Wissenschaften der DDR verlieh ihm 1981 die Helmholtz-Medaille und 1988 ihre Ehrenspange.
Werke (Auswahl)
- Thermisch-mechanische Materialtrennung. Reihe: Der Chemie-Ingenieur. Band I, Teil 3. Leipzig 1933 (als Mitautor)
- Grundlagen der Tribochemie. Berlin 1967 (als Mitautor)
- Blick ins nächste Jahrzehnt: Entwicklungswege der Wissenschaften. Jena 1968
Literatur
- Florian Schmaltz: Kampfstoff-Forschung im Nationalsozialismus. Zur Kooperation von Kaiser-Wilhelm-Instituten, Militär und Industrie. Wallstein, Göttingen 2005, ISBN 3-89244-880-9
- Die Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft und ihre Institute: Studien zu ihrer Geschichte: Das Harnack-Prinzip, Walter de Gruyter, 1996, herausgegeben von Bernhard Vom Brocke und Hubert Laitko, ISBN 3110154838, Kurzbiographie zu Thiessen auf Seite 502.
- Dieter Hoffmann: Thiessen, Peter Adolf. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
- Kurzbiographie zu: Thiessen, Peter Adolf. In: Werner Hartkopf: Die Berliner Akademie der Wissenschaften: Ihre Mitglieder und Preisträger 1700–1990. Akademie-Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-05-002153-5, S. 360.
Weblinks
- Literatur von und über Peter Adolf Thiessen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus (PDF-Datei; 620 kB)
- Thiessen, Peter Adolf in der Ostdeutschen Biographie (Kulturportal West-Ost)
Personendaten | |
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NAME | Thiessen, Peter Adolf |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Chemiker |
GEBURTSDATUM | 6. April 1899 |
GEBURTSORT | Schweidnitz |
STERBEDATUM | 5. März 1990 |
STERBEORT | Berlin |