Heißer Draht

Heißer Draht

Dieser Artikel erläutert die Kommunikationsverbindung, für das Geschicklichkeitsspiel siehe Heißer Draht (Spiel).

Als Heißer Draht (engl.: hotline) oder Rotes Telefon wurde eine ständige Fernschreiberverbindung zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten bezeichnet.

Das Rote Telefon aus der Zeit von Jimmy Carter

Einrichtung

Die Verbindung wurde aufgrund der Erfahrungen aus der Kubakrise vom 16. bis 28. Oktober 1962 eingerichtet. Sie läuft über London, Kopenhagen, Stockholm, Helsinki und wurde am 30. August 1963[1] eröffnet. Parallel dazu kam es zu einer Funkverbindung über Tanger. 1966 folgte eine Verbindung der USA mit Frankreich, 1967 mit Großbritannien. Die Verbindungen sollen friedensgefährdende Missverständnisse zu verhindern helfen.

Für diesen Zweck war offensichtlich die höchste nur denkbare Sicherheit gegen Abhören oder Verfälschen der übermittelten Nachrichten vonnöten, andererseits gab es nur ein relativ geringes Nachrichtenvolumen. Aus diesen Gründen kam die Verschlüsselungstechnik des One-Time-Pads zum Einsatz – eine der wenigen bekannten Anwendungen des Verfahrens, das zwar absolute Sicherheit bietet, in der Praxis aber normalerweise kaum durchführbar ist.

Um technisch bedingte Übertragungsfehler auszuschließen, musste die Leitung regelmäßig überprüft werden. In der Vergangenheit geschah dies, indem der seit 1988 in der ITU-T-Empfehlung R.52 beschriebene Prüftext für Fernschreibverbindungen ausgetauscht wurde (the quick brown fox jumps over the lazy dog, ins Deutsche übersetzt „Der schnelle braune Fuchs springt über den faulen Hund“).[2] Dieser Satz enthält alle darstellbaren Buchstaben eines Fernschreibers (ein sogenanntes Pangramm).

Erster Einsatz

Nach der Installation wurde die Verbindung zwischen USA und Sowjetunion vier Jahre lang nicht verwendet. Robert McNamara, damaliger Verteidigungsminister der USA, beschrieb den ersten Einsatz des roten Telefons in seinen Erinnerungen: Wenige Stunden nach Ausbruch des Sechstagekrieges erhielt er am 5. Juni 1967 gegen acht Uhr morgens Ortszeit im Pentagon einen Anruf des diensthabenden Generals. Dieser teilte dem erstaunten Verteidigungsminister mit, dass der sowjetische Ministerpräsident Kossygin Präsident Lyndon B. Johnson zu sprechen wünsche. McNamara wusste bis zu diesem Zeitpunkt nicht, dass die Leitungen des Fernschreibers unter seinem Büro endeten. Nachdem er den Präsidenten geweckt und informiert hatte, wurde die Verbindung während des Krieges mehrfach verwendet.

Vorstellung des Roten Telefons in der heutigen Zeit

In der heutigen Zeit sieht man immer wieder in Filmen das „Rote Telefon“ auf Schreibtischen von Diplomaten und Militärs. Es wird als eine direkte Leitung des jeweiligen Regierungsangehörigen zum Büro des obersten Verantwortlichen dargestellt. Bei den US-Amerikanern wäre dies der Präsident. Das „Rote Telefon“ diente im Laufe der Jahre zur Entschärfung mehrerer Krisen und wird auch heute noch zur direkten Kommunikation zwischen verschiedenen Regierungen genutzt. Viele Menschen stellen sich das „Rote Telefon“ meist nur als Verbindung zwischen den USA und der UdSSR vor, vergessen jedoch, dass das „Rote Telefon“ an sich nur eine direkte Verbindung zur obersten Regierungsstelle ist. Die Volksrepublik China unterhält mit den USA eine ähnliche Verbindung.[3]

Einzelnachweise

  1. Deutsche Welle: Kalenderblatt zum 30. August, abgefragt am 31. August 2011
  2. ITU-T Recommendation R.52: Standardization of international texts for the measurement of the margin of start-stop equipment
  3. [1] auf sinodefence.com (UK)

Literatur

  • Robert McNamara: Vietnam - Das Trauma einer Weltmacht. Goldmann 1997, ISBN 3-442-12956-7 (Kapitel 10) zum ersten Einsatz