Geotechnik

Geotechnik

Geotechnik ist ein Oberbegriff für verschiedene Einzeldisziplinen im Bauingenieurwesen, die sich mit dem Baugrund beim Bauen auf, in oder mit Boden oder Fels befassen.

Entstehung des Begriffes

Der Begriff „Geotechnik“ wurde von einer schwedischen Kommission eingeführt, die 1913 von der staatlichen Eisenbahnverwaltung eingesetzt worden war, um Versagensfälle von Böschungen zu untersuchen. Der erste Vorsitzende der Kommission war Wolmar Fellenius. Der Begriff Geotechnik setzt sich auch in Deutschland aufgrund seiner internationalen Verständlichkeit mehr und mehr durch.

Den Begriff „Geotechnik“ tragen seit einigen Jahren auch einige Lehrstühle und Institute an Universitäten und Fachhochschulen in ihrem Namen. Diese wurden früher ausschließlich nach ihren Einzeldisziplinen benannt: Erd- und Grundbau, Bodenmechanik, Felsmechanik, Fels- und Tunnelbau, usw.

Inhalt der Disziplin

Als primäre Einzeldisziplinen sind vor allem zu nennen: Erd- und Grundbau, Bodenmechanik, Fundationstechnik, Felsmechanik, Fels- und Tunnelbau, Bergbau Sekundär treten geotechnische Problemstellungen auf im Wasserbau und Verkehrswegebau.

Ausbildung

Als Teilgebiet des Bauingenieurwesens ist die Geotechnik ein Spezialgebiet im konstruktiven Ingenieurbau. In der Ausbildung wird die Geotechnik meist als Vertiefungsfach im Bauingenieurwesen angeboten. Diplom-Ingenieure für Geotechnik werden im Grundstudium außer in ingenieurwissenschaftlichen Fächern auch in naturwissenschaftlichen und geowissenschaftlichen Fächern ausgebildet. Sie erhalten Spezialwissen in den Teildisziplinen Bodenmechanik, Grund- und Felsbau, Erdstatik, Ingenieurgeologie, Fels- und Gebirgsmechanik.

Ebenso sind Diplom-Geologen auf dem Gebiet der Geotechnik tätig und ergänzen ihre eher naturwissenschaftliche Ausbildung durch die oben genannten Teildisziplinen.

Tätigkeitsgebiete

Geotechnik ist eine junge interdisziplinäre Ingenieurwissenschaft, die sich im Wesentlichen aus dem Bauingenieurwesen entwickelt hat und Elemente aus dem Bauingenieurwesen, den Geowissenschaften, hier vor allem der Geologie, und dem Bergbau in sich vereint. Sie beschäftigt sich mit dem wechselseitigen Einfluss von Bauwerken und dem Baugrund.

  • Beim Bauen im Baugrund befasst sich die Geotechnik mit der Wechselwirkung von Kräften und Verformungen, zum Beispiel zwischen einem Tunnelbauwerk und dem umgebenden Fels, zwischen dem Baugrund und dem darauf stehenden Gebäude swoie deren Beeinflussung durch technische Maßnahmen.
  • Beim Bauen mit dem Baugrund wird dieser als Baustoff, etwa für Deiche oder Dämme, eingesetzt. Hier befasst sich die Geotechnik unter anderem mit deren Dichtigkeiten und der Berechnung ihrer Standsicherheiten.

Daraus ergeben sich die folgenden Kernaufgaben:

  • Untersuchung und Beurteilung des Untergrunds (Bodengutachten) und der Grundwasserverhältnisse
  • Gründung von Bauwerken, beispielsweise Gebäude, Brücken, Tunnel und Straßen, das heißt mit der Einleitung von Kräften aus dem Bauwerk in den Untergrund, der Ermittlung und Verbesserung von dessen Tragfähigkeit, der Auswirkungen (Verformungen) in der Umgebung sowie die Auswirkungen von Verformungen im Untergrund auf ein Bauwerk.
  • Gründung von Wasserbauwerken, beispielsweise von Schleusen, Wehren, Düker
  • Sicherung von Geländesprüngen, beispielsweise bei Baugruben und Kaimauern
  • Standsicherheit von Böschungen und Hängen, Uferbefestigungen und Dämmen
  • Herstellung und Tragsicherheit von Bauwerken aus Boden, beispielsweise Dämme, Deiche und Deponien
  • Untersuchung und Beurteilung von abgedichteten, dichtenden oder durchströmten Erdbauwerken wie etwa Kanalseitendämmen
  • Messung, Überwachung, Beurteilung und Prognose von dynamischen Belastungen wie Rammerschütterungen, Sprengungen und Verkehrsbelastungen
  • Boden- und Grundwasserschutz (Umweltgeotechnik)

Bedeutende Geotechniker

Bedeutende Geotechniker sind bzw. waren:[1][2]

  • Arnold Agatz (1891–1980)
  • Albert Atterberg (1846–1916)
  • Benjamin Baker (1840–1907)
  • Alan Wilfred Bishop (1920–1988)
  • Laurits Bjerrum (1918–1973)
  • Hubert Borowicka (1910–1999)
  • Heinz Brandl (* 1940)
  • Pierre Bullet (um 1639–1716)
  • Albert Caquot (1881–1976)
  • Arthur Casagrande (1902–1981)
  • Alexandre Collin (1808-1890)
  • Charles Augustin de Coulomb (1736–1806)
  • Wolmar Fellenius (1876–1957)
  • Otto Karl Fröhlich (1885–1964)
  • Gerd Gudehus (* 1938)
  • Jørgen Brinch Hansen (1909–1969)
  • Sven Hultin (1889–1952)
  • Mikael Juul Hvorslev (1895–1989)
  • Nilmar Janbu (1921–2013)
  • Jean Kerisel (1908–2005)
  • Árpád Kézdi (1919–1983)
  • Hans-Detlef Krey (1866–1928)
  • T. William Lambe (20. Jahrhundert)
  • Gerald A. Leonards (1921–1997)
  • Hans Lorenz (1905–1996)
  • George Geoffrey Meyerhof (1916 2003)
  • Max Möller (1854–1935)
  • Heinz Muhs (* 1911)
  • Heinrich Müller-Breslau (1851–1925)
  • Ralph Brazelton Peck (1912–2008)
  • Ralph R. Proctor (1894–1962)
  • William John Macquorn Rankine (1820–1872)
  • Osborne Reynolds (1842–1912)
  • Kenneth Harry Roscoe (1914–1970)
  • Peter Rowe (1922–1997)
  • Andrew Noel Schofield (* 1930)
  • Edgar Schultze (1905–1986)
  • Harry Bolton Seed (1922–1989)
  • Alec Skempton (1914–2001)
  • Ulrich Smoltczyk (* 1928)
  • George F. Sowers (1921–1996)
  • Donald Wood Taylor (1900–1955)
  • Karl von Terzaghi (1883–1963)
  • Christian Veder (1907–1984)
  • Aleksandar Vesic (1924–1982)
  • Anton Weißenbach (* 1929)
  • Walter Wittke (* 1934)
  • Charles Peter Wroth (1929–1991)
  • Leonardo Zeevaert (1914-2010)

Vereinigungen

  • Nationale Gesellschaften sind:
    • In Deutschland die Deutsche Gesellschaft für Geotechnik (DGGT)
    • In der Schweiz die Geotechnik Schweiz
  • International die International Society for Soil Mechanics and Geotechnical Engineering (ISSMGE)

Siehe auch

  • Géotechnique ist eine führende englischsprachige Zeitschrift für Geotechnik
  • Die Rankine Lecture ist eine Ehrung für Leistungen in der Geotechnik der British Geotechnical Association.
  • Das Grundbau-Taschenbuch enthält vor allem Beiträge über Geotechnik.

Quellen