Frühlings-Adonisröschen

Frühlings-Adonisröschen

Frühlings-Adonisröschen
Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis)

Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis)

Systematik
Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Unterfamilie: Ranunculoideae
Tribus: Adonideae
Gattung: Adonisröschen (Adonis)
Art: Frühlings-Adonisröschen
Wissenschaftlicher Name
Adonis vernalis
L.

Das Frühlings-Adonisröschen oder Frühlings-Adonis (Adonis vernalis) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Adonisröschen (Adonis) in der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Es ist in Zentraleuropa gefährdet und steht unter Naturschutz.

Beschreibung

Illustration.

Das Frühlings-Adonisröschen ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 10 bis 40 (selten bis 60) cm erreicht. Das Wurzelsystem ist reich verzweigt und reicht bis zu 1 Meter tief. Die meist unverzweigten Stängel sind aufrecht. Die fast sitzenden Laubblätter sind zwei- bis vierfach fiederschnittig (= fein gefiedert).

Die endständigen Einzelblüten messen 4 bis 8 cm im Durchmesser. Es sind fünf breit-eiförmige Kelchblätter vorhanden. Die zehn bis zwanzig freien Kronblätter sind schmal-keilförmig, 20 bis 40 mm lang, ausgebreitet und besitzen eine (hell)gelbe Farbe. Die Blütezeit reicht von April bis Mai. Während des Sonnenscheins wenden sich die Blüten der Sonne zu und breiten ihre Blütenhüllblätter aus.

Der kugelige Fruchtstand besteht aus dicht gedrängten Nüsschen, die bis zu 5 mm lang werden, zerstreut und weiß behaart sind. Die Verteilung der eiförmigen Nüsschen findet über Ameisenverbreitung statt.

Standort bei Mallnow in Brandenburg.

Vorkommen und Gefährdung

Das Frühlings-Adonisröschen stammt ursprünglich aus Sibirien und dem Altai. Es ist auch auf Trocken- und Steppenrasen sowie in Kiefernwäldern in Europa und in West-Sibirien zu finden. Das Arealzentrum ist westasiatisch-südsibirisch-pontisch-pannonisch. Hauptvorkommen sind Trocken- und Halbtrockenrasen (Assoziation Pyrolo-Pinetum Meus. 1952); Nebenvorkommen sind Staudensäume trockenwarmer Standorte. Es ist Kennart der pflanzensoziologischen Assoziation Adonido-Brachypodietum Krausch 1959. [1]

Die Einwanderung des Frühlings-Adonisröschen nach Mitteleuropa erfolgte erst am Ende der letzten Eiszeit, der Weichseleiszeit. Durch die Tätigkeit der Menschen, Waldrodung und Schafzucht wurden neue Standorte für das Frühlings-Adonisröschen geschaffen. Verbuschung, Wiederbewaldung und der Ackerbau drängten diese Art in Mitteleuropa auf ihre heutigen Reliktvorkommen zurück. Alle drei zuletzt genannten Faktoren gefährden auch weiterhin diese mitteleuropäischen Standorte, die ohne Landschaftspflegemaßnahmen auch nicht erhalten bleiben würden. [2]

In Deutschland kommt das anspruchsvolle Frühlings-Adonisröschen als westlicher Vorposten vor allem in den neuen Bundesländern vor; dort in trockenen Gegenden wie in Brandenburg – wobei das Frühlings-Adonisröschen immer nur lokal verbreitet ist. Nördlich von Frankfurt/Oder gibt es einige Standorte, beispielsweise am Steilhang der Oder bei Lebus[3], der Priesterschlucht[4] oder auf Hängen bei Mallnow[5].[2]

Nach Westen und Nordwesten tritt das Frühlings-Adonisröschen heute in Deutschland nur noch in getrennten Kleinarealen auf: Etwas häufiger sind dabei Standorte im Mitteldeutschen Trockengebiet, beispielsweise im Gebiet der Thüringer Drei Gleichen[6], nördliches Harzvorland, am Südhang des Kyffhäuser[7], „Hühnerküche“ (bei Bebertal in Sachsen-Anhalt)[8], Weinberggrund bei Hecklingen (in Sachsen-Anhalt)[9]. Aber nur ganz vereinzelt im Rhein-Main-Trockengebiet, zum Beispiel auf dem Mainzer Sand[10][2] oder die Karlstadter Trockenrasen[11]. In Bayern gibt es nur wenige Standorte, beispielsweise Sulzheimer Gipshügel und Garchinger Heide[12].

In Österreich wächst das Frühlings-Adonisröschen im pannonischen Gebiet in den Bundesländern Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. Es tritt häufig bis zerstreut auf, seine Standorte sind jedoch selten. Es gilt als gefährdet und steht unter vollständigem gesetzlichen Naturschutz.

Allgemein ist das Frühlings-Adonisröschen in kollinen oder montanen Höhenstufen (Alpen und Mittelgebirge) zu finden. Das Frühlings-Adonisröschen gedeiht in Trockenwiesen, lichten Föhrenwäldern, sonnigen Eichenwäldern, lockeren Flaumeichenwäldern, Halbtrockenrasen oder auch trockenwarmen und buschigen Hügeln. Es wird ein trockener, basen- und kalkreicher, neutraler, humoser und lockerer Lehm- oder Lössboden bevorzugt.

Das Frühlings-Adonisröschen wird in Deutschland und der Schweiz mit dem Gefährdungsgrad 3 (gefährdet) bewertet; in Bayern ist es stark gefährdet (Gefährdungsgrad 2).

Adonis vernalis wird bei CITES im Appendix II gelistet.[13]

Nutzung

Gelegentlich wird das Frühlings-Adonisröschen als Zierpflanze in Gärten der Gemäßigten Breiten verwendet. Kultivierte Pflanzen fallen nicht unter die Bestimmungen der CITES im Appendix II[13].

Medizinische Bedeutung und Inhaltsstoffe

Als Heildroge (Adonidis herba, Herba Adonidis, Herba Adonidis vernalis) werden die getrockneten oberirdischen Teile der blühenden Pflanze verwendet. Sie enthalten etwa 30 Cardenolidglykoside, besonders Adonitoxin, und Cymarin. Weitere Inhaltsstoffe sind Flavonoide wie Adonivernith.

Wie bei allen Pflanzenarten mit herzwirksamen Gykosiden liegen auch hier die giftige und therapeutisch wirksame Dosis eng beieinander. Man verwendet deshalb ausschließlich die auf einen bestimmten Wirkwert eingestellte Droge, um Überdosierung oder Unterdosierung zu vermeiden.

Auszüge aus diesem „Eingestellten Adonispulver“ werden heute meist in Kombinationspräparaten verordnet, die auch Maiglöckchen-, Meerzwiebel- oder Oleanderauszüge enthalten. Sie werden eingesetzt bei leichten Fällen von Herzleistungsschwäche sowie bei nervösen Herzbeschwerden mit Unruhegefühl. Die Wirkung der herzwirksamen Glykoside des Adoniskrauts setzt schneller ein, ist aber schwächer und weniger anhaltend als beim Roten Fingerhut. Außerdem werden harntreibende und beruhigende Effekte beschrieben. Homöopathische Zubereitungen sind bei Überfunktion der Schilddrüse und bei Herzschwäche gebräuchlich.[14][15][16]

Taxonomie

Die Erstveröffentlichung von Adonis vernalis erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Band 1, S. 547–548[17]. Ein Homonym ist Adonis vernalis Asso (veröffentlicht in Syn. Stirp. Aragon., 1779, S. 70). Ein Synonym für Adonis vernalis L. ist Adonanthe vernalis Spach. [18] Das Artepitheton vernalis bedeutet im „Frühling blühend“ und es ist vom lateinischen Wort veris für Frühling abgeleitet.

Namensherkunft

Der Gattungsname Adonis leitet sich von den blutrot-blühenden Arten ab. Nach einem römischen Mythus aus Ovid's Metamorphosen verwandelte Venus ihren Liebling Adonis, der durch einen vom eifersüchtigen Mars gesandten Eber getötet wurde, in die blutrote Blüte[16]. Von daher ist der Name Adonisröschen beim Frühlings-Adonisröschen, das gelb blüht, nur dann zu verstehen wenn man weiß, dass es auch rotblühende Arten gibt, siehe Gattung Adonisröschen.

Quellen

  • Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. Bestimmungsbuch für alle in der Republik Österreich, im Fürstentum Liechtenstein und in der Autonomen Provinz Bozen/Südtirol (Italien) wildwachsenden sowie die wichtigsten kultivierten Gefäßpflanzen (Farnpflanzen und Samenpflanzen) mit Angaben über ihre Ökologie und Verbreitung. 3. verb. Auflage. Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
  • Adonis vernalis, Homöopathische Arzneimittelprüfung, Dr. B. K. Bose Stiftung, 2003: Volltext-PDF.
  • Frühlings-Adonisröschen. In: FloraWeb.de.
  • Adonis vernalis - Frühlings-Adonisröschen von WWF-Traffik.
  • Dagmar Lange: Conservation and Sustainable Use of Adonis vernalis, a Medicinal Plant in International Trade., In: Plant species conservation monographs 1., Landwirtschaftsverlag, Münster-Hiltrup, 2000, 88 Seiten.

Einzelnachweise

Weblinks

Commons: Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien