Eduard Maurer
Eduard Maurer (* 3. November 1886 in Königstein im Taunus; † 21. Februar 1969 in Warnemünde) war ein deutscher Chemiker und Metallurg und zusammen mit Benno Strauß einer der Wegbereiter für den großtechnischen Einsatz von rostfreiem Stahl in Deutschland.
Anfänge
Eduard Maurer besuchte in Luxemburg die Primärschule und anschließend die Industrieschule des Athenäums. Inspiriert durch die nahgelegenen Hüttenwerke dachte er nach dem Abitur daran, ein Eisenhüttenmann zu werden. Da ein Metallurgiestudium aus finanziellen Gründen nicht infrage kam, entschied er sich für ein kürzeres Chemiestudium an der Technischen Hochschule Braunschweig. Ein luxemburger Stipendium ermöglichte ihm, ab dem Sommersemester 1905 an der Universität Karlsruhe physikalische Chemie und Elektrochemie zu hören, unter anderem bei Fritz Haber. 1907 folgte die Diplomprüfung. Anschließend nahm er ein Angebot der Sorbonne an, unter der Leitung von Henry Le Chatelier zu forschen, wobei ihm die Sprachkenntnisse aus seiner luxemburger Zeit entgegenkamen - die Sorbonne war auf dem Gebiet der Metallurgie seinerzeit sehr bedeutend. Die Ergebnisse seiner Forschung fasste er in seiner Dissertationsschrift Untersuchungen über das Härten und Anlassen von Eisen und Stahl zusammen, mit der ihn Fritz Wüst an der Technischen Hochschule Aachen promovierte.
Bei Krupp
1913 bewarb sich Maurer bei der Friedrich Krupp AG in Essen, wo er in der Versuchsanstalt arbeitete. Dort entwickelte er ein Verfahren zur Herstellung eines nichtrostenden Stahls auf Basis einer Nickel-Chrom-Legierung, der durch eine besondere Wärmebehandlung, dem sog. Schlussglühen, kalt verformbar blieb oder auch besondere Festigkeit erlaubte. Dazu wurden im Herbst 1912 von dem Patentbeamten Clemens Pasel zwei Patente angemeldet und 1919 rückwirkend erteilt.[1] Obwohl Krupp mit diesem V2A-Stahl Beträge in Millionenhöhe einnahm, musste sich Maurer mit 5.000 RM begnügen. Dies war für ihn dann Grund genug, die Versuchsanstalt zu verlassen. Dort erinnerte man sich fortan an ihn kaum noch, was 1927 zum Eklat führte, als sein ehemaliger Vorgesetzter Strauß mit der Bunsen-Denkmünze ausgezeichnet wurde und bei der Festrede Maurer mit keinem Wort erwähnte.
So ging er 1919 an das Kaiser-Wilhelm-Institut in Düsseldorf, dem späteren Max-Planck-Institut für Eisenforschung, das Fritz Wüst aufgebaut hatte. 1922 gelang es dem Krupp-Konzern, Maurer noch einmal für seine Versuchsanstalt zu gewinnen, unter ausgezeichneten Bedingungen kam es dann zum Maurerschen Gußeisendiagramm, mit dem es möglich war, Gusseisen zu erzeugen, dessen Festigkeit an jene des Stahls heranreicht.
Bergakademie Freiberg
1925 folgte Maurer dann einem Ruf der Bergakademie Freiberg, die ihm den Lehrstuhl für Eisenhüttenkunde anbot. Er setzte dort mehr auf ein experimentelles Studium, wobei es ihm gelang, gemeinsam mit dem Verein Deutscher Eisenhüttenleute, dem heutigen Stahlinstitut VDEh, und dem Freistaat Sachsen das Neue Eisenhütteninstitut zu errichten. In der Forschung untersuchte er das Schrott-Kohle-Verfahren im Siemens-Martin-Ofen, um Qualitätsstahl zu produzieren. Dieses Verfahren konnte sogar 1931 bei dem zum Flick-Konzern gehörenden Stahlwerk Gröditz 1.000 Arbeitsplätze erhalten.
Nachkriegszeit
Nach 1945 nahm Maurer eine Forschungsprofessur beim Büro des Ministeriums für Schwarzmetallurgie der UdSSR in Freiberg an, 1950 die Leitung des Eisenforschungsinstituts Hennigsdorf und 1951 den Lehrstuhl für Eisenhüttenkunde an der Humboldt-Universität Berlin. Er blieb ungeachtet mehrerer Angebote von Firmen aus dem Ruhrgebiet in der sowjetischen Besatzungszone und unterstützte dort 1948 die Thomasstahlerzeugung in der Eisenhütte Maxhütte, 1950 den Wiederaufbau des Gröditzer Stahlwerks zur Großschmiede der DDR, 1954/55 die Behebung von Qualitätsproblemen von Hochbaustahl des Typs St 52 bei den Grobblechwalzwerken Ilsenburg und Kirchmöser, die zu erheblichen Produktionsausfällen geführt hatten. Dabei stand Maurer selbst mit 70 Jahren noch am Ofen, um Proben zu nehmen.
Veröffentlichungen und Ehrungen
Eduard Maurer hat beinahe zu allen Problemen der Stahlerzeugung, -verarbeitung und -verwendung etwas veröffentlicht. Mehr als 100 Publikationen befassen sich unter anderem mit den für die Stahlerzeugung bedeutenden physikalisch-chemischen Reaktionen von Mangan, Schwefel und Phosphor sowie einer umfassenden Darstellung über das Härten und Anlassen von Stahl.
1950 und 1954 erhielt Eduard Maurer für die Hebung der Qualität der Stähle den Nationalpreis der DDR. 1951 nahm ihn die Deutsche Akademie der Wissenschaften in Berlin als ordentliches Mitglied auf, 1956 die Gesellschaft Deutscher Berg- und Hüttenleute als Ehrenmitglied. Er wurde auch als Hervorragender Wissenschaftler des Volkes ausgezeichnet. Die Technischen Hochschule Aachen und die Humboldt-Universität zu Berlin verliehen ihm die Ehrendoktorwürde. Im Jahre 2007 wurde das Oberstufenzentrum Oberhavel 2 Technik in Hennigsdorf in Eduard-Maurer-Oberstufenzentrum umbenannt.
Literatur
- Günter Bauhoff: Maurer, Eduard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, S. 438 f. (Digitalisat).
- Kurzbiografie zu: Maurer, Eduard. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
Weblinks
- Literatur von und über Eduard Maurer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Dieses Oberstufenzentrum bekam 2007 den Namen Eduard-Maurer-Oberstufenzentrum
Einzelnachweise
- ↑ ThyssenKrupp: Das Patent: 100 Jahre nichtrostender Stahl. Abgerufen am 2. Dezember 2012.
Personendaten | |
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NAME | Maurer, Eduard |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Chemiker und Metallurg |
GEBURTSDATUM | 3. November 1886 |
GEBURTSORT | Königstein im Taunus |
STERBEDATUM | 21. Februar 1969 |
STERBEORT | Warnemünde |