Ackerwinde
Ackerwinde | ||||||||||||
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Ackerwinde (Convolvulus arvensis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Convolvulus arvensis | ||||||||||||
L. |
Die Ackerwinde (Convolvulus arvensis) ist eine in Europa weit verbreitete Pflanze aus der Familie der Windengewächse (Convolvulaceae). Sie wird auch Windling, Teufelsdarm, Feldwinde oder Muttergottesgläschen[1] genannt. Obwohl sie hübsche, zarte, rund 4–5 cm große Trichterblüten besitzt, ist sie in Gärten, auf Feldern und Weinbergen nicht gerne gesehen, weil sie sich an Kultur- und Zierpflanzen emporrankt und mit ihrem eigenen raschen Wachstum deren Entwicklung hemmt. Während des Wachstums führt die Spitze des Triebes windentypische kreisende Bewegungen (Nutation) aus, wobei für einen Kreis nur wenige Stunden benötigt werden.
Beschreibung
Es ist eine windende, mehrjährige, krautige Pflanze. Sie bildet im Boden ein dichtes Netzwerk von knotig verdickten „Wurzelsträngen“ aus, die immer wieder neue Sprossen hervor treiben, selbst wenn man die Pflanze oberflächlich gejätet hat.
Von der sehr ähnlich aussehenden Echten Zaunwinde (Calystegia sepium) unterscheidet sich die Ackerwinde durch die Blüten, die bei der Zaunwinde gut doppelt so groß wie bei der Ackerwinde werden können. Bei der Zaunwinde sind sie durchgehend strahlend weiß, während sie bei der Ackerwinde zartrosa oder bläulich getönt sein können und außen an den Nahtstellen der zusammengewachsenen Blütenblätter dunkle, keilförmig auf dem Blütenrand zulaufende Streifen besitzen. Die Blüte der Zaunwinde hat außen zwei deutlich ausgeprägte grüne Vorblätter, die bei der Ackerwinde fehlen. Die Blütezeit ist zwischen April und Oktober.
Auch die Blätter unterscheiden sich bei beiden Arten: Bei der Zaunwinde sind sie eher rundlich, während sie bei der Ackerwinde länglich mit einer Spitze und zwei spitzen Ecken sind.
Ökologie
Die Ackerwinde ist ein Rhizom- und Wurzelknospengeophyt, dessen Wurzeln zur Sprossbildung fähig sind. Sie ist eine linkswindende Kletterstaude und eine typische Trockenheitspflanze. Ihr Wurzelwerk reicht bis 2 Meter tief. Abgeschnitten verwelkt sie jedoch rasch, weil ihre Wurzeln mit hoher Saugkraft für das Überleben unentbehrlich sind.
Die Blüten der Ackerwinde sind homogame „Große Trichterblumen“, die nur einen Tag geöffnet sind (Eintagsblumen). Bei kühlem Wetter kommt es zu Schließbewegungen (Thermonastie). Bei Regenwetter bleiben die Blüten geschlossen und gelten daher auch als Wetterpropheten. Der Nektar wird am Grunde des Fruchtknotens gebildet und ist von der Basis der Staubfäden bedeckt; deshalb führen nur 5 enge Spalten zum Nektar hin. Bestäuber sind Insekten aller Art, aber besonders treten Spiralhornbienen (Systropha) auf, die auf Windengewächse spezialisiert sind. Sie wälzen sich in den Blüten. Es findet aber auch Selbstbestäubung statt. Blütezeit ist von Juni bis September.
Die Früchte sind unauffällige, zur Reife nach unten hängende, 2-klappige Kapseln mit 4–5 Samen. Der Samenansatz ist meist gering. Hauptausbreitung erfolgt durch den Menschen über Ackergeräte usw. Außerdem tritt Schwerkraftausbreitung, Zufallsausbreitung durch Weidetiere und Ausbreitung der Rollsamen als Bodenroller auf. Fruchtreife ist von August bis Oktober.
Die Vegetative Vermehrung erfolgt durch Ausläufer und Wurzelsprosse. Bei der Bodenbearbeitung wachsen kleinste unterirdische Teile zu ganzen Pflanzen heran. Daher ist die Art ein lästiges Acker- und Garten-Unkraut
Vorkommen
Außer auf Äckern findet man die Ackerwinde auf Wegen, Wiesen und Schuttplätzen. Sie gedeiht auch an trockenen Standorten.
Ursprünglich in Europa beheimatet, kommt sie heute fast weltweit vor.
Verwendung
Die Ackerwinde enthält in ihren Blättern Herz-Kreislauf-Glykoside und ist deshalb eine altbekannte Heilpflanze. Außerdem enthält die Pflanze psychoaktive Alkaloide, wie sie früher beispielsweise in „Hexensalben“ verwendet wurden.
Die Blüten bieten reichlich Nektar und Pollen für Wildbienen, Bienen, Käfer und Schmetterlinge, insbesondere für den Windenschwärmer (Agrius convolvuli). Auch vom Vieh werden die Pflanzen als Bestandteil von Heu gerne gefressen. Die beiden heimischen Spiralhornbienen leben oligolektisch von der Ackerwinde.
Einzelnachweise
- ↑ Einer Kinderlegende der Brüder Grimm nach trank die Mutter Gottes aus der Blüte ein „Glas“ Wein.
Literatur
- Kremer: Wildblumen. Ulmer, München 2001, ISBN 3-576-11456-4.
- Maria Teresa Della Beffa: Der große Naturführer Kräuter. Kaiser , Klagenfurt 2005, ISBN 3-7043-1314-9.
- Dietmar Aichele: Was blüht denn da? Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10212-2.
- R. Düll, H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 7. Auflage, Quelle & Meyer Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.