Abdschad
Das Abdschad (auch: abjad) ist das alphabetische Zahlensystem der Araber. Der Begriff Abdschad bedeutet also eigentlich so viel wie: das arabische „ABGD“. Gemäß der alten Reihenfolge des arabischen Alphabets, die sich noch am phönizischen Alphabet orientierte, waren ابجد also: a-bah-dschah-dah, die ersten vier arabischen Buchstaben.
Vor der Übernahme der indischen Ziffern durch die Araber im 9. Jahrhundert war Abdschad das arabische Standard-Zahlensystem, die eigentlichen arabischen Zahlen.
Verwendung und Geschichte
Das arabische Alphabet wurde in drei Neunergruppen geteilt; wie die Zahlenwerte (griechischen Zahlen) der griechischen und auch der hebräischen Buchstaben. Die erste Gruppe gibt die Einerzahlen von eins bis neun wieder, die zweite Gruppe die Zehnerzahlen von 10 bis 90 und die dritte Gruppe die Zahlen von 100 bis 900. Der achtundzwanzigste und letzte Buchstabe wurde gleich Tausend gesetzt.
Als Merkhilfe werden die Buchstaben in acht Wörtern angeordnet, deren erstes – abdschad (ابجد) – auch die Bedeutung Alphabet hat:
- ابجد – abdschad: 1–2–3–4
- هوز – hawwaz: 5–6–7
- حطي – hutti: 8–9–10
- كلمن – kalaman: 20–30–40–50
- سعفص – sa’fas: 60–70–80–90
- قرشت – qaraschat: 100–200–300–400
- ثخذ – thachidh: 500–600–700
- ضظغ – dazagh: 800–900–1000
Zur Vermeidung von Unklarheiten durch Verwechslung mit Wörtern, ist es meist üblich, über die arabischen, alphabetischen Zahlen eine Querlinie zu ziehen.
Bis zur schrittweisen Übernahme der indischen Zahlen durch die Araber im Verlauf des 9. Jahrhunderts wurden diese alphabetischen Zahlen auch in Wissenschaft und Verwaltung verwendet. In Jahresangaben der Hidschra-Ära werden bis heute bevorzugt die alphabetischen Zahlen verwendet.
Das Jahr 1429 der Hidschra – das heißt Januar-Dezember 2008 christlicher Zeitrechnung – schreibt sich also: غتكط .
Einige Alphabete des Nahen Ostens hatten das griechische Buchstaben-Zahlensystem sehr früh übernommen und auf ihre jeweils eigenen Alphabete übertragen. So zum Beispiel das Hebräische schon Ende des 2. vorchristlichen Jahrhunderts, sowie das Syrische Alphabet Mitte des 4. Jahrhunderts nach Christus.
Im islamisch-arabischen Machtbereich wurden nach der Eroberung der früheren oströmischen Gebiete des Nahen Ostens und Nordafrikas, also hier besonders Ägypten, die griechischen Zahlen zunächst „buchstäblich“ übernommen. Die arabischen Texte der Umayyaden-Zeit (660–750) sind regelmäßig mit original griechischen Zahlen durchsetzt. Danach, also in der Zeit der Abbasiden wurden die griechischen Zahlen durch die entsprechenden Buchstaben des arabischen Alphabets ersetzt.
Nach der Übernahme der indischen Ziffern wurden die alten Zahlen, aus Tradition, gelegentlich weiterhin benutzt, ähnlich wie die römischen Zahlen im Abendland seit der Renaissance verwendet werden. Man findet sie heute noch z.B. in der Kapitelnummerierung arabischer Bücher, sowie in Tabellen. In der sogenannten Zahlenmystik werden sie ebenfalls eingesetzt.
Seit einer Umstellung von einigen Buchstaben im Maghreb, gibt es neben dem traditionellen orientalischen Abdschad, den modifizierten Abdschad im westlichen Nordafrika. Dort gelten abweichend für die 60 der Buchstabe Sad ص, für 90 der Buchstabe Dad ض, für 800 der Buchstabe Za ظ, für 900 der Buchstabe Ghain غ und für 1000 der Buchstabe Schin ش .
Die Merkhilfe sieht demnach dort (hintereinander gruppiert) wie folgt aus:
أبجد ﻫوز حطي كلمن صعفض قرست ثخذ ظغش
(etwa: „abudschadin hawazin hutiya kalman sa'fad qurisat thachudh taghusch“)
Siehe auch
- Abugida
- Arabisches Alphabet
Sonstige Bedeutung
Nach Peter T. Daniels Buch History of Writing Systems wird Abdschad auch als Synonym für Konsonantenschrift benutzt.
Literatur
- Peter T. Daniels, William Bright (Hrsg.): The World's Writing Systems. Oxford University Press, New York NY u. a. 1996, ISBN 0-19-507993-0.
- Николай Владимирович Юшманов: Грамматика Литературного Арабского Языка (Nikolaj Vladimirovich Yushmanov: Grammatika Literaturnogo Arabskogo Yazyka.). Наука, Москва 1985, S. 30.
Weblinks
- Bernhard Peter: Abjad – Zahlenmystik mit der arabischen Schrift
- Islamisches Zentrum Schwerin e.V.: Ziffern und Zahlen