Kassiterit

Kassiterit

Kassiterit
Cassiterite.jpg
Kassiterit-Bipyramiden, ca. 30mm Kantenlänge, aus Sichuan, China
Chemische Formel

SnO2

Mineralklasse Oxide, Hydroxide - Metall:Sauerstoff=1:2
4.DB.05 (8. Auflage: IV/D.02) nach Strunz
04.04.01.05 nach Dana
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin ditetragonal-dipyramidal $ 4/m\ 2/m\ 2/m $[1]
Farbe braunschwarz, grau, gelbbraun, grün, rot
Strichfarbe gelbweiß bis farblos
Mohshärte 6 bis 7
Dichte (g/cm3) 6,3 bis 7,2
Glanz Diamantglanz, Fettglanz
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Bruch muschelig, spröde
Spaltbarkeit vollkommen nach {100}, undeutlich nach {110}
Habitus kurzprismatische, bipyramidale oder selten nadelige Kristalle; körnige, massige Aggregate
Häufige Kristallflächen {111}, {110}, {100}, {321}
Zwillingsbildung häufig, auch Viellinge
Kristalloptik
Brechungsindex ω=2,000 bis 2,006 ; ε=2,097 bis 2,100[2]
Doppelbrechung
(optischer Charakter)
Δ=0,097[2] ; einachsig positiv
Pleochroismus schwacher Dichroismus, gelb-rotbraun

Kassiterit (Zinnstein, Nadelzinn(erz), Holzzinn, Visiergraupen, Cassiterit) ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Er kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung SnO2 und entwickelt meist kurze bis lange, prismatische, nadelförmige oder bipyramidale Kristalle, aber auch körnige bis massige Aggregate in braunschwarzer, grauer, gelbbrauner, grüner oder roter Farbe. Auch farblose Kristalle sind bekannt. Durchscheinende Kristalle zeigen schwachen Dichroismus in gelb und rotbraun.

Etymologie und Geschichte

zonierter Kassiterit im Dünnschliff von der Greisenlagerstätte Přebuz im Erzgebirge

Die Bewohner Karthagos (eine Siedlung der Phönizier) bezeichneten das Ursprungsland (Irland/England) ihrer Zinnerze mit Cassiterid-Inseln oder Bratan (Zinnland) aus dem sich im griechischen der Begriff Britannic bildete. Der Name Kassiterit leitet sich vom griechischen κασσίτερος kassiteros für Zinn ab. Von Bergleuten wurden die häufig entstehenden, kurzprismatischen und knieförmig verwinkelten Kristallzwillinge oder -viellinge als Visiergraupen bezeichnet. Aggregate in nieriger, glaskopfartiger Ausbildung erhielten die Bezeichnung Holzzinn.

Das Mineral wird aufgrund seines hohen Zinngehaltes (daher auch Zinnstein) bereits seit dem 6. Jahrtausend v. Chr. abgebaut und gehört damit zu den ersten Erzen, die von Menschen genutzt wurden.

Klassifikation

In der alten (8. Auflage) und neuen Systematik der Minerale (9. Auflage) nach Strunz wurde der Kassiterit der Abteilung der Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2 zugeordnet. In der neuen Systematik erfährt diese Abteilung allerdings eine weitere Unterteilung, so dass das Mineral jetzt in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen Kationen: Ketten kantenverknüpfter Oktaeder“ zu finden ist.

Entsprechend der Systematik der Minerale nach Dana gehört Kassiterit zu den „einfachen Oxiden mit vierfach positiv geladenen Kationen“.[3]

Bildung und Fundorte

Kassiterit kommt hauptsächlich in hydrothermalen Gängen, Greisen und granitischen Pegmatiten vor. Daneben findet es sich als Seifenzinn in Fluss-Sedimenten.

Historisch bedeutsam waren die Lagerstätten im Erzgebirge, Fichtelgebirge und Cornwall.[4] Die wichtigsten Lagerstätten mit heutigem Abbau befinden sich in Llallagua und Viloco in Bolivien, Hunan und Yunnan in der Volksrepublik China, Indonesien, Malaysia und Peru.

Weitere Fundorte waren oder sind unter anderem einige Regionen in Afghanistan; die Provinzen Constantine und Tamanrasset in Algerien; die Provinzen Jujuy, Salta, San Juan und San Luis in Argentinien; Rossarden/Tasmanien und viele weitere Regionen in Australien; Lüttich in Belgien; Belize; viele Regionen in Bolivien; Amazonas, Bahia, Goiás und Minas Gerais in Brasilien; vielen Regionen in der Volksrepublik China; einige Regionen in Frankreich; viele Regionen in Großbritannien; einige Regionen in Kanada; Katanga, Kivu und Maniema in der Demokratischen Republik Kongo; Hokkaidō, Honshū und Kyūshū in Japan; Madagaskar; Mexiko; Panasqueira in Portugal, Tenkergin/Tschuktschen-Halbinsel in der Russischen Föderation, Horní Slavkov/Böhmen und Mähren in Tschechien; sowie viele Regionen in den USA.[5]

Fördermengen

Die weltweite Fördermenge lag im Jahr 2008 bei etwa 333.000 t, dabei entfielen auf China 150.000 t, Indonesien 100.000 t, Peru 38.000 t, Demokratische Republik Kongo 24.000 t, Bolivien 16.000 t und Andere 5.000 t.[6]

Kristallstruktur

Kassiterit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P 4/mnm mit den Gitterparametern a = 4,738 Å, c = 3,118 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Verwendung

tafeliger Kassiterit (Größe: 80mm) und Quarz - Mt. Bischoff Mine, Bezirk Waratah, Tasmanien, Australien

als Rohstoff

Kassiterit ist mit einem (theoretischen) Zinn-Anteil von 78,8 Prozent das einzige, weltweit bedeutende Zinn-Erz. Allerdings sind die Zinnatome oft teilweise durch Atome des Eisens, Titans, Niob, Tantals oder Zirconiums ersetzt und verringern damit den tatsächlichen Zinngehalt. Schlacken aus der Zinnverhüttung sind daher ein wichtiger Rohstoff für die Gewinnung von Tantal.

Kassiterit wird bei Temperaturen um die 1000 Grad Celsius verhüttet. Das gewonnene Zinn wird als ungiftiger, rostbeständiger Überzug von Stahlbehältern (Weißblech), sowie zur Herstellung verschiedener Haushaltsgegenstände wie Teller oder Krüge, aber auch Zier- und Spielgegenstände wie Zinnfiguren verwendet. Daneben dient es in Legierung mit Blei auch als niedrigschmelzendes Weichlot.

als Schmuckstein

Gut ausgebildete Kristalle werden zu Schmucksteinen verarbeitet. Diese sind jedoch je nach Zinnanteil sehr empfindlich gegen verschiedene Säuren und Erwärmung. Kassiterit kann der Farbe und des Glanzes wegen leicht mit farbigen Diamanten, Rauchquarz, Scheelit, Zirkon und anderen verwechselt werden.

Siehe auch

Einzelnachweise

Literatur

  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3.
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 101.

Weblinks

Commons: Cassiterite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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