Grundfarbe

Grundfarbe

Grundfarben sind im engeren Sinne die theoretisch in einem gewählten Farbraum als Bezugswert zugrunde gelegten Farbvalenzen. Im weiteren Sinne sind es die zum Mischen, um eine bestimmte Farbwahrnehmung zu erreichen, nutzbaren Farbmittel.

Begriffe

Farbvalenz = Farbe, wie man die Leuchtdioden wahrnimmt
Farbreiz = Spektrum von Leuchtdioden in Rot, Grün, Blau und Weiß

Spektralfarbe

Hauptartikel: Spektralfarbe

Spektralfarben sind die leuchtstarken, reinen Farben, wie sie sich im Sonnenspektrum, am Rand von CDs oder beim Regenbogen zeigen. Newton ordnete wegen der heiligen Zahl Sieben diesem Kontinuum sieben Grundfarben zu: Violett, Indigo, Blau, Grün, Gelb, Gelbrot, Rot, obwohl das Kontinuum eine durchgehende Farbenfolge bietet. Das „weiße“ Licht wird durch Beugungs- oder Interferenzeffekte in die „bunten“ Farben des Spektrums zerlegt. Genauer sind es Farbreize die durch die wellenlängenabhängige Aufspaltung als Farbvalenzen wahrgenommen werden. Eine Spektralfarbe ist dabei typischerweise das Aussehen einer „einzelnen“ Wellenlänge oder (realer) monochromatisches Licht. „Mischungen“ aus mehreren Spektralfarben bezeichnet man als Valenzfarben, so ist die Valenzfarbe Magenta eine „Überlagerung“ der Spektralfarben Violett und Rot.

Farbvalenz

Das auslösende Ereignis des Farbeindruckes ist der Farbreiz, die daraus folgende rechnerische Größe (Zahlenwert oder Vektor) ist die Farbvalenz.

Bei der Erarbeitung des CIE-Normvalenzsystems wurden drei Primärvalenzen als Eichfarbwerte ermittelt, die aus den Empfindlichkeiten der drei Zapfen abgeleitet sind. Die Primärvalenzen entsprechen also dem LMS-Farbraum, dabei wird der L-Zapfen(valenz) mit $ {\vec {R}} $ bezeichnet, dem M-Zapfen wird die Primärvalenz $ {\vec {G}} $ zugeordnet und die aus dem Empfindlichkeitsspektrum der S-Zapfen abgeleitete Primärvalenz wird mit $ {\vec {B}} $ bezeichnet. Diese Primärvalenzen werden als Basisvektoren eines dreidimensionalen Farbraumes genutzt. Die Buchstaben L, M und S für die Zapfen stehen für long-, medium- und shortwave.

Bei den Anfängen der Farbmessung wurden diese Primärvalenzen mittelbar gemessen. Bei dieser Messtechnik wurde (durch Ändern des Vergleichslichtes) Licht abgezogen, sozusagen Farbe weggenommen. Um solche negativen Farbwerte zu vermeiden, wurden nach den Rechenvorschriften für Vektoren virtuelle Grundvalenzen abgeleitet, die den Farbraum aufspannen, dies sind

$ {\vec {X}} $ als Rot-, $ {\vec {Y}} $ als Grün- und $ {\vec {Z}} $ als Blauvalenz.

Grundfarbe

Obwohl das sichtbare Spektrum und auch die Vielfalt aller Farbnuancen praktisch ein Kontinuum bilden, ist für die Verständigung eine Beschränkung auf wenige Farbnamen notwendig. Je nach Sprache und Kultur gibt es in der Regel zwei bis sechs Namen für Farben, die auch als Grundfarben gelten.

Werden nur zwei Grundfarben unterschieden, dann sind dies gewöhnlich „Schwarz“ und „Weiß“, besser „Hell“ und „Dunkel“ oder eben (Nacht-)Blau und (Licht-)Gelb. Als Regel kann gelten, dass Sprachen, die mehr als zwei Farben (Schwarz/Weiß) unterscheiden, zunächst „Rot“ als dritte Grundfarbe kennen. Für Goethe steht „Blau“ für „Dunkel“(heit), „Gelb“ für hell und licht als Basisfarbe, Rot (und Grün) ist daraus eine Mischung.

In der Erfahrung der Kunstmaler und dann theoretisch bei dem Franzosen Blonde und in Youngs Drei-Farben-Theorie begründet sind dies: Rot, Gelb, Blau. Dies sind grundlegende Farben, aus denen alles andere ermischbar ist. Entsprechend der Gegenfarbentheorie von Ewald Hering existieren vier Grundfarben, diese bilden die Paare Grün-Rot und Blau-Gelb (neben Hell-Dunkel).

Für den RGB-Farbraum sind es die drei Valenzen Rot, Grün, Blau, auf die die Leuchtstoffe des Monitors optimal abgestimmt werden. Hilfsweise wird in neueren Geräten wieder ein Gelb zugewählt, um den LMS-Farbraum des Auges besser zu simulieren.

Primärfarben und Sekundärfarben

Primärfarben nennt man die Ausgangsfarben eines gedachten oder tatsächlichen Mischprozesses. Für die additive Mischung sind es die Lichtfarben ein Rot, ein Grün und ein Blau. Für die subtraktive Mischung sind Primärfarben die Körperfarben ein Cyan, ein Gelb und ein Magenta. Sekundärfarben sind Mischungen aus zwei Primärfarben.

Rudolf Arnheim empfiehlt, zwischen „generativen“ und „fundamentalen“ Primärfarben zu unterscheiden[1]. Generative Primärfarben sind Farben, die zum Mischen, also zum Generieren von Sekundärfarben verwendet werden. Fundamentale Primärfarben sind dagegen die Primärfarben der psychologischen Ebene. Es zeigt sich, dass Versuchspersonen jede Farbe gut beschreiben können, indem sie die Farben als Mischungen der vier Farben Rot, Gelb, Grün und Blau beschreiben (darauf basiert das NCS). Dagegen ist es psychologisch kaum möglich, sich ein Gelb als Mischung von Rot und Grün vorzustellen (als additive Mischung). Auch ist ein „bläuliches Gelb“ kaum als Gelbgrün vorstellbar (als subtraktive Mischung).

Optimalfarben

Spektrum einer Optimalfarbe

Von Wilhelm Ostwald und von Robert Luther vertieft entstand der Begriff der Optimalfarben für idealisierte Farben, die auf Ausschnitten vom Spektrum beruhen, wobei die Intensität nur die Werte 0 und 1 annehmen. Je nach Lage der Sprungwellenlängen gibt es blaue Kurzendfarben, grüne Mittelfarben, rote Langendfarben und violette Mittelfehlfarben.

Hell-Dunkel, Unbuntfarben

Etwas abseits der bunten Farben finden sich Schwarz und Weiß, die „extremen“ Fälle von Neutralgrau. Diese Unbuntfarben nehmen eine gesonderte Rolle ein, da sie (eben gerade) nicht bunt sind.

Bei Wilhelm Ostwald finden sich die Begriffe als verhüllte (das ist verschwärzlicht) und verweißlichte Farben, die er den Optimalfarben entgegensetzte. Den Durchbruch hierfür schaffte Siegfried Rösch, indem er aus den Optimalfarben den Begriff der Relativ-Helligkeit ableitete.

Vollfarbe

In Ostwalds Farbkreis ist Vollfarbe die Bezeichnung für die Buntheit. Es sind die gesättigsten und reinsten (weil eng begrenzten) Optimalfarben. In diesem Farbsystem werden die Farben durch Schwarz trüber also weniger gesättigt, verschwärzlicht. Der Zusatz von Weiß, das Verweißlichen, bedingt eine Zunahme der Helligkeit der Farbe. Wenn der Weißanteil den Anteil Vollfarbe verdrängt hat erhält man die Unbuntfarbe Weiß. Die gesamte Anteilsumme »Farbe = Vollfarbeanteil v + Weißanteil w + Schwarzanteil s« liegt dabei immer bei 100 %, mehr als Farbe geht nicht.

Urfarben

Nach Ewald Hering gibt es die vier Urfarben Rot, Gelb, Blau und Grün, wobei die Farbenpaare Rot/Grün, Blau/Gelb und Schwarz/Weiß einander als Gegenfarben ausschließen. In seiner Farbtheorie bildet Küppers aus den drei „Empfindungskräften“ des Sehorgans die Urfarben, die zu den Farbempfindungen Orangerot (R), Grün (G) und Violettblau (B) führen.

Grundfarben in Sprachen

Der als kontinuierlich empfundene Farbkreis kann unterschiedlich eingeteilt werden. Was als Grundfarbe bezeichnet wird, hängt von kulturellen Traditionen und Konventionen ab.

Im europäischen System (indoeuropäischer Sprachraum) benennt man vier (bzw. sechs) Farben: Neben „Schwarz“ und „Weiß“ sind die vier „bunten“ Farben „Rot“, „Blau“, „Gelb“ und „Grün“ bekannt. Dieses Namenssystem ist allerdings relativ jung. In der Antike galten noch ganz andere Grundfarben. Noch im Althochdeutschen konnte man das lateinische Wort flavus („gelb“) gleichermaßen mit „gelb“ und „blao“ übersetzen. Beide Farbworte sind wohl germanischen Ursprungs.

Germanische Farbnamen drangen nach der Völkerwanderungszeit auch in die romanischen Sprachen ein: Die germanischen Farbworte „gel“ (gelb[2], englisch „yellow“) findet sich als „giallo“ im Italienischen und ähnlich zum Teil auch in anderen romanischen Sprachen wieder. Ebenso wurde das althochdeutsche „blao“ (blau) von mehreren romanischen Sprachen übernommen: fr: „bleu“, it: „blu“ und katalanisch: „blau“.

Auch das Wort „blanc“ (frz. und katal. für „weiß“, ebenso ital. „bianco“, span. „blanco“ und port. „branco“) hat einen im deutschen Wort „blank“ noch erkennbaren germanischen Ursprung. Das eigentliche lateinische Wort für „weiß“ war dagegen albus (vergleiche Album), was im portugiesischen „alvo“ („weiß“, „rein“), im rumänischen „alb“ („weiß“) und im spanischen „alba“ („Morgengrauen“) fortlebt.

Das aus älteren (süd)französischen Varietäten bekannte Farbwort „azur“ (vgl. „Côte d'Azur“) findet sich auch in italienisch: „azzurro“ und spanisch: „azul“ wieder. Originär Italienisch Sprechende empfinden „blu“ (Dunkelblau) und „azzurro“ (Himmelblau) als völlig verschiedene Grundfarben, etwa wie Gelb und Grün für einen Deutschsprachigen unterschiedliche Farben darstellen. Für die Römer war der Himmel nicht „blau“, sondern „hell“.

Im Griechischen steht „χλωρός“ (chloros) für „gelb-grün“ (vgl. das Element Chlor und Chlorophyll), „γλαυκός“ (glaucos) ist ein stumpfes „blau-grau-grün“ (vgl. hierzu Glaukom).

Die japanische Sprache kennt außer der Entlehnung von „gurin“ (green) aus dem Englischen keine Kategorie Grün, vielmehr wird „Grün“ als (gelbe) Schattierung von Blau angesehen (Ausbausprache).

Die chinesische Sprache unterscheidet zwei Arten von Grün: 綠色 (lü se) oder nur 綠 (lü) für ein helles, eher gelbliches Grün und 青色 (qing se) für ein sattes, ins Bläuliche übergehendes Grün, Türkis oder Cyan.

Weitere Farbräume und -modelle

Literatur

  • Harald Küppers: Das Grundgesetz der Farbenlehre. 10. Auflage. DuMont, Köln 2002.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rudolf Arnheim, Kunst und Sehen - Eine Psychologie des schöpferischen Auges, de Gruyter 2000
  2. vergleiche den Kinderliedttext: ›Safran macht den Kuchen gel‹